Canyon Scampr MTB-SchuheSuper-Treter für Trail, Enduro & Gravel?

Stefan Frey

 · 13.12.2024

Canyon hat mir dem Scampr jetzt auch MTB-Schuhe für Trail- und Gravelbiker im Programm. Ob er mit der starken Leistung der MTBs des Versenders mithalten kann?
Der Canyon Scampr Trail ist der zweite Wurf im neuen Schuh-Sortiment des Versenders. Neben seiner innovativen Konstruktion will der Sampr vor allem mit hochwertiger Ausstattung zum vernünftigen Preis punkten. Ob das klassische Versender-Prinzip auch bei MTB-Schuhen aufgeht?

Bikes, Zubehör, Klamotten und jetzt: Schuhe! Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis sich der Koblenzer Versender in seinem Sortiment bis zu unseren Füßen vorarbeitet. Speziell für Mountainbiker und teils auch für den Gravel-Einsatz hat Canyon inzwischen zwei Modelle im Angebot.

Den leichten Tempr CFR, den wir ebenfalls schon ausgiebig testen konnten, schiebt der Hersteller für Race-Piloten an die Startlinie. Mit dem ebenfalls neuen Scampr zielt Canyon auf alle Stollen-Biker, die das Abenteuer abseits befestigter Wege suchen – Gravelbiker sind hier ausdrücklich eingeschlossen, auch wenn der Scampr weniger wie ein Schuh für Schmal-Bereifte wirkt.

Canyon Scampr: Ausstattung & Besonderheiten

159,95 Euro verlangt Canyon für den Scampr, was für einen Bike-Schuh in der heutigen Zeit, traurigerweise, gar nicht mal so teuer ist. Wie zu erwarten, packt der Versender dafür aber auch ordentlich Ausstattung in seinen neuesten Wurf. Den hochwertigen Li2 Drehverschluss von Boa, der eine Anpassung in beide Richtungen ermöglicht, sucht man in dieser Preisklasse ansonsten vergeblich.

Für Schuhe mit dem Li2-Drehverschluss von Boa muss man in der Regel tiefer in die Tasche greifenFür Schuhe mit dem Li2-Drehverschluss von Boa muss man in der Regel tiefer in die Tasche greifen

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Auch sonst zeigt die Konstruktion des Canyon-Schuhs viel Liebe zum Detail. Auf eine klassische Zunge verzichtet der Scampr. Stattdessen umschließt stretchiges Mesh-Gewebe den Fuß vollflächig wie eine Art Socke, was Druckstellen verhindern und die Luftdurchlässigkeit erhöhen soll. Damit der Fuß trotz der komfortablen Konstruktion fest im Schuh sitzt, verteilen drei breite Laschen den Zug des Boa-Systems großflächig über den Fußbogen. Auch eine hochwertige Solestar-Einlage mit leichter Pelotte ist alles andere als selbstverständlich in diesem Preisbereich. Den Kontakt zum Boden stellt der Scampr über eine mit Vibram zusammen entwickelte Laufsohle her.

Sitzt fast wie eine Socke und verhindert Druckstellen: die Wrap-around-Zunge am neuen ScamprSitzt fast wie eine Socke und verhindert Druckstellen: die Wrap-around-Zunge am neuen Scampr

Passform & Tragekomfort

Der Fit des Canyon Scampr wurde laut Hersteller anhand einer ausführlichen Datenanalyse entwickelt. Klar ist, dass kein Schuh optimal zu jedem Fuß passen kann. Doch aus unserer Sicht haben die Koblenzer bei ihrem Erstlingswerk vieles richtig gemacht. Während Mittelfuß und Ferse etwas enger vom Schuh umschlossen werden, bleibt an den Zehen mehr Platz und Bewegungsfreiheit, was sich vor allem auf längeren Touren als Komfort-Booster herausgestellt hat.

Der breitere Schnitt verhindert Druckstellen und Taubheitsgefühle an den ZehenDer breitere Schnitt verhindert Druckstellen und Taubheitsgefühle an den Zehen

Druckstellen? Dank des flexiblen Mesh-Materials kein Thema. Weder im Bereich der “Zunge”, noch an den Knöcheln fällt der Scampr unangenehm auf. Die Ferse wird bei Antritten und auch beim Laufen fest im Schuh gehalten. Dafür ist hauptsächlich die durchdachte Verschluss-Konstruktion des Canyon Scampr mit ihren drei breiten Lachen verantwortlich, mit der sich erstaunlich viel Zug auf den Fuß bringen lässt. So leicht wie bei einem normalen Schuh gelingt der Einstieg zwar wegen der “Wrap-around-Zunge” nicht, sofern der Boa-Verschluss weit genug geöffnet ist, flutscht der Fuß aber auch so ohne großen Kraftaufwand an seinen Platz.

Leichtgängiges Schnürsystem und die breiten Laschen ermöglichen eine feine Anpassung und gute DruckverteilungLeichtgängiges Schnürsystem und die breiten Laschen ermöglichen eine feine Anpassung und gute Druckverteilung

Der Canyon Scampr in der Praxis

Bei der Sohlenkonstruktion ist Canyon ein guter Kompromiss aus Steifigkeit und Abrollkomfort gelungen. In Verbindung mit dem guten Halt bringt man ordentlich Kraft aufs Pedal. Ein- und Ausklicken ist dank des langen Pedalkanals auch mit Schmodder an den Füßen kein Problem. Dennoch funktioniert der Scampr am besten, wenn er von einem etwas größeren Pedalkörper gestützt wird. Für kleine Race-Pedal-Käfige ist der Schuh aus unserer Sicht zu wenig steif.

Eine hochwertige Einlegesohle sollte eigentlich zum guten Ton gehören. Canyon ist hier leider eher die AusnahmeEine hochwertige Einlegesohle sollte eigentlich zum guten Ton gehören. Canyon ist hier leider eher die Ausnahme

Kritik gibt es vor allem für die Sohle. Mit feuchten Böden, rutschigen Wurzeln oder glatten Felsen kommt das Profil trotz Vibram-Gummi nur schlecht zurecht. Schiebepassagen durch den herbstlichen Mix aus modrigen Blättern und matschigen Böden werden schnell zur Rutschpartie. Von einem Schuh für Gravel-Abenteuer und Trail-Experimente hätten wir uns mehr erwartet.

Eigentlich ein Garant für guten Grip, konnte uns die schwacj profilierte Vibram-Sohle am Scampr nicht überzeugenEigentlich ein Garant für guten Grip, konnte uns die schwacj profilierte Vibram-Sohle am Scampr nicht überzeugen

Angenehm dagegen ist das erstaunlich luftige Material. Während die Füße in vielen aktuellen Trail-Schuhen zumindest an heißen Tagen dahindampfen wie in Plastiktüten, herrscht im Scampr meist ein gut erträgliches Klima.

Canyon Scampr – Infos & Preis

  • Boa Li2-Drehverschluss mit drei breiten Laschen
  • Vibram-Sohle
  • hochwertige Solestar-Einlegesohle
  • luftiges und komfortables Mesh
  • umlaufende Wrap-around-Zunge aus stretchigem Mesh
  • leichter Zehenschutz
  • erhältlich in schwarz und silber
  • Größen: 36 bis 48
  • Gewicht: 945 Gramm (Größe 46)
  • Preis 159,95 Euro

Fazit zum Canyon Scampr Trail MTB-Schuh

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Schuhe gibt es eigentlich schon genug, doch ständig kommen neue Marken und Modelle dazu. Braucht es jetzt also auch noch Schuhe vom Bike-Versender? Aus rein funktioneller Sicht muss ich sagen, ja: denn Canyon macht mit dem Scampr vieles richtig. Die Ausstattung mit hochwertigem Boa-Verschluss, Solestar-Einlage und Vibram-Sohle sucht zu diesem Preis ihres gleichen. Passform und Tragekomfort sind ebenfalls gelungen. Die sockenähnliche Zunge und luftiges Mesh schmeicheln dem Fuß. Der dreilaschige Boa-Verschluss läuft super und fixiert Fuß und Ferse sicher im Schuh, was die Kraftübertragung fördert. Den Zehen lässt Canyon dafür mehr Raum, was den Komfort auf langen Touren fördert. Weniger gelungen ist die Vibram-Sohle, die nur auf einfachem, trockenem Terrain gut zurechtkommt. Sobald es feucht und rutschig wird, fehlt der Grip – nicht optimal für einen Abenteuer-Schuh. Ansonsten hat der Scampr aber rundum überzeugt.

Vorteile & Nachteile des Canyon Scampr

+ sehr gute Ausstattung zum fairen Preis
+ komfortable Passform und solide Kraftübertragung
+ durchdachtes Anpassungssystem
+ nicht zu schwitzig auch an warmen Tagen

- schwaches Profil mit wenig Grip
- auf Pedalen mit kleinem Käfig nicht ideal

Ein MTB-Schuh für alle Fälle? Gar nicht so leicht. Allround-Modelle müssen nicht nur ordentlich Kraft aufs Pedal bringen, sondern auch bei Schiebe- und Tragestücken eine gute Figur machen. Welcher Tourenschuh schafft den Spagat zwischen den Anforderungen am besten? Wir haben sechs aktuelle MTB-Schuhe für den Trail- und Enduro-Einsatz getestet.

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