Marc Strucken
· 16.02.2024
Die Zwiebel (in Österreich, Bayern und Schwaben auch der): Zwiebel (Allium cepa), auch Zwiebellauch, Bolle, Zipolle oder auch Speisezwiebel genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Lauch (Allium). Und: Sie steht bildlich für den Einsatz mehrerer Bekleidungsschichten zur Isolation des Körpers gegen Kälte: das ”Zwiebelprinzip”. Wir haben 4 nicht nur warme, sondern auch durchaus optisch ansprechende Zwiebelschichten getestet, die unter der Jacke (Hardshell) getragen werden. Folgende Midlayer haben wir zur Verfügung gehabt:
Was unterscheidet diese vier warmen Schichten voneinander? Während Patagonia R1 und Norrøna lofoten Thermal Pro Hood vergleichbare Isolationsleistung bringen, halten die anderen beiden Midlayer von Norrøna noch wärmer - die warm3 Jacket tatsächlich in herausragender Weise. Aber dazu dann im Testfazit weiter unten.
Patagonia wirbt neben seinen oft von den 90ies inspirierten, kräftigen Farben auch mit nachhaltigen Materialien. Ein Grund, warum wir den Patagonia R1 Air Full-Zip Hoody zum Test eingeladen haben. Es besteht laut Hersteller zu 100 % aus Recycling-Polyester und wurde in einem in einem Fair Trade Certified-Betrieb in Sri Lanka produziert. Aber das Midlayer-Hoody muss auch funktionieren.
Patagonia verkauft den R1 Air als “leichtes, atmungsaktives und rasch trocknendes, technisches Fleece für anstrengende Aktivitäten bei kaltem Wetter.” Mit 366 Gramm wiegt es fast 100 Gramm weniger als die dicke, zottige Norrøna warm3 Jacke, die fast ein Pfund (konkret: 449 Gramm) auf die Waage bringt.
Bei den Bike-Runden, die wir zu Test- oder Freizeitzwecken mit dem Patagonia-Hoody gedreht haben, konnten wir auch die Atmungsaktivität bestätigen. Diese liegt vermutlich an der Zickzack-Struktur der Jacke. Aus der Nähe betrachtet besteht der Stoff aus einer dickeren Reihe Fleece und einer Reihe viel dünnerem Gewebe. So kann Feuchtigkeit leicht durch den dünnen Stoff entweichen, die Wärme wird aber im dickeren Fleece und zwischen den Reihen gehalten. Das funktioniert auch bei schweißtreibenden Bike-Einheiten, sodass sich die Jacke als gute Isolation erweist, sich aber weder zu warm anfühlt, noch feucht am Körper hängt.
Praktisch sind die zwei Taschen für die Hände mit Reißverschluss. Die Brusttasche taugt dagegen eher als optisches Element, als dass man dort sinnvoll etwas unterbringen kann. Sie ist recht klein und da der Fleece-Stoff recht stretchig ist, hängt die Tasche durch, wenn man etwa einen Schlüsselbund hineinsteckt.
Die Passform der Patagonia R1 Air ist in Größe M nicht zu eng geschnitten und dazu auch recht lang. Die Kapuze umschließt den Kopf sehr umfassend und eng anliegend, sie passt gut unter den MTB-Helm. Auch gut: Selbst nach langen Ausfahrten neigt das Gewebe nicht dazu, Schweißgeruch anzunehmen.
Wie anfangs erwähnt, ist das Norrøna lofoten Thermal Pro Hood der dünnste von drei getesteten Midlayer der Norweger. Es besteht aus zwei unterschiedlichen Geweben: ein dickeres cordartiges Fleece (im Bild dunkelgrün, Polartec Thermal Pro) und ein Gewebe (hellgrün, Polartec Power Grid), das außen glatt und innen flauschig ist. So ist auch die Kapuze aufgebaut: ein wärmender Kragen und eine etwas durchlässigere Haube, die aber dadurch sehr gut auch unter dem Helm sitzt.
Ziel der beiden Polartec-Materialien ist, dort Wärme zu geben, wo sie nötig ist, und Feuchtigkeit abzuleiten. Das funktioniert gut, die lofoten Thermal Pro trägt sich angenehm, nominell nur knapp 10 Gramm leichter als der Patagonia Midlayer fühlt sie sich aber deutlich leichter am Körper an.
Zum Biken sei aber gesagt, dass das Hoody sehr lang geschnitten ist und zusammen mit dem Tascheneinsatz am Bauch in einer sportlichen Haltung im Sattel zu viel Material vor dem Körper kneult. Die Isolation ist vergleichbar - der dünnere Stoff auf der Rückseite fühlt sich aber vor allem bei Wind oder durchgeschwitzt schnell kühl an, was bei der Patagonia R1 Air weniger schnell passiert.
Durchdacht ist dagegen der Reißverschluss auf der Brust. Er ist einerseits etwas versetzt eingesetzt, zum anderen lässt er sich auch von unten wieder zur Lüftung öffnen. Auch die Ärmel sind lang und lassen sich mit Daumenschlaufen prima fixieren. Nutzen lässt sich das aber am Lenker aber nur bedingt, weil der Stoff an der Innenhand drücken kann. Aber auch so sitzen die Ärmel straff genug und rutschen unter der Jacke wegen der ausreichenden Länge nicht hoch. Die Brusttasche ist riesig und beult nicht aus, zumal ein eingenähter Einsatz kleines, aber schweres Gepäck am Platz hält oder einfach Ordnung hält.
Dieses Teil - so viel schon vorweg - hat mich am meisten begeistert. Das Norrøna tamok Alpha Crewneck Sweatshirt ist gemacht für die wirklich kalten Tage. Auch wenn die Innenseite nur ein sehr leichtes Fleece aufweist, hält das Außenmaterial - das einen fast winddichten Eindruck macht - die Wärme sehr gut am Körper.
Was aber wirklich fasziniert, ist die gefühlte und gemessene Leichtigkeit dieses Midlayers. 259 Gramm leicht - das leichteste Kleidungsstück hier im Test - aber subjektiv wärmer als alle zuvor gezeigten! Selbst durchgeschwitzt fühlt sich der tamok Sweater weder kühl noch feucht an. Norrøna nennt ihn “atmungsaktivster Pullover mit Isolierung” - diesen Eindruck teile ich.
Ein kleiner Nachteil ist der Crewneck - also der runde Halsausschnitt, der im Gegensatz zu den anderen Testprodukten den Hals nicht umschließt und vor Kälte und Wind schützt. Hier muss für kälteempfindliche Hälse (sind sie das nicht alle?) also ein Schlauchtuch oder ähnliches her. Dafür sind die Ärmel lang geschnitten und die Bündchen schließen straff ab.
Die Bauchtasche ist groß und fasst eine Menge Sachen - theoretisch - denn beim Biken würde alles weitere Material dort sehr stören. Dennoch ist die innen in der Bauchtasche eingesetzte Reißverschlusstasche recht praktisch etwa für EC-Karte oder einen 20-Euro-Schein. Sie soll darüber hinaus als Packtasche dienen, was aber nicht gut funktioniert.
Das Norrøna tamok Alpha Crewneck Sweatshirt sitzt - bei gleicher Größe (M) - recht locker im Vergleich zu den anderen. Auch ist das tamok Shirt hinten noch etwas länger geschnitten als vorne. Bei einer klassischen Bike-Jacke, die vorne etwa am Hosenbund oder höher endet, ragt es weit darunter hervor. Optisch: No-Go!
Aber wer zum Beispiel die Norrøna Regenkombi trägt, freut sich, dass es nirgendwo reinzieht. Bei meiner Größe (172 cm) und Statur würde ich beim Kauf auch ein S-Modell probieren für einen sportlicheren Sitz. Der Preis des Midlayer hat Oberschichtniveau: 220 Euro sind eine recht hohe Hausnummer - bei Norrøna wissen wir auch vorangegangen Test, dass die Produkte bisher alle sehr haltbar sind und nicht schnell verschleißen. Daher rechnet sich die Anschaffung - theoretisch.
Gerade schwer im Trend - oder waren Teddy-Jacken nie out? - jedenfalls flauscht die Norrøna warm3 Jacket extrem mit sehr dichtem und langflorigem Fleece. Sie sieht nicht nur sehr warm aus, dieser Midlayer ist es auch. Da BIKE-Redakteure auch schon mal aufs Snowboard steigen, durfte die Fleecejacke auch bei -13° Celsius auf der Piste beweisen, wie gut sie isoliert. Getragen mit Ski-Unterwäsche und einer leicht gefütterten Hardshell war es auch bei diesen Bedingungen nie kalt, nach den Abfahrten sogar fast zu warm unter der Jacke.
Bei der wilden Hatz mit dem Bike durchs Dickicht war die Norrøna warm3 auf jeden Fall das wärmste Kleidungsstück, das ich je dabei hatte. Das “Fell” ist fast winddicht, wärmt auch ohne Hardshell somit schon sehr gut. Der hohe Kragen ist, wie die Brusttasche, noch mit tatsächlich winddichtem Gewebe besetzt und hält den Hals schön warm.
Bei Bedarf sorgen die beiden Taschen für warme Hände und die Ärmel haben Daumenschlaufen, die wir aber bekanntlich am Lenker nicht recht nutzen können - dafür aber davor, danach oder zu Hause. Aber: Diese Midlayer-Jacke ist wirklich so warm, dass ich sie bei 20° C vor dem Fernseher nicht tragen kann, weil es mir zu heiß wird. Die Sonne ist im Fell hier inklusive.
Der Schnitt der Norrøna warm3 Jacke ist normal bis weiter. Sie bauscht - vor allem im Vergleich zu den vorherigen Kandidaten - stark unter einer Hardshell. Unter einer körpernah geschnittenen Bike-Regenjacke dürfte fast der Platz dafür fehlen. Auch wird die warm3 Fleecejacke im feuchten Zustand schnell schwer - dafür aber trotzdem nicht kühl.
Allerdings ist sie mit 449 Gramm ohnehin der schwerste Midlayer im Test. Der Preis ist ebenfalls recht hoch. Ob das sehr weiche und hochflorige Fleece auch nach 20 Wäschen noch so aussieht, muss sich noch herausstellen. An stark beanspruchten Stellen (Ellenbogen, Bündchen) scheinen die langen Fasern etwas zu verfilzen. Nicht so schön, tut aber der Isolationswirkung keinen Abbruch.