Trocken bleibenDas müssen Mountainbiker über Regenjacken wissen

Stefan Frey

 · 19.09.2023

Trocken bleiben: Das müssen Mountainbiker über Regenjacken wissenFoto: Georg Grieshaber
Selbst bei strömendem Regen - eine gute Regenjacke hält Biker angenehm trocken
Der Herbst steht vor der Tür und was hat er im Gepäck? Genau: Nebel, Nieselregen und jede Menge Matschpfützen. Eine Regenjacke gehört für Mountainbiker daher zur Grundausstattung. Was sie die Fahrradregenjacke können sollte und worauf man beim Kauf und der Pflege achten muss, klären wir hier.

Fahrradregenjacken: 2-Lagen, 3-Lagen oder doch lieber 2,5-Lagen?

Eine Fahrradregenjacke, auch Hardshell genannt, besteht immer aus mehreren Schichten. Das Herzstück jeder Regenjacke ist die hauchdünne Membran, die die Jacke erst wasserdicht macht. Sie verhindert, dass Regen von außen eindringen kann, lässt im besten Fall aber den Schweiß in Form von Dampf nach außen durch. Bei mikroporösen Membranen (z. B. Gore-Tex) wird die Durchlässigkeit über winzige Löcher gesteuert. Bei porenfreien Membranen (z. B. SympaTex) transportiert eine spezielle Molekülstruktur den Wasserdampf hinaus. Je nach Anzahl der Lagen wird die Membran von einer Oberschicht und teilweise auch an der Innenseite von einem Futter-Material geschützt.

Regenjacke fürs Fahrrad mit 3-Lagen-Jacke

Wer sich maximale Stabilität und Haltbarkeit von seiner Jacke wünscht, sollte zur 3-Lagen-Jacke greifen. Hier sind Oberstoff, Membran und Futter zu einer Schicht laminiert. Somit ist die empfindliche Membran von oben und unten vor Reibung geschützt. Gerade wenn man häufig mit Rucksack fährt, ein großer Vorteil.

3-Lagen-Jacken sind robust und haltbar, oft aber auch etwas schwer und wenig packbarFoto: Sympatex3-Lagen-Jacken sind robust und haltbar, oft aber auch etwas schwer und wenig packbar

2-lagige Fahrradjacken

Bei 2-lagigen Jacken sind nur Oberstoff und Membran zu einem Laminat verbunden. Der Futterstoff – soweit vorhanden – wird in die Fahrradjacke eingehängt. Dadurch kann Reibung an der Membran entstehen und sie auf Dauer beschädigen.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Die 2,5-Lagen-Regenjacke

Eine Bike-Jacke mit 2,5-Lagen ist eine leichte und dennoch haltbare Lösung und hat den Vorteil, dass die Membran auch an der Innenseite geschützt ist. Hier wird allerdings keine komplette Schicht aufgebracht, sondern lediglich eine dünne Schutzschicht aufgetragen. Die Hersteller verwenden hierfür z. B. wabenförmige Muster oder Karbonschichten. Dadurch sind die 2,5-Lagen-Modelle stabiler als 2-Lagen-Jacken, gleichzeitig aber auch leichter und atmungsaktiver als die robusten 3-Lagen-Modelle.

Eine dünne Beschichtung auf der Innenseite schützt die Membran vor Abnutzung.Foto: Georg GrieshaberEine dünne Beschichtung auf der Innenseite schützt die Membran vor Abnutzung.

Die wichtigsten Features bei Fahrradregenjacken

Clevere Details machen eine Fahrradregenjacke erst auf Dauer wasserdicht und angenehm im Tragekomfort. Was bringt die teuerste und dichteste Membran, wenn das Wasser in Strömen über den Kragen in den Nacken rinnt?

Erst die richtigen Details machen eine Regenjacke zum perfekten Begleiter bei miesem Wetter.Foto: Georg GrieshaberErst die richtigen Details machen eine Regenjacke zum perfekten Begleiter bei miesem Wetter.

1 - Kapuze über den Helm

Die meisten Kapuzen bei Mountainbike-Regenjacken werden über dem Helm getragen. Über Kordelzüge sollte sich der Überzug an den Kopf anpassen oder bei Nichtgebrauch raffen lassen, um nicht im Fahrtwind zu flattern. Sitzt die Kapuze zu stramm, schränkt das die Beweglichkeit am Kopf ein, und das Heck rutscht hoch. Dann läuft einem das Spritzwasser von hinten in die Hose – unangenehm. Vor dem Kauf also unbedingt checken, ob die Kapuze sauber über den eigenen Helm passt.

Blindflug: Sitzt die Kapuze zu stramm, schiebt es einem im blödesten Fall ständig den Helm ins Gesicht.Foto: Georg GrieshaberBlindflug: Sitzt die Kapuze zu stramm, schiebt es einem im blödesten Fall ständig den Helm ins Gesicht.

2 - Der richtige Schnitt

Bei Bike-Jacken gilt: vorne kurz, hinten lang. Ist das Heck zu kurz geschnitten, läuft ebenfalls Wasser von oben in die Hose. Schoppt sich vorne das Material, kann sich dort das Wasser in Pfützen sammeln.

3 - Ärmel lang mit Flap

Die Ärmel sollten lang genug sein, um auch mit gestreckten Armen über den Bund der Handschuhe zu reichen. Kleine Flaps, Klettverstellungen oder Stretch-Bündchen halten den Regen draußen. Sind die Ärmel weit genug, kann man sie bei längeren Anstiegen hochschieben, was zusätzlich die Belüftung verbessert.

Der optimale Armabschluss hat Stretchbündchen und Klettverschlüsse.Foto: Georg GrieshaberDer optimale Armabschluss hat Stretchbündchen und Klettverschlüsse.

4 - Schubtaschen an der Regenjacke

Seitliche Schubtaschen wärmen die Hände am Gipfel, beulen voll beladen aber zu sehr aus. Besser, man verstaut sein Zubehör im Rucksack. Vorsicht: Manche 2,5-Lagen-Laminate sind nur bedingt rucksacktauglich. Für Bikepark-Einsätze sind kleine Taschen am linken Ärmel oder generell an der linken Seite clever. Dort lässt sich das Liftticket verstauen und man muss es nicht mit nassen Händen aus der Tasche kramen.

5 - Belüftung

Selbst mit der “atmungsaktivsten” Regenjacke schmort man im Anstieg im eigenen Saft. Zweiwege-Reißverschlüsse, Unterarmlüftungen, Lasercuts oder Taschen mit Mesh-Einsatz fächern dem überhitzten Körper Frischluft zu. Aber Vorsicht, wenn`s runter geht, heißt es: Schotten dicht. Ansonsten läuft das Wasser durch die Lüftungsschlitze in die Jacke.

Auf Durchzug schalten: Lüftungsöffnungen bewahren Biker vor dem Hitzetod.Foto: Georg GrieshaberAuf Durchzug schalten: Lüftungsöffnungen bewahren Biker vor dem Hitzetod.

6 - Reißverschlüsse vs. Regenjacke

Die Achillesferse der Regenjacken! Alle Zipper sollten gedichtet, hinterlegt und mit kleinen “Garagen” ausgestattet sein. Sofern der Front-Reißverschluss nicht wasserdicht ist, kann eine Regenrinne an der Innenseite das Wasser nach unten ableiten. Während der Fahrt immer darauf achten, dass die Reißverschlüsse sorgfältig geschlossen sind.

Eine Regenrinne an der Innenseite des Reißverschlusses kann eindringendes Wasser nach unten ableiten.Foto: Georg GrieshaberEine Regenrinne an der Innenseite des Reißverschlusses kann eindringendes Wasser nach unten ableiten.
Für mich gehört eine Kapuze zu jeder Regenjacke. Sonst läuft einem irgendwann das Wasser den Nacken runter – unangenehm. Unter dem Helm rascheln die meis­ten Kapuzen aber laut. Für oben drüber sind viele zu klein. Dann rutscht das Heck hoch. – Stefan Frey, BIKE-Testredakteur

Materialkunde: PFAS und was man über sie wissen sollte

PFAS gelten als umwelt- und gesundheitsschädlich, und trotzdem kommen die Chemikalien in Outdoor-Kleidung zum Einsatz. Die EU will die Stoffgruppe verbieten. Was steckt dahinter?

Darum sind PFAS gefährlich:

Noch immer verwenden Hersteller PFAS (per- und poly-fluorierte Alkylsubstanzen) für wasserdichte Outdoor-Bekleidung. Die Fluorchemikalien sind wasser-, schmutz- und fettabweisend, stehen aber im Verdacht, sich negativ auf das Hormon- und das Immunsystem auszuwirken und Krebs zu verursachen. PFAS sind künstliche Stoffe, die so in der Natur nicht vorkommen. Weil sich die Verbindungen in Gewässern und Böden anreichern und in der Natur nicht abgebaut werden, bezeichnet man sie auch als “Ewigkeitschemikalien”.

Bisher kaum Regularien

Bisher wurden im Zulassungsprozess der EU (REACH) nur einzelne Substanzen reguliert, die nachweislich negative Auswirkungen haben. Fünf europäische Länder, darunter auch Deutschland und die Niederlande, wollen die Produktion, Verwendung und den Import der Stoffgruppe EU-weit verbieten lassen. Dazu gehören mehr als 10.000 Substanzen. Laut Umweltbundesamt ist mit möglichen Beschränkungen aber frühestens 2025 zu rechnen.

Enthält meine Regenjacke PFAS?

Für Verbraucherinnen und Verbraucher gibt es laut Umweltbundesamt wenig Möglichkeiten zu erkennen, ob Produkte PFAS enthalten und diese zu vermeiden. Bei Bekleidung wie Outdoor-Jacken sind entsprechende Produkte in der Regel mit Siegeln wie GOTS oder Blauer Engel für Textilien gekennzeichnet. Einige Hersteller weisen auch auf den Etiketten auf PTFE- und/oder PFC-freie Materialien hin. Auch im Bereich der Imprägnierungen gibt es inzwischen als PFC-frei aus-gewiesene Mittel. Anstelle PFAS-basierter Sprays kann man auch auf natürliche Fette oder Wachse zurückgreifen.

Diese Alternativen gibt es

Umweltschonende sowie gesundheitlich unbedenkliche Polyester (PES)-Membranen erlauben bei gleicher technischer Performance ein hochwertiges Recycling sowie einen stark reduzierten Treibhausgasausstoß. Die Sympatex-Membran beispielsweise ist PTFE- und PFC-frei. Auch Vaude bietet mit Ceplex eine “grüne” Alternative. Gore-Tex hat kürzlich seine neue e-PE-Membran eingeführt, die aus expandiertem Polyethylen besteht. Erste Produkte aus diesem Material sind bereits am Markt erhältlich.

Die Spinshift Jacke von GOREWEAR, die im Frühjahr 2024 erhältlich sein wird, ist eine der ersten Fahrradjacken mit der neuen GORE-TEX Technologie mit ePE Membran.Foto: GorewearDie Spinshift Jacke von GOREWEAR, die im Frühjahr 2024 erhältlich sein wird, ist eine der ersten Fahrradjacken mit der neuen GORE-TEX Technologie mit ePE Membran.
Die neue Generation der GORE-TEX Produkte verfügt über eine innovative Membran: Diese Membran ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg der Marke zu verantwortungsbewusster Performance und bietet leistungsstarke, strapazierfähige Produkte, die für eine lange Produktlebensdauer entwickelt wurden. Die neue GORE TEX ePE-Membran (expandiertes Polyethylen) ist leicht, dünn und dennoch robust. Sie ist frei von PFC und hat einen reduzierten CO2-Fußabdruck. Um ein GORE-TEX Produkt herzustellen, wird die Membran mit sorgfältig ausgewählten Textilien kombiniert, z. B. mit recycelten, gelösten oder ungefärbten Textilien. – Statement Gorewear

FAQ – die häufigsten Fragen zu Regenjacken

MVTR- oder RET-Wert

Der MVTR-Wert (Moisture-Vapor-Transmission-Rate) gibt an, wie viel Gramm Dampf pro Quadratmeter in 24 Stunden entweichen kann. Ein Wert ab 10.000 g/m²/24h gilt als sehr atmungsaktiv. RET ist eine Abkürzung für “Resistance to Evaporating Heat Transfer”. Der Wert gibt an, wie viel Widerstand das Gewebe dem Durchgang von Wasserdampf entgegensetzt. Sehr gut ist hier ein RET-Wert von 0 bis 6. Leider sind diese Werte weder miteinander vergleichbar, noch besonders aussagekräftig, weil sie sich in der Regel nur auf die Membran, nicht aber auf das gesamte Laminat beziehen.

Atmet meine Fahrradregenjacke?

Wer von Atmungsaktivität spricht, meint eigentlich Dampfdurchlässigkeit. Schweiß dringt dabei in Form von Dampf über winzige Poren in der Membran nach draußen. Dieser Vorgang basiert auf dem Prinzip des osmotischen Drucks und funktioniert nur, wenn ein entsprechendes Temperaturgefälle vorhanden ist. Sprich: Entspricht die Außentemperatur annähernd unserer Körpertemperatur, schmort man förmlich im eigenen Saft. Je kühler es draußen ist, desto besser funktioniert die Dampfdurchlässigkeit.

DWR-Imprägnierung

DWR steht für “Durable Water Repellency”, also dauerhafte Wasserabweisung. Die DWR ist der äußere Schutzwall gegen Nässe und verhindert, dass sich der Oberstoff mit Wasser vollsaugt. Wirklich von langer Dauer ist die Funktion meist leider nicht. Dann perlen Regentropfen nicht mehr ab, sondern bilden einen geschlossenen Film auf der äußeren Textilschicht. Die Folge: Die Klamotte fühlt sich nicht nur klamm an, sie verliert auch ihre Dampfdurchlässigkeit.

Regen sollte auf der Regenjacke abperlen wie auf einem Lotus-BlattFoto: NikwaxRegen sollte auf der Regenjacke abperlen wie auf einem Lotus-Blatt

PFC-frei – die grüne Alternative

Auch wenn PFC-freie Produkte häufig noch nicht ganz so effektiv sind, setzen immer mehr Hersteller inzwischen auf die Alternativen aus Silikonen oder Polymeren, die bedeutend umweltfreundlicher sind. Nikwax oder Fibertec beispielsweise verzichten bewusst auf den Einsatz von PFC in ihren Imprägniermitteln. Bei den Membranen selbst ist Sympatex wohl der bekannteste Hersteller PFC-freier Produkte. Aber auch Vaude setzt mit der hauseigenen Ceplex-Membran auf Polyurethan oder Polyester anstelle von PFC. Auch GORE-TEX– der wohl bekannteste Hersteller von wasserdichten Laminaten – hat sich dazu verpflichtet, alle ökologisch bedenklichen PFCs aus seinen Verbraucherprodukten zu entfernen und ist auf dem Weg, den Großteil seines Portfolios bis Ende 2025 umzustellen.

Die umweltfreundliche Alternative zu PFC-haltigen ImprägnierungenFoto: Georg SchreiberDie umweltfreundliche Alternative zu PFC-haltigen Imprägnierungen

Imprägniersprays: der Lotus-Effekt auf der Fahrradjacke

Ihre Fahrradjacke saugt Wassertropfen gierig auf, statt sie wie ein Lotusblatt abperlen zu lassen? Dann helfen Imprägniersprays. Das Fibertec Textile Guard Eco (500 ml, 16,95 Euro) z. B. ist 100 % PFC-frei und vollständig biologisch abbaubar. Idealerweise wird es auf die frisch gewaschene und noch feuchte Textilie von außen aufgesprüht und mit einem Schwamm in den Stoff eingerieben. Dabei sollten Sie die Klamotte flach auf einem Tisch ausbreiten. Für eine normale Regenjacke reichen etwa 120 ml. Nachdem das Spray einmassiert wurde, wird die Imprägnierung im Trockner aktiviert. Alternativ klappt das auch mit dem Bügeleisen. Lässt die Imprägnierung im Lauf der Zeit oder nach einer Wäsche wieder nach, sollte die DWR (Durable Water Repellency) im Trockner erneut aktiviert werden. Erst, wenn auch nach der Wärmebehandlung Wasser nicht mehr abperlt, sollten Sie erneut imprägnieren.

Fahrradregenjacken waschen, aber richtig!

Steckt man Regenklamotten in die Waschmaschine, dann radiert man damit nach und nach die DWR-Imprägnierung aus dem Stoff. Vor allem, wenn man die Fahrradregenjacke zur normalen Wäsche steckt, Waschpulver verwendet und zum Schluss noch bei 1400 Touren mitschleudern lässt. Dabei kann die empfindliche Membran knicken und reißen. Andererseits: Wäscht man die Regenjacke nicht, verstopfen Staub und Schweiß die Poren. Dann ist die Funktion auch hin.

So geht’s richtig:

Bei intensiver Nutzung darf man Regenbekleidung fünf bis sechs Mal im Jahr in die nicht zu volle Waschtrommel stecken. Alle Reißverschlüsse schließen, Kordelzüge entspannen, dann mit 30 ml Flüssigwaschmittel bei 30 oder 40 Grad, abhängig von der verwendeten Membran, waschen. Kein Schleudern und keinen Weichspüler verwenden! Letzterer setzt sich in den Poren fest, und die Atmungsaktivität ist für immer dahin. Danach in den Trockner (30 Minuten, max. 60 Grad) oder einfach auf die Leine hängen und dann mit dem Bügeleisen (niedrige Temperatur) die Imprägnierung wieder auffrischen. Auch wichtig: Entfernen Sie vor der Wäsche unbedingt Waschmittelreste aus dem Waschmittelfach. Spezielle Sportwaschmittel, wie Nikwax Tech Wash (300 ml, 9,95 Euro), sind umweltfreundlich und schonen die DWR-Imprägnierung.

Das richtige Waschmittel erhält auf Dauer die Funktion von RegenbekleidungFoto: NikwaxDas richtige Waschmittel erhält auf Dauer die Funktion von Regenbekleidung
Rückstände von Schweiß und Schmutz sind der schleichende Tod von Funktionsbekleidung. Daher empfiehlt es sich, diese regelmäßig zu waschen. Grundsätzlich verkraften Membranen immer erheblich mehr Waschgänge als Beschichtungen. Sobald sich ein grauer ,Speckrand‘ um Kragen oder Ärmelbündchen bildet, wird es Zeit, die Regenjacke zu waschen. – Guido Augustiniak, Fibertec
Guido Augustiniak, FibertecFoto: FibertecGuido Augustiniak, Fibertec

Meistgelesen in der Rubrik Ausrüstung