In unserer Print-Ausgabe BIKE 11/23 haben wir zusätzlich zu den hier gezeigten Jacken auch eine Exemplar von Cube getestet. Es handelte sich dabei um ein Vorserienmuster, das qualitative Mängel aufwies und daher in diesem Artikel nicht mehr aufgeführt ist. Hier die offizielle Stellungnahme von Cube:
Das von uns zum Test zur Verfügung gestellte Regenjacken-Modell war ein Vorserien-Muster. Im Gegensatz zur ursprünglichen Veröffentlichung dieses Textes gab es keinen Rückruf dieses Artikels. Festgestellte qualitative Mängel wurden in der finalen Serienproduktion bereits adressiert und korrigiert. Wir danken für Ihr Verständnis und stehen für Rückfragen zur Verfügung.
Außen nass, innen trocken. So lautet der Marketing-Mythos der Hersteller von Regenbekleidung. Die Dampfdurchlässigkeit wird immer noch als Heilsbringer für schweißfreien Fahrspaß im Regen gepriesen. Dabei ist die Ermittlung der „Atmungsaktivität“ von Regenjacken kaum mehr als graue Theorie, und in vielen Modellen schwitzt man allein schon im Sitzen. In der Regel wird die Dampfdurchlässigkeit anhand des MVTR-Werts gemessen, dessen vollständige Aussprache fast einen Knoten in der Zunge verursacht. Die Moisture Vapor Transmission Rate gibt an, welche Menge Wasserdampf in 24 Stunden durch einen Quadratmeter Membranfläche dringt. Je höher der MVTR-Wert, desto atmungsaktiver. Die Bestmarken liegen hier bei etwa 40000 g/m²/24h, Protective gibt für seine Jacke sogar einen Rekordwert von 60000 g/m²/24h an. Ob dabei die blanke Membran gemessen wurde oder sich der Wasserdampf durch die zwei bis drei Schichten des Laminats arbeiten musste, ist für den Kunden nicht ersichtlich.
Und überhaupt: Der harte Outdoor-Alltag hat mit den standardisierten Laborbedingungen meist nur wenig gemein. So funktioniert der Schweißtransport nur, wenn ein Temperaturgefälle zwischen Innen- und Außenseite von mindestens 15 Grad Celsius herrscht. Im Sommer schützen Gore-Tex und Co zwar vor Regen, nass wird man aber trotzdem – und zwar von innen. Sobald die Imprägnierung nachlässt, kommt der Feuchtigkeitstransport ebenfalls ins Stocken. Dann bildet sich an der Außenseite ein geschlossener Wasserfilm – man spricht hier vom sogenannten „wetting out“ – und der Dampfdurchlass wird blockiert. Verstopfte Poren haben denselben Effekt. Regelmäßiges Waschen und Auffrischen der Imprägnierung erhalten aber die Funktion der Regenkluft. Doch selbst bei bester Pflege: Intensive Anstiege verkraftet keine der Membranen schweißfrei.
Als wesentlich effektiver für ein angenehmes Klima haben sich im Test clever platzierte Lüftungsöffnungen erwiesen. Zweiwege-Reißverschlüsse an der Front verbessern die Bewegungsfreiheit und sorgen für Durchzug. Lange Zipper unter den Achseln oder große Taschen mit luftdurchlässigem Netzfutter haben in geöffnetem Zustand denselben Effekt. Und auch Ärmel, die sich bis zu den Ellbogen hochschieben lassen, tragen zu einem besseren Körperklima bei.
Entscheidender aber ist die Frage: Halten die Jacken auch wirklich dicht? Laut EU-Norm muss ein Textil nur gegen 1300 Millimeter Wassersäule bestehen, um als wasserdicht zu gelten. Das schaffen alle Laminate im Test. Genauso wie die von uns deutlich höher angesetzten 3000 Millimeter. Knackpunkte sind allerdings die abgeklebten Nähte und Nahtknoten. Hier halten gleich mehrere Jacken dem Druck nicht stand.
Ob man in einer Jacke trocken bleibt oder nicht, hängt neben dem Material auch maßgeblich von ihrer Konstruktion ab. An zu kurzen, weiten Ärmelabschlüssen läuft das Wasser wie an einer Regenrinne ins Jackeninnere. Ein abstehender Kragen schickt Starkregen ebenfalls direkt nach innen weiter – brrrr. Und eine Kapuze schützt nur dann, wenn sie sich optimal an den Kopf oder Helm anpassen lässt. Eine gute Regenjacke erkennt man also nicht an den theoretischen Versprechen der Hersteller. Das Exemplar, in dem man bei Anstrengung nicht schwitzt, gehört leider nach wie vor in den Bereich der Mythen.
Die Endure ist eine leichte und sportlich geschnittene Jacke ohne Schnickschnack. Ihre Passform ist nahe am Ideal: perfekt sitzende Ärmel, ausreichend langes Heck und eine Kapuze, die bequem über den Helm passt. Die Verarbeitung ist tadellos, alle Nähte sind dicht, und die Zipper laufen leicht. Trotz passablem Dampfdurchlass wäre eine Lüftungsmöglichkeit wünschenswert. Ansonsten ist die Jacke schlicht, packbar, dicht und absolut empfehlenswert.
Wetterschutz (35 %)
10 von 10 Punkten
Körperklima (25 %)
8 von 10 Punkten
Gewicht¹ / Packmaß (20 %)
8 von 10 Punkten
Ausstattung / Funktion (20 %)
8 von 10 Punkten
Die Membran des Outdoor-Riesens ist zu 100 % recycelt und hält absolut dicht. Nur die Imprägnierung lässt schnell nach, und die Außenhaut saugt sich voll. Die Morobbia ist radspezifisch aber eher weit geschnitten und funktioniert auch gut als Multisportjacke. Ihre Ärmel mit kleinem Flap lassen sich gut anpassen und auch hochschieben, Lüftungs-Zipper verbessern das eh schon gute Klima zusätzlich. Tolle Kapuze für über den Helm.
Wetterschutz (35 %)
8 von 10 Punkten
Körperklima (25 %)
8 von 10 Punkten
Gewicht¹ / Packmaß (20 %)
6 von 10 Punkten
Ausstattung / Funktion (20 %)
9 von 10 Punkten
Mit minimalem Packmaß und geringem Gewicht ist die Löffler eine echte Notfalljacke für den Rucksack. Die Membran ist die dampfdurchlässigste im Test, fühlt sich aber innen schnell schwitzig an. Das Obermaterial saugt viel Wasser auf, so fühlt sich die Löffler feucht an, obwohl sie dicht ist. Lüftungsöffnungen oder einen Zweiwege-Reißverschluss gibt es nicht. Die dünne Kapuze lässt sich gut unter dem Helm tragen und bei Nichtgebrauch einrollen.
Wetterschutz (35 %)
7 von 10 Punkten
Körperklima (25 %)
7 von 10 Punkten
Gewicht¹ / Packmaß (20 %)
10 von 10 Punkten
Ausstattung / Funktion (20 %)
6 von 10 Punkten
Norrona stattet die Fjora mit Gores Top-Membran aus. Die hält absolut dicht und ist zudem solide imprägniert. Zusammen mit der sauber einstellbaren Kapuze (über den Helm) und großen Flaps über den Händen bleibt man lange trocken. Die gute Dampfdurchlässigkeit wird durch Unterarm-Lüftungen und einem zusätzlichen Zipper vorne unterstützt. Die Jacke ist extrem teuer, dafür aber auch robust und multisport-tauglich. Nervig: Die Flaps rutschen beim Anziehen aus den Ärmeln.
Wetterschutz (35 %)
10 von 10 Punkten
Körperklima (25 %)
9 von 10 Punkten
Gewicht¹ / Packmaß (20 %)
6 von 10 Punkten
Ausstattung / Funktion (20 %)
9 von 10 Punkten
Die Poc glänzt mit angenehmem Tragegefühl bei guter Dampfdurchlässigkeit. Zudem bietet das stretchige Material viel Flexibilität. Die Kapuze sitzt auch ohne Verstellung gut unter dem Helm, raschelt aber laut. Der Schnitt ist wenig radspezifisch und dürfte am Heck länger sein. Auch die Ärmel sind etwas kurz. Bis auf einen Nahtknoten hält die Jacke dicht, nimmt außen nach drei Wäschen aber viel Wasser auf. Einfach ausgestattet.
Wetterschutz (35 %)
6 von 10 Punkten
Körperklima (25 %)
8 von 10 Punkten
Gewicht¹ / Packmaß (20 %)
6 von 10 Punkten
Ausstattung / Funktion (20 %)
7 von 10 Punkten
Sauber verarbeitete Jacke mit angenehmem Tragegefühl. Trotz der 3-Lagen-Konstruktion bleiben Gewicht und Packmaß im Rahmen. Die Dampfdurchlässigkeit ist gut, wenn auch nicht so hoch wie vom Hersteller angegeben. Zur Belüftung lassen sich lediglich die Ärmel hochschieben, Lüftungs-Zipper gibt es nicht. Die Kapuze passt nur unter den Helm und ist recht laut, lässt sich einrollen, verdeckt aber dann das weiche Fleece im Nacken.
Wetterschutz (35 %)
9 von 10 Punkten
Körperklima (25 %)
7 von 10 Punkten
Gewicht¹ / Packmaß (20 %)
8 von 10 Punkten
Ausstattung / Funktion (20 %)
8 von 10 Punkten
Beim Regenschutz lässt die schicke Scott nichts anbrennen – sie ist absolut dicht und anhaltend imprägniert. Ihr Schnitt ist sportlich, aber nicht sonderlich radspezifisch. Das Material könnte mehr Stretch vertragen, die Ärmel etwas länger sein. Ohne Helm sitzt die Kapuze sehr gut, unterm Helm raschelt sie laut. Top: Der Kragen reicht weit hoch und schließt gut ab. Leider fehlt eine Belüftungsfunktion, auch sonst ist die Ausstattung sehr reduziert.
Wetterschutz (35 %)
9 von 10 Punkten
Körperklima (25 %)
6 von 10 Punkten
Gewicht¹ / Packmaß (20 %)
6 von 10 Punkten
Ausstattung / Funktion (20 %)
6 von 10 Punkten
Das stretchige Neoshell trägt sich fast wie Softshell-Material und schmeichelt der Haut. Zusammen mit den guten Lüftungsoptionen sorgt das für ein gutes Klima. Wegen der kurzen Ärmel greift man eher zu einer Nummer größer, dann fällt die Jacke aber weit und vorne sehr lang aus. Wasser tropft leicht in die Ärmel, der weite Kragen bietet nur wenig Schutz. Über dem Helm schränkt die Kapuze etwas die Beweglichkeit ein.
Wetterschutz (35 %)
8 von 10 Punkten
Körperklima (25 %)
8 von 10 Punkten
Gewicht¹ / Packmaß (20 %)
3 von 10 Punkten
Ausstattung / Funktion (20 %)
6 von 10 Punkten
Die Moab gefällt auf Anhieb mit ihrer radspezifischen, aber nicht zu engen Passform. Ärmel- und Rückenlänge sind top, zudem liegen die Ärmel optimal an. Alle Zipper und Kordelzüge lassen sich leicht bedienen. Die Kapuze sitzt passgenau auf dem Kopf und raschelt nicht zu stark. Beim Dampfdurchlass ist die Membran nur Mittelmaß, zudem fühlt sie sich auf nackter Haut schnell klebrig an. Dennoch eine der besten Jacken im Test.
Wetterschutz (35 %)
9 von 10 Punkten
Körperklima (25 %)
6 von 10 Punkten
Gewicht¹ / Packmaß (20 %)
7 von 10 Punkten
Ausstattung / Funktion (20 %)
9 von 10 Punkten