Laurin Lehner
· 19.07.2025
Commuter-Rucksäcke: Alltagstauglich, durchdacht, vielseitig? Wer täglich mit dem Rad, Zug oder Bus pendelt, stellt andere Anforderungen an einen Rucksack als Freizeitnutzer. Commuter-Rucksäcke sind speziell für den Alltag konzipiert: Sie bieten gut organisierte Fächer für Laptop, Unterlagen und Technik, sind oft wetterfest und lassen sich bequem tragen – und das sollen diese zwei Modell auch auf dem Fahrrad. Denn etwa jeder zehnte deutsche Berufspendler fährt mit dem Fahrrad zur Arbeit. Dies entspricht etwa 10% der Berufspendler in Deutschland. Im Vergleich zu herkömmlichen Rucksäcken punkten sie mit durchdachtem Stauraum, funktionalen Details wie reflektierenden Elementen oder Schnellzugriff-Fächern und sind meist schlanker geschnitten, um in vollen Verkehrsmitteln nicht im Weg zu sein.
Wir haben zwei solcher Rucksäcke verglichen, beide vom Münchner Label Evoc. Einer sehr hochpreisig, der andere eher günstig. So wollen wir die ewige Frage beantworten: Ist teuer immer besser?
Der Evoc Mission Pro 28 ist eines der Top-Modelle im Commuter-Segment bei Evoc. Der Name sagt’s: „Pro“ (!). Mit rund 28 Litern Fassungsvermögen und einem Laptopfach soll der Mission Pro die Bedürfnisse von Pendlern erfüllen. Im Gegensatz zum günstigeren Pendant gibt es hier das Air Pad System-Rückensystem, das den Rücken beim Radeln belüften und das T-Shirt auf dem Weg zur Arbeit trocken halten soll. Zwei Riemen an Brust und Hüfte fixieren den Rucksack. Beim Taschenmanagement wurde auch an Werkzeug und Kleinkram gedacht.
In den Evoc Mission passt jede Menge hinein. Die hellen Innenflächen sorgen dafür, dass nichts verloren geht. Mit Laptop im gesonderten Fach ist das Rückenteil ausreichend steif, ohne Laptop fehlt jedoch etwas Steifigkeit. Die Magnetverschlüsse funktionieren gut. Auch das Taschenmanagement gefiel, besonders in der Reißverschlusstasche oben lässt sich schnell etwas unterbringen. Hier hätten wir uns noch ein separates, gepolstertes Smartphone-Fach gewünscht. Beim Werkzeugfach wunderten wir uns über teils zu kurz vernähte Mini-Taschen (siehe Fotos). Was sich da wohl unterbringen lässt?
Auch die Seitentaschen lassen sich mit dem Magnetverschluss schließen. Hier kann man gut eine Regen- oder Windjacke verstauen. Beim Pendeln ins Büro mit dem Gravelbike fiel auf, dass bei sehr gestreckter Haltung die Aussparung am Nacken etwas großzügiger ausfallen könnte. Der Rücken bleibt dank des Rückensystems auch bei kurzen Fahrten im Hochsommer angenehm trocken.
Einen deutlichen Minuspunkt müssen wir dem Mission Pro für die nicht serienmäßig mitgelieferte Regenhülle geben. Bei einem so hochpreisigen Commuter-Rucksack ist das schwach. Dafür verlangt Evoc 25 Euro extra (>> z. B. hier erhältlich).
Pendelrucksack mit viel Volumen, soliden Features wie Laptopfach, funktionellem Rückensystem, Magnetverschlüssen und modernem Look. Der Preis ist hoch, und die fehlende Regenhülle ist bei einem Alltags-Pendler-Rucksack für den Preis ein echtes Manko.
Ist der günstigere Mission 22 eine Alternative zum hochpreisigen Pro-Modell? Der Mission 22 ist in drei Farben erhältlich und aktuell reduziert – teils kostet er 47,50 Euro, teils 95 Euro, je nach Farbmuster. Wir wollten wissen: Kann der Einfach-Rucksack als Commuter-Rucksack mit dem teuren Mission Pro mithalten?
Im Gegensatz zum hochpreisigen Pendant kommt der Mission 22 mit herkömmlichen Clip-Verschlüssen aus, die sich jedoch bewährt haben und in der Praxis sehr gut funktionieren. Auf Hüft- und Brustgurt muss man beim Mission 22 verzichten – das ist störend, wenn man den Rucksack schwer belädt, und erinnert vom Look her etwas an einen Kinderrucksack. Auch ein gesondertes Laptopfach (außen) hat der Mission 22 nicht im Programm. Dafür ein Laptop-Einschubfach im Rucksackinneren. Das Taschenmanagement weist viele Ähnlichkeiten mit dem teureren Pro-Modell auf. Auch hier: Keine mitgelieferte Regenhülle. Not cool!
Die Füllmenge von rund 22 Litern reicht für das Nötigste vollkommen aus: Regenjacke, Laptop, Notizbücher, Wechselklamotten. Das größte Manko des günstigen Mission ist das fehlende Rückensystem. Der Rucksack kommt ganz ohne Belüftung und Polsterung aus – so schwitzt man bei längeren Pendelfahrten schnell am Rücken, zumindest während unseres Testzeitraums im Juli. Das Taschenmanagement ist solide, auch hier hätte ein separates Smartphone-Fach in der Reißverschlusstasche im Deckel gutgetan.
Sehr einfacher Rucksack ohne belüftetes Rückensystem sowie ohne Hüft- und Brustgurt. Solides Taschenmanagement und saubere Verarbeitung. Kurzum: ein stylischer Rucksack ohne große Commuting-Funktionen. Aktuell spart man rund 50 Euro im Vergleich zum Mission Pro.
Ich habe gehofft, günstig siegt. Doch dem ist leider nicht so. Der günstigere Mission ist ein sehr einfacher Rucksack mit dem großen Manko des fehlenden belüfteten Rückensystems. Er ist ein stylischer, solider Freizeitrucksack, aber kein ausgeklügelter Commuting-Rucksack. Der teure (145 Euro) Mission Pro macht das besser und gewinnt daher im Duell. Ein Manko bei beiden Modellen: Die fehlende Regenhülle, die es nur gegen Aufpreis (25 Euro) gibt. Hallo, Regen gehört doch auch zum Commuting. Bitte nachbessern! - Laurin Lehner, BIKE-Test-Redakteur