Fahrradpendeln ist gut fürs Klima und für die Gesundheit. Diese Argumente gelten auch im Winter, werden von anderen Bedenken aber schnell ausgehebelt. Zu kalt, zu nass, zu dunkel, zu gefährlich: Die Gründe dafür das Bike in der Garage stehen zu lassen und den Weg zur Arbeit mit dem Auto oder dem ÖPNV zurückzulegen sind vielfältig. Unser Redakteur pendelt täglich 62 Kilometer mit dem Fahrrad - auch in den Wintermonaten. Hier hat er seine fünf Top-Tipps zusammengetragen, um der kalten Jahreszeit zu trotzen.
Für mich ist das Fahrrad auch im Winter Pendler-Transportmittel Nummer eins. Wenn sich die Autofahrer im Stau ärgern und die Bahnfahrer die nächsten Erkältungsviren abholen, absolviere ich mein Grundlagentraining einfach auf dem Weg zur Arbeit an der frischen Luft. Logisch, dass das in der kalten Jahreszeit kein Zuckerschlecken ist. Mit diesen Tipps klappt’s aber ganz gut. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Im Dunkeln hin, im Dunkeln zurück: Es ist das Leid vieler Arbeitnehmer im Winter. Auf dem Fahrrad wird das fehlende Licht schnell gefährlich. Deshalb ist eine Beleuchtungs-Lösung unumgänglich. Für Gelegenheits-Pendler gibt es gute Ansteck-Lösungen (z. B. Lezyne Radar Drive u. React Drive für 249 Euro) und für E-Biker an den Akku-angebundene Konzepte (z. B. Lupine C14, 79,99 Euro). Vielfahrer können zum Beispiel in ein Bike mit Nabendynamo investieren (z. B. Canyon Grizl CF8 ESC w/Eclips Gravelbike für 3999 Euro).
Mit einem leistungsstarken Licht fühle ich mich einfach sicherer. Für kurze Wege und schnelle Fahrten schlägt Nichts ein unkompliziertes, leichtes Ansteck-Licht. Für längere Distanzen und richtig Leuchtpower ergänze ich eine Helmlampe oder steige gleich aufs Dynamo-Bike. Im Winter ist eine gute Beleuchtung für Fahrrad-Pendler obligatorisch. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Fast alle Winterklamotten haben reflektierende Elemente. Aus gutem Grund! Werden sie von einem Scheinwerfer getroffen, leuchten Reflektoren so richtig auf. Wenn die Reifen keinen Reflektorstreifen aufweisen, helfen Speichenreflektoren mit der Sichtbarkeit. (z. B. Cube Acid Pro für 16,99 Euro). Für das Extra-Maß an Sicherheit kann eine Warnweste sorgen. Die ist auch mit dunklen Klamotten gut zu sehen und kostet nur wenige Euros. Für sportliche Pendler gibt es die Westen auch in dezenten Maßen (z. B. Wowow Cross Belt Reflexgurt für 9,99 Euro).
Eigentlich gilt beim Thema Reflektoren: mehr ist mehr. Ich will beim Fahrrad-Pendeln aber auch nicht aussehen, wie ein Christbaum. Deshalb ziehe ich über meine Winterklamotten auf dunklen Fahrten immer einen dünnen Reflexgurt. Der trägt sich angenehm, schaut dezent aus und verbessert die Sichtbarkeit trotzdem erheblich. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Ein nasser Körper kühlt deutlich schneller aus als ein trockener - im Extremfall sogar um den Faktor 25. Deshalb ist der Schutz vor Spritzwasser nicht nur für den Wohlfühlfaktor, sondern auch für die Gesundheit entscheidend. Für Mountainbiker gibt es Optionen, die mit Klettbändern oder Kabelbindern angebracht werden (z. B. Zefal Deflector FM40 für 19,95 Euro). An Gravelbikes lassen sich auch robustere Lösungen montieren, die noch besser schützen (z. B. Canyon Defend für 119,95 Euro). Vor kalter Zugluft schützt eine Brille (z. B. 100% Hypercraft für 169 Euro). Im Winter sind deren Gläser am besten ohne Tönung.
Ich habe mich lange gegen Schutzbleche gewehrt, denn sie machen aus einem schlanken Sportgerät optisch ein Allerwelts-Vehikel. Inzwischen muss ich aber sagen: Sch*** drauf! Im Winter ist der Boden eigentlich immer nass und wenn es richtig eklig wird, ist ein richtiges Schutzblech einfach unverzichtbar. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Winterhandschuhe für Radfahrer gibt es viele. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt halten klassische Fünf-Finger-Handschuhe aber nicht so gut warm, wie Modelle, bei denen mehrere Finger zusammen umschlossen werden (z. B. Kinetixx Luzan für 79,99 Euro). Ebenso kritisch: kalte Ohren. Die Lauscher stehen im kalten Fahrtwind und kühlen schnell aus. Eine Mütze unter dem Helm wiederum ist oftmals zu warm. Abhilfe kommt aus dem Skilanglauf-Bereich. Spezielle dünne Stirnbänder (z. B. Dynafit Graphic Performance für 20 Euro) halten die Ohren warm aber die Belüftung durch die Schlitze im Helm erhalten.
Kalte Ohren sind eigentlich nicht mein Problem. Wenn es richtig frostig ist, schmerzen mir aber schonmal die Kiefergelenke. Von einer Sturmhaube halte ich nichts. Irgendwann brachte mich ein Kumpel auf die Idee mit dem Stirnband für Skifahrer. Und siehe da: funktioniert perfekt für Biker und schützt den Kopf an kritischen Stellen. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Der wichtigste Tipp für Fahrrad-Pendler im Winter kostet nichts, kann im Ernstfall aber Leben retten und lautet: defensiv fahren. Radfahrer können auch bei perfekt optimierter Ausstattung leider nicht davon ausgehen, dass sie von anderen Verkehrsteilnehmern gesehen werden. Lieber einen Augenblick länger warten, ob das Auto wirklich anhält und keine riskanten Linien fahren. Ein Unfall kann bei kalten Temperaturen schnell besonders gefährlich werden. Deshalb lieber besonnen und mit Köpfchen durch den Verkehr steuern. Auch beim Material ist Aufrüsten sinnvoll: statt aufs Rennrad lieber auf ein Gravel- oder gleich ein Mountainbike setzen.
Nirgendwo ist es für Radfahrer so gefährlich, wie im Straßenverkehr zur Winterzeit. Fahrrad-Pendler können sich leider nie hundertprozentig sicher sein, dass sie gesehen werden und Autofahrer ihre Rechte achten. Ich habe in zwölf Jahren als Bike-Pendler schon etliche brenzlige Situationen erlebt und kann nur sagen: Langsam ist sicher und sicher ist schnell. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur