Stefan Frey
· 08.11.2023
Für Rudy Project ist der Schutz der Umwelt der Schlüssel zur Bewahrung der Spielwiesen, auf denen wir unseren Sport ausüben. Mit der RidetoZero Vision haben es sich die Italiener zur Aufgabe gemacht, ihren Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Neben Verpackungen aus recycelten Materialien und einer möglichst langen Lebensdauer der Produkte gehört hier auch der Einsatz moderner biobasierter Kunststoffe dazu.
Rilsan, das Material aus dem Rudy Project in Italien die Rahmen für die Kelion Sonnenbrille in Form presst, wird aus dem Öl von Rizinusbohnen hergestellt. Diese werden in der Region Gujarat in Indien angebaut. Die Bohnen werden zerkleinert, um Rizinusöl daraus zu gewinnen. Das Öl wird in mehreren Schritten weiter raffiniert, um daraus den biobasierten Rohstoff für das Polymer herzustellen. Das Material besteht zu 100 % aus erneuerbaren Rohstoffen und ist ein wichtiger Schritt zur klimafreundlichen Produktion für Rudy. Das Material soll extrem langlebig sowie stoß- und witterungsbeständig sein.
Was als erstes auffällt, wenn man die Kelion Sonnenbrille aus dem hochwertigen Hardcase nimmt: die Brille ist riesig. Mit ihrer kantigen Form reicht sie bei den meisten Trägern locker über die Augenbrauen und weit hinunter auf die Wangenknochen. Während der Fahrt sorgt das dafür, dass der Rahmen zu keiner Zeit störend im Sichtfeld liegt. Allerdings passt die Brille durch ihre ausufernde Form nicht zu jedem Helm. Gerade bei Modellen, die weit in die Stirn reichen, können Brille und Helm schnell aneinanderstoßen. In ruckligen Abfahrten kann das auf Dauer unangenehm und auch schmerzhaft für den Nasenrücken werden. Vor dem Kauf sollte die Kombi aus Helm und Brille daher unbedingt ausprobiert werden. Das Gewicht bleibt mit 32,5 Gramm dennoch überschaubar. Ein Leichtgewicht ist die Kelion allerdings nicht.
Wie von Rudy Project gewohnt ist die Verarbeitung sehr hochwertig. Die Brille lässt sich zudem perfekt anpassen: Sowohl der Nasensteg aus auch die beiden Bügelenden sind über einen weiten Bereich verstellbar und sitzen dank ihrer Gummierung rutschfest und bequem. Vor allem die Bügelenden lassen sich so einstellen, dass sie während der Fahrt sicher sitzen, ohne zu großen Druck auf den Kopf auszuüben.
Um ein Beschlagen der großen Panoramascheibe zu verhindern verfügt die Kelion gleich über mehrere Lüftungsöffnungen am oberen Steg des Rahmens und an der Scheibe. Dadurch soll die Luft an der Innenseite zirkulieren können. Während der Fahrt macht sich das tatsächlich durch einen leichten kontinuierlichen Luftstrom bemerkbar. Wer zuvor eine absolut windabweisende Brille gewohnt war, muss sich an den Effekt erst einmal gewöhnen. 100 Prozent beschlagsfrei bleibt die Kelion aber auch mit dem sogenannten Powerflow-System nicht.
Die Rudy Project Kelion ist in sechs unterschiedlichen Glasvarianten zu haben. Neben vier klassischen Scheiben in verschiedenen Tönungen, gibt es auch zwei Optionen mit selbsttönenden Gläsern. Wir haben uns für die Variante ImpactX 2 Laser Purple entschieden. Das heißt: die Scheibe wechselt ihre Tönung zwischen Schutzstufe 1 und 3. Damit lässt sie zwischen 48 und 8 Prozent des Lichts durchdringen und ändert ihre Farbe dabei von Mittelviolett zu Dunkelviolett. Das sorgt zwar auf der einen Seite für eine gute Kontrastverstärkung. Zum anderen wird die Brille gerade beim Wechsel von hellem Sonnenlicht in schattige Passagen sehr dunkel. Noch mehr Brillen mit selbsttönenden Gläsern haben wir in einem weiteren Artikel getestet.
Für den Einsatz beim Mountainbiken wären die Laser Purple Gläser mit einer Lichtdurchlässigkeit von 76 bis 17 Prozent oft die bessere Wahl. Leider tönt diese Variante von Transparent zu Grau. Auf den Kontrastverstärkenden Effekt muss man hier also verzichten.
Der Wechsel der Gläser geht übrigens besonders leicht von der Hand. Ein cleverer Schnellverschluss verhindert, dass man die Gläser – wie bei vielen anderen Modellen – mit Gewalt aus der Fassung hebeln muss. Ein Druck am seitlichen Knopf genügt und der untere Teil des Rahmens löst sich aus der Verankerung. Jetzt kann die Scheibe einfach entnommen werden. Auch für die Reinigung der Gläser ist diese Funktion ein nettes Gimmick.
Um eine besonders lange Haltbarkeit der Produkte zu gewährleisten, stellt Rudy Project für alle seine Produkte über die gesamte Lebensdauer Ersatzteile zur Verfügung. So lassen sich beispielsweise die Nasen- oder Ohrenbügel in unterschiedlichsten Farben ersetzen, verkratzte Gläser erneuern oder defekte Bauteile nachbestellen.
Sportbrillen mit Korrekturgläsern haben bei den Italienern bereits eine lange Tradition. Da ist es nur logisch, dass auch die Kelion mit einem sogenannten Optical Insert versehen werden kann. Diese Art des Korrekturclips ist besonders geeignet für Menschen, die nur eine leichte Sehkorrektur benötigen. Der speziell auf die Kelion ausgelegte Einsatz wird direkt hinter den Gläsern eingeklipst.
Mit der Kelion haben die Italiener von Rudy Project eine hochwertige Sonnenbrille mit riesigem Sichtfeld im Programm, die sich zudem perfekt an den Träger anpassen lässt. Schutz und Gesichtsabdeckung sind optimal. Trotz ausgeklügelter Belüftung der Sportbrille hatten wir gerade bei feucht-herbstlichen Bedingungen teils mit leicht beschlagenden Scheiben zu kämpfen. Während der Fahrt kein Problem, bei Stopps aber etwas nervig. Besonders gefällt der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen und Recycling-Materialien bei Rahmen und Verpackung, sowie das einfach Wechselsystem für die Scheibe. Vorsicht beim Kauf: Helm und Brille können aufgrund der Bauhöhe aneinanderstoßen.