Nochmal kurz zur Theorie ein paar Herstellerangaben: Die Gore-Tex Koala Membran soll den Biker nicht nur wärmen und vor Nässe schützen, sie soll auch atmungsaktiv sein, damit die Füße nicht zu sehr ins Schwitzen kommen. Für den Kälteschutz ist neben der Gore-Tex Membran auch das integrierte Fleece verantwortlich. Das Obermaterial besteht aus einem mehrlagigen Ripstop-Gewebe und soll strapazierfähig und abriebfest sein. Zusätzliche Strapazierfähigkeit und Schutz für die Zehen bietet die großzügige, thermolaminierte Kunststoffbeschichtung (PU) im Seiten-, Fersen- und Zehenbereich.
Der Nanuq sieht ziemlich spacig aus. Die perfekt glatt verklebten Nähte, die Boa-Schnürung und der kurze Reißverschluss deuten an: Hier soll kein Wasser eindringen!. Offenbar soll aber erstmal auch kein Fuß eindringen. Denn das erste Anziehen gestaltete sich schwierig. Die Öffnung wird mit dem 5 Zentimeter langen Reißverschluss kaum erweitert. Den Fuß da reinzuquetschen und dann mit den Zehen den Boa-Verschluss aufdrücken ist das Gegenteil von “reingleiten”. Wie lange der Reißverschluss so ein Gewürge wohl mitmacht, bevor Schäden entstehen? Ist man dann erstmal drin, sitzt der Schuh nahezu perfekt am Fuß. Boa-Zug zugedreht, Reißverschluß hochgezogen und der Fuß wird sanf aber eng umschlossen. Beim Gehen und Hpüpfen auf der Stelle bemerken wir die recht harte Sohle - eigentlich sollte die gar nicht so extrem hart sein, fühlt sich aber an, wie ein Brett. Dadurch entsteht leichter Schlupf an der Ferse - stundenlanges Bergaufsteigen zu Fuß möchte man damit spontan unterlassen. Mal sehen, ob die im Praxiseinsatz noch weicher wird?
Im Geländeeinsatz fallen zwei Dinge sofort auf: Der Schuh ist sehr warm und er überträgt die Kraft sehr direkt aufs Pedal! Der NanuQ wirkt enorm steif und direkt. Mein Vergleich ist ein älterer Shimano Winterschuh, der dagegen deutlich weicher wirkt. Auch bei der Thermoregulation ist der Nanuq eine ganze Klasse besser. Bei Testfahrten im Winter, speziell wenn der Boden nicht komplett hart gefroren, sondern matschig ist, werden die Füße von Testfahrer Christian Schleker nach spätestens einer Stunde langsam kalt und dann taub. Zwei Stunden Winterdreck und das Gehen zur Dusche anschließend ist wie auf tauben Eisklötzen - zumindest bisher. Mit dem Fizik waren die letzten 5 Touren bei Dreckswetter zwar immer noch Touren in Drecksweetter, aber die Füße! Trocken! Warm! Wohlig! Besser geht nicht. Oder doch?
So gut der Schuh am Fuß auch sitzt und die Kraft direkt ans Pedal überträgt, beim Gehen in steilem Gelände bergauf ist er nicht perfekt. Das Profil ist sehr griffig, selbst in vereistem Matsch war kein Wegrutschen das Problem. Aber man fühlt sich dann trotzdem nicht perfekt beschuht, weil die Fersen bei jedem Tritt leicht hochschlupfen. Den Boa-Verschluss megafest anzuziehen brachte keine Verbesserung. Wer also einen Schuh zum Bike-Bergsteigen sucht, oft lange und ausgiebig in steilem Gelände schieben muss, oder gerne noch die letzten Meter zum Gipfelkreuz zu Fuß ersteigt, der sollte den Fizik im Shop ausgiebig testen. Natürlich sind Füße unterschiedlich und nicht bei jedem muss der Schlupf so deutlich passieren, wie bei unserem Tester.
Ein Winterschuh muss in erster Linie den Winter draußen halten und dafür sorgen, dass Füße auch bei längeren Touren in Schnee und Minustemperaturen nicht zu Eisklumpen erstarren. Und das macht der Fizik Nanuq GTX perfekt! Auch nach zwei Stunden in nass-matschig-eisigen Bedingungen sind die Füße unseres Testers trocken, warm und wohlig. Besser geht es kaum! Der Einstieg ist dafür etwas beschwerlich, weil der Schaft sehr eng geschnitten ist und über den kurzen Reißverschluss kaum aufgeweitet wird. So sitzt er aber auch sehr eng am Knöchel und lässt keine Feuchtigkeit oder Dreck eindringen, selbst wenn die Hose mal hochrutscht und den Schaft freigibt. Der Fersenschlupf war ein leichter Dämpfer in der Euphorie, den perfekten Winterschuh gefunden zu haben. Aber das kann auch an der Fußform des Testers liegen und muss nicht für jeden gelten. Deshalb: Im Shop unbedingt Probelaufen!