Dieser Artikel wurde erstmalig am 6.11.2023 veröffentlich, auf Aktualität überprüft - und nun für gut befunden.
Am 29. Oktober war es mal wieder so weit – die Uhren wurden eine Stunde zurückgestellt. Spätestens jetzt ist es draußen dunkel, wenn wir uns auf den Weg von der Arbeit nach Hause machen. Wer dann noch eine Feierabendrunde anschließen möchte, kommt um eine passende Lampe nicht herum. Welche es sein soll, war zumindest für Mountainbiker lange Zeit klar: eine Helmlampe. So leicht und so hell wie möglich. Doch das Biken in freier Wildbahn steht schon seit Längerem in der Kritik: Nachtaktive oder in der Winterruhe befindliche Tiere können durch Nightrides gestört werden. Zwar hält sich das Problem in Grenzen, solange man sich auf häufig befahrenen Wegen aufhält, allerdings weht eh ein ganz anderer Trend frischen Wind in die Lampen-Thematik.
Seit das Pendeln mit dem Fahrrad – auch dank der Leasing-Angebote von Jobrad und Co – immer beliebter wird, konstruieren die Hersteller zunehmend besonders helle Scheinwerfer, die dennoch die Vorgaben der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) erfüllen. Einige verfügen zusätzlich über ein Fernlicht, das auch das Fahren abseits befestigter Wege ermöglichen soll. Wir haben sechs helle Straßenleuchten auf ihre Offroad-Tauglichkeit überprüft. Zudem geben wir die wichtigsten Infos rund um das Thema Beleuchtung und stellen ergänzend drei leichte Helmlampen sowie drei StVZO-Rücklichter vor.
Dass die reine Lichtausbeute von StVZO-Beleuchtung auch auf dem Trail kein Problem mehr darstellt, machen Lupine und Supernova eindrucksvoll klar. Mit 2400, beziehungsweise 3000 Lumen leuchten die Strahler im maximalen Modus heller als so manches Pkw-Licht. Zudem verfügen beide Lampen über ein „echtes“ Fernlicht, das den Lichtpegel nach oben erweitert und auch tief hängende Äste sichtbar macht.
Das Problem ist die Art und Weise der Montage: Für den Straßenverkehr muss die Lampe am Lenker angebracht sein. Weil der Blick des Fahrers der Lenkbewegung aber immer ein Stück voraus ist, steuert man in engen Kurven quasi ständig ins Dunkel – das ist nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich. Selbst die breiten Leuchtkegel von Lupine und Supernova können das Problem nicht gänzlich lösen. Auf breiten Forstwegen ist das kein Problem. Hier reicht sogar die Leuchtkraft einer Sigma Aura 100, um sicher in die Zivilisation zurückzufinden. Wer aber wirklich im Dunkeln über die Trails räubern will, kommt um Helmlampen, die wir in einem anderen Artikel getestet haben, nach wie vor nicht herum. Als Zusatzleuchte zur StVZO-Lampe am Lenker reichen dann aber kompakte Modelle wie die Cube Acid oder Lupines Piko völlig aus. Achtung beim Einbiegen in den Straßenverkehr: Spätestens dann muss die Helmbeleuchtung ausgeschaltet werden.
Für eine bessere Vergleichbarkeit der Lampen haben wir uns natürlich wieder auf eine nächtliche Foto-Session begeben und von allen Lampen im Test Leuchtbilder fotografiert. Welche Wirkung dabei ein echtes Fernlicht hat, zeigen eindrucksvoll die beiden Leuchten von Lupine und Supernova. Die Aufnahmen wurden mit einer Nikon Z6 II mit Nikkor Z 28-75mm f/2.8 und Blende f/22 sowie Belichtungszeit 30 geschossen.
Auch wenn die StVZO seit Jahren immer mehr in EU-Regeln überführt wird, wer aktuell auf deutschen Straßen unterwegs ist, braucht eine StVZO-konforme Beleuchtung. Maßgeblich sind für Fahrradfahrer §64, §65 und §67. Dank einiger Anpassungen sind die Vorschriften inzwischen praxistauglicher geworden. So darf die Beleuchtung auch abnehmbar sein und per Akku betrieben werden. Eine StVZO- Beleuchtung muss einen blendfreien Lichtkegel − ähnlich wie das Abblendlicht am Auto – aufweisen und mindestens 10 Lux generieren. Zusätzlich kann die Fahrradbeleuchtung auch über ein Fernlicht verfügen. Blinkende Front- oder Rücklichter sind nicht zugelassen. Ein bestimmter Winkel ist bei der Montage nicht mehr vorgeschrieben. Allerdings darf das Licht entgegenkommende Fahrer nicht irritieren. Ob eine Lampe der StVZO entspricht, erkennt man an der K-Nummer des Kraftfahrt-Bundesamts. Übrigens: Wer ohne entsprechende Beleuchtung angehalten wird, muss mit 20 Euro Bußgeld rechnen. Im Falle eines Unfalls kann man auf Schadensersatz und/oder Schmerzensgeld verklagt werden.
Verglichen mit den teils deutlich günstigeren Lampen enttäuscht die maximale Lichtausbeute der IQ-XM etwas. Sie leuchtet zwar weit, ausreichend breit und öffnet den Lichtkegel im Fernlicht auch leicht nach oben. Für echte Trail-Fahrten ist sie aber gerade im Nahbereich zu dunkel. Zudem ist das Leuchtbild wenig homogen. Die Fernbedienung arbeitet nur kabelgebunden, die Lenkerhalterung wirkt altbacken. Optional gibt es aber eine schicke Alu-Schelle. Sehr filigrane Steckverbindung. Gut fürs Pendeln auf Forstwegen, aber weniger für Trails gemacht.
Der halbkreisförmige Lichtkegel der Cateye geht wenig in die Breite und lässt vor allem den Nahbereich sehr dunkel erscheinen. Dafür reicht ihr Licht auch in 25 Metern Entfernung noch aus, um Hindernisse deutlich sichtbar zu machen. Der Akku ist rückseitig an den Lampenkopf angedockt und lässt sich einfach wechseln. Per Zusatz-Akku (69,95 Euro) ließe sich so die Laufzeit verdoppeln. Clever: Die Cateye lässt sich auch kopfüber am Lenker montieren, wenn man den Lampenkopf um 180 Grad dreht oder per Adapter zum E-Bike-Licht umfunktioniert. Insgesamt kurze Laufzeit und wenig trail-geeignet.
Preis: 109,95 Euro >> bei Bike-Components reduziert erhältlich
Gewicht fahrfertig 203 g
Akku-Laufzeit / Ladezeit* 4:06 h / 6:20 h
Lux* / Fernlicht / Akku-Leistung 117 Lux / nein / 6600 mAh
Zubehör keins; USB-C-Ladekabel separat erhältlich
Lezynes neue Super 600+ verfügt über vier sinnvoll abgestufte Leuchtmodi. Im maximalen Modus leuchtet sie den Weg breit und homogen aus, selbst in 25 Metern Entfernung. Leider fehlt ein echtes Fernlicht, das auch den Über-Kopf-Bereich sichtbar machen würde. So bleibt die Lezyne eine ausdauernde Lenkerlampe für Offroad-Pendler oder dient als Ergänzung zu einer – dann aber helleren – Helmleuchte. Die Montage am Lenker mit ihrem knubbeligen Gummiband ist fummelig. Die Restlaufzeit lässt sich anhand der Farbanzeige nicht optimal abschätzen. Top: der sehr große 6600-mAh-Akku.
Die Verarbeitung der Lupine ist ein Highlight. Per schicker Alu-Schelle lässt sie sich mittig am Lenker platzieren. Bedient wird die MiniMax über eine Bluetooth-Fernbedienung. In der Dämmerung wechselt die Lampe dank Helligkeitssensor vom Tagfahr- ins Abblendlicht. Schon dieses lässt kaum Details im Dunkeln. Aktiviert man das Fernlicht, wird der Weg auf über 50 Meter absolut homogen ausgeleuchtet. Der Lichtkegel reicht bis weit über den Kopf. Durch den breiten Kegel leuchtet die MiniMax auch leicht in die Kurve hinein. Mit etwas Gewöhnung gelingen auch Trail-Fahrten sicher.
Sigmas Aura ist aktuell nur im Set mit dem Blaze-Rücklicht zu haben. Clever: An der Lampe wird auch der Akku-Stand des Rücklichts angezeigt, die Steuerung ist ebenfalls gekoppelt. Per Automatikfunktion passt sich die Aura an das Umgebungslicht an und spart so Akku. In der hellsten Stufe leuchtet die Sigma Nah- und Fernbereich sauber aus. Die Breite des Lichtpegels ist aber stark begrenzt. Fahrten auf Waldwegen sind dennoch gut möglich. Ihr kleiner Akku ist überraschend ausdauernd. Für Trails ist die Lampe aber nicht gemacht. Preiswertes Set für Pendler, die auch mal durch den Wald müssen.
Hier ist der Name Programm: Wechselt man an der Lenkerfernbedienung zum Fernlicht, explodiert gefühlt ein Stern auf dem Trail. Selbst in über 50 Metern erscheint der Weg taghell. Breite und Höhe des Leuchtkegels reichen locker für Fahrten auf nächtlichen Trails. Lampe und Akku sind aber richtige Klopper und bringen zusammen über ein halbes Kilo auf die Waage – trotz Carbon-Gehäuse am Akku. Die Alu-Schelle positioniert die M99 mittig vor dem Vorbau. Ein Tagfahrlicht sorgt für Sicherheit in der Stadt. Die Leuchtstufen lassen sich frei programmieren.
StVZO-Fahrradlampen machen im Gelände nur dann Sinn, wenn sie ein echtes Fernlicht besitzen, das den Leuchtpegel deutlich nach oben erweitert. Solange die Lampe am Lenker sitzt, ist die Ausleuchtung aber auch dann nicht optimal. – Stefan Frey, BIKE-Testredakteur