Kaum etwas beim Biken hat so viel mit Lifestyle zu tun, wie die Wahl der Brille. Das ist das Offensichtliche. Weniger offensichtlich: Die vermeintlich überteuerten Styling-Accessoires haben inzwischen so viele praktische Vorteile, dass kaum ein versierter Biker seine Lieblingsbrille mehr missen möchte. Sie sitzt idealerweise ruckel- und rutschfrei, beschlägt auch bei Nebel und Kälte nicht und schützt selbstverständlich die Augen neben der UV-Strahlung und umherfliegenden Kleinteilchen auch vor ungewollten Blend-Reflexen.
Die Kontrastverstärkung lässt die Welt außerdem wie in 4K wirken. Braucht man vielleicht nicht zwingend, haben will man es aber doch, weswegen mittlerweile auch viele günstige Brillen auf dieses Feature setzen. In Summe sind die Anforderungen also vielfältig und auch im Premium-Segment über 200 Euro kann nicht jeder Kandidat überzeugen. Wie schlägt sich da das günstigste Modell der neuen Alpina Sonic HR für knapp die Hälfte?
Nicht nur der erste Eindruck gefällt. Die Alpina ist sauber gefertigt, Hauptrahmen und die kantig geformten Bügel gehen sauber ineinander über, auch das metallene Finish des Rahmens aus TR 90 Polyamid kann überzeugen. Das Gummi an Bügelende und Nasenflügel wirkt wertig. Weder die Gläser, noch Rahmen oder Gummi-Flächen zeigen nach circa einem halben Jahr nennenswerte Abnutzungsspuren. Spezielle Gimmicks und Features gibt es bei der Alpina aber nicht. Kleiner Wehrmutstropfen: Wechselgläser gibt’s ebensowenig, wie ein Hardcase. Die Brille kommt lediglich mit einem Microfaser-Beutel als Aufbewahrung und Putztuch. Anders als Konkurrenten wie Rudy Project, oder Shimano setzt Alpina bei der Sonic noch nicht auf biobasierte oder recycelte Materialien für den Rahmen. Vielleicht nur eine Frage der Zeit - vereinzelte Produkte sind bei Alpina und Konzernschwester Uvex bereits mit biobasierten und recycelten Materialien erhältlich.
Im Gelände sitzt die Alpina Sonic gut auf der Nase. Die gummierten Bügel und die Nasenflügel fixieren die Brille auch bei schwerem Gerüttel sicher, ohne dass die Brille zu drücken beginnt. Top: Auch bei schlechtem Wetter beschlägt die Alpina kaum, lässt andererseits aber angenehm wenig Zugluft unter die Brille. Das Sichtfeld fällt wegen der breiten Bauform üppig aus, der hoch sitzende Rahmen ist so gut wie nicht zu sehen. Nachteil dieser Konstruktion: Gerade wenn der Helm vorne tief gezogen ist, kollidiert er leicht mit der Brille. Vereinzelte Paarungen klapperten bergab sogar nervig. Auch an den Schläfen kamen die ausladenden Bügel leicht in Kontakt mit der Helmschale.
Das verspiegelte Glas erwies sich über den Testzeitraum als kratzfest, für den Traileinsatz fällt das Mirror Green Glas aber grenzwertig dunkel aus. An die grüne Tönung gewöhnt man sich gut, wer die Orange- und Brauntöne vieler anderer kontrastverstärkender Gläser gewohnt ist, empfindet das aber als Umstellung. Auch fällt die Kontrastverstärkung selbst eher dezent aus, fleckiges Licht wurde dennoch zum Teil als unangenehm empfunden. Wer sich daran stört, muss dann eben doch zu den teureren Schwestern der Qlite greifen. Die Sonic HR Q für 150 Euro verstärkt Kontraste mehr und minimiert Blendreflexe, die Sonic HR QV für 180 Euro verfügt zudem noch über ein selbsttönendes Glas.
Stärken des Alpina Sonic HR Qlite:
Schwächen des Alpina Sonic HR Qlite:
Mit der Sonic HR Qlite zeigt Alpina, dass Qualität nicht teuer sein muss. Die Verarbeitung ist top und die Brille sieht auch nach einem halben Jahr immer noch aus wie neu. Die ausladend-breite Form muss jedoch zum Gesicht passen und mit dem Helm harmonieren. Das Qlite-Glas mit der ungewöhnlich grünen Tönung fällt in Sachen Kontrastverstärkung und bei fleckigem Licht etwas hinter die besten am Markt zurück. – Adrian Kaether, BIKE-Testredakteur