Stefan Frey
· 19.05.2021
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Dank neuer Technologien versprechen Helmhersteller besseren Schutz vor schädlichen Rotationskräften. Doch können MIPS und Co. das Versprechen auch einlösen? Zehn MTB-Helme im Crash-Test.
Ginge es nach der Prüfnorm EN 1078 für Fahrradhelme, würden Biker bei einem Sturz stets frontal gegen ein unbewegliches Hindernis rauschen. Als sturzerprobter Biker weiß man aber: So ein Frontalaufprall kommt äußerst selten vor. Laut Unfallstatistiken gehen Biker in der Regel in einem Winkel von etwa 45 Grad zu Boden. Beim schrägen Aufprall wird der Kopf in eine abrupte Drehbewegung versetzt – und das kann sehr schädlich für unser Gehirn enden. Aus dieser Erkenntnis heraus haben schwedische Forscher bereits 2007 das MIPS-System entwickelt. Das Versprechen: Eine dünne Kunststoffschale, die im Helm gleiten kann, soll die Rotationsbewegung reduzieren und so das Gehirn besser schützen.
Heute haben nahezu alle namhaften Helmhersteller Modelle mit MIPS im Sortiment oder selbst ein eigenes System entwickelt, das in ähnlicher Weise funktionieren soll. Doch Studien zur Wirksamkeit von MIPS und Co. kamen bisher fast ausschließlich aus den Marketing-Abteilungen – also mit eher zweifelhafter Glaubwürdigkeit. Eigentlich müsste der TÜV als unabhängige Prüfinstanz einen adäquaten Test entwickeln – doch passiert ist bislang nichts. Also haben wir in unserem Labor einen eigenen Helmprüfstand entwickelt, und das auf der Grundlage aktuellster wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Für diesen Test haben wir zehn Trail-Helme angefordert, und zwar gleich in dreifacher Ausführung – denn mindestens zwei Exemplare sollten auf dem Prüfstand gecrasht werden. In den zehn Modellen kommen sechs unterschiedliche Technologien zum Einsatz, die Rotationskräfte reduzieren sollen. Fünf Modelle setzen auf das MIPS-System. Das Ergebnis unseres Aufpralltests ist erstaunlich: Bei MIPS-Helmen besteht im Fall eines Sturzes ein im Schnitt um 50 Prozent geringeres Risiko, eine mittelschwere Gehirnerschütterung zu erleiden. Prof. Dr. med. Lorenzl, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, schätzt die Ergebnisse unseres Tests als äußerst signifikant ein. Schon eine Verbesserung von zehn Prozent, sagt der Experte, sei aus medizinischer Sicht ein riesiger Fortschritt. Doch auch bei den Beschleunigungswerten, die Teil der Normprüfung sind, überzeugen die aktuellen Helme: Mit im Schnitt 102 g unterbieten alle Modelle den zulässigen Wert von 250 g deutlich. In diesem Bereich sei nicht mehr von schweren Hirnschädigungen auszugehen, so der Neurologe.
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