Die Anforderungen an einen Helm sind vermeintlich ziemlich simpel: Er soll gut schützen, gut aussehen und am Kopf nicht stören. Allerdings gelingt dieser Spagat nur wirklich wenigen Kandidaten. Zumal gut schützen relativ ist. Die Standard-Helmnorm (DIN 1078) müssen zwar alle Helme schaffen. Wie unser letzter Test von satten 19 Trailhelmen zeigt, kann das Restrisiko für schwere Verletzungen aber sehr unterschiedlich hoch sein. Gerade wenn die für das Gehirn so gefährlichen Rotationsbelastungen im Spiel sind.
Seit Jahren setzen Helm-Hersteller deswegen auf zusätzliche Sicherheitsfeatures, von denen sich vor allem das Mips-System bewährt hat. Der Nachteil: Mehr Gewicht und etwas weniger Tragekomfort. Dass das nicht sein muss, zeigt die neueste Mips-Generation, die uns im Labor bereits überzeugen konnte und die Giant jetzt auch im völlig neu aufgelegten Top-Fahrradhelm Rail einsetzt. Übrigens: Den Giant Trail-Helm gibt’s auch in einer günstigeren Version, genannt Roost für 119,90 Euro statt 169,90 Euro. Dann aber mit klassischem Mips, weniger komplexer Konstruktion und ohne Fidlock.
Für 170 Euro ist der Rail Mips klar der Technologie-Träger im Giant-Portfolio. Dank Mips Air Node, drei separaten Helmschalen und verschieden dichten Schäumen soll der Rail Mips aber gleichzeitig besonders sicher und doch leicht sein. Mit knapp 360 Gramm liegt der Rail im Vergleich mit unserem letzten Trail-Testfeld in der oberen Hälfte, trotz tief gezogener Form und einiger Features. 21 Lüftungsöffnungen sorgen für gute Kühlung, dank der abgerundeten Schale und der guten Verstellbarkeit der Nackenstütze könnte der Rail tatsächlich auf vielen Köpfen eine gute Figur machen. Etwas schade: Eine vordefinierte Parkmöglichkeit für die Brille gibt es nicht, der zentrale Helmbereich über der Stirn bietet aber eine bewusst schön glatt gehaltene Fläche um Helmkamera oder Licht zu montieren.
Auf meinem etwas länglichen Kopf sitzt der Rail Mips trotz seiner eher runden Form von Anfang an sehr gut. Nur die ab Werk tief eingestellte Nacken-Stütze störte zunächst ein wenig, der große Verstellbereich schafft aber Abhilfe. Die Gurte passen dagegen auf Anhieb, per gut erreichbarem Ratschenverschluss im Heck ist das Kopfband rasch auf die korrekte Länge angepasst. Der Fidlock-Verschluss schnappt wie gewohnt lässig zu.
Im Vergleich zum klassischen Mips mit der gelben Schale trägt sich das Air-Node-System im Giant Bike-Helm deutlich angenehmer und fällt absolut nicht mehr auf, auch auf langen Touren entstehen mit dem Rail keine unangenehmen Druckstellen. Für einen Trail und Enduro-Helm kann besonders die Kühlung punkten: Hier sammelt der Giant Rail Mips mit seinen prominenten Lüftungsöffnungen über der Stirn und seinem insgesamt luftigen Chassis besonders viele Punkte. Mit nicht zu extremer Optik passt der Rail Mips auch für Trail- und Tourenbiker.
Der tief gezogene und doch luftige Rail Mips hinterlässt einen sehr guten ersten Eindruck. Kein Schnäppchen, dafür komfortabel zu tragen und umfangreich einstellbar. Die Konstruktion mit drei separaten Schaum-Schalen und das Mips-System sind state-of-the-art und versprechen gute Werte im nächsten Labortest.