Stefan Frey
· 18.02.2025
Schienen, die mit einer eleganten Drehung auseinandergleiten wie die Flügel eines Raumgleiters, so etwas haben wir bei einem Fahrradträger-Test auch noch nicht gesehen – ziemlich abgespaced. Damit schindet der Genio Pro Advanced schon beim Aufbau Eindruck. Ob uns der teuerste Fahrradträger in unserem Vergleich auch sonst mit seiner Funktion überzeugen kann? Wir sind gespannt.
Zu tun gibt es vor der ersten Fahrt mit dem Atera wenig. Der wuchtige Fahrradträger – 21,3 Kilo Gesamtgewicht – rutscht komplett vormontiert aus der Verpackung. Lediglich VW-Bus-Fahrer, V-Klasse Besitzer und Co stehen vor einer kleinen Umrüstaktion: Über zwei mitgelieferte Adapter lässt sich der Abklappwinkel des Genio nämlich von 55 Grad bis auf 85 Grad erweitern. Dann schwenken auch die großen Heckklappen sicher am Fahrradträger vorbei und der Zugang zum Kofferraum bleibt frei. Ein nettes Feature, das so in unserem Vergleich einzigartig ist.
Ansonsten punktet der Genaio mit seiner wertigen Anmutung. Sämtliche Kanten an den Kunststoffen sind geglättet, die langen Ratschenbänder lassen sich ordentlich verstauen und auch die Kabel sind sauber am Träger geführt. Nur die schwenkbaren Radschienen klappern leicht in ihrer Halterung sowohl im auf- als auch im zugeklappten Zustand. Bei einem Preis von annähernd 1000 Euro hätten wir uns hier mehr erwartet. Auch Felgenschoner für die Rastbänder muss man sich noch separat dazubestellen. Wer zwei schwere E-Bikes auf dem Atera transportieren möchte, sollte auch die zulässige Stützlast seiner Anhängekupplung im Blick haben. In Verbindung mit dem hohen Eigengewicht des Trägers landet man hier schnell bei fast 70 Kilo.
Ähnlich wie bei Eufab ProBC2, MFT Compact 2e+1 und Thule EasyFold 3 sind auch beim Atera Fahrradträger Griffe an den Enden der Schienen eingelassen. Im zusammengeklappten Zustand ergibt sich aber durch das spezielle Faltsystem eine Besonderheit: Die Rückleuchten zeigen beim Transport geschützt nach hinten, Richtung Bügel. Zudem weist die schmutzige Unterseite des Trägers nach innen, das hält beim Transport die Hose und den Kofferraum sauber.
Allerdings liegen die beiden Schienen hier durch das eigenständige Klappsystem nicht bündig aneinander und können nicht zusammen einhändig gegriffen werden. Den Träger mit beiden Händen zu fassen und zu transportieren hat sich in unserem Test als nicht praxistauglich erwiesen, da wir den schweren Träger so entweder vor dem Körper halten mussten oder aber seitlich, wodurch wir mit den Beinen beim Transport am Material streiften. In Verbindung mit dem hohen Gewicht zeigt sich der Atera beim Transport als etwas unhandlicher als die Konkurrenz.
Nachdem man den Genio auf die Kupplung gehievt hat, muss man zuerst die Schienen auseinanderklappen, um an den Spannhebel zu kommen – der ist hier mittig zwischen den Schienen platziert. Der Träger bleibt allerdings jetzt schon sicher in Position. Vorteil: Dadurch lässt sich der Atera gut mittig ausrichten. Eine Anzeige für eine sichere Klemmung gibt es beim Atera Fahrradträger leider nicht.
Beim Befestigen der Bikes sind wir gleich auf mehrere Probleme gestoßen. Beim Versuch, unsere Test-Bikes auf dem Träger zu montieren und den Greifer an die passende Position zu setzen, kippte immer wieder der Vorderreifen auf den abfallenden Schienen, was die Montage erschwerte. Die Ratschenbänder bieten nur wenig Spielraum, wenn man das zweite Bike für eine passende Greifer-Position seitlich versetzen muss. Zudem sind die Ratschen der inneren Schiene nach hinten gerichtet, was das Handling erschwert. Insgesamt bietet der Atera Fahrradträger bei langen Radtsänden nur wenig Spielraum.
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Auch die Greifarme konnten uns nicht überzeugen. Zwar lassen sie sich mit längeren Gurten ausrüsten und packen dann auch fette Rohre zuverlässig, die Ratschen laufen aber sehr hakelig. Besonders umständlich ist das Versetzen der Greifer. Zum einen bietet der stark gerundete Bügel recht wenige Positionen, zum anderen müssen die Greifer umständlich geöffnet und dann samt darunterliegender Gummierung versetzt werden. Im Test war dieses System das mit Abstand komplizierteste.
Für Rennräder, Gravelbikes und Mountainbikes mit schmalen Reifen und kurzen Radständen mag der Atera Fahrradträger funktionieren. Möchte man allerdings zwei moderne Bikes mit langen Radständen oder wuchtige E-Bikes mit oft komplizierten Rahmenformen transportieren, kann es bei der Montage am Genio zu Problemen kommen. Auch der schmale Schienenabstand kann dazu führen, dass sich Rahmen und Gabel der beiden Bikes am Träger in die Quere kommen.
Extrem schwerer und stabil konstruierter Fahrradträger mit unnötig verspieltem Handling. Die schwenkenden Schienen schützen die Lichtleiste, formen aber keinen guten Griff. Der Genio punktet mit leichter Montage auf der Kupplung, schwächelt beim Handling: umständlich versetzbare Greifer, hakelige Rastbänder, wenige Klemmpositionen. Lange Radstände und voluminöse Rohre lassen sich nur mit den optionalen, längeren Rastbändern fixieren. Top: Abklappwinkel auf 85 Grad erweiterbar.