Die Bedeutung von Gore-Tex für die gesamte Outdoor-Branche ist immens. Kaum ein Performance-orientierter Bekleidungshersteller kommt mehr an der Eigenschaft „wasserdicht“ und somit an Gore-Text vorbei. Mit der Einführung seines mikroporösen, wasserdichten und dampfdurchlässigen Materials in der ersten Gore-Tex Regenjacke gelang dem Hersteller 1976 eine Revolution. Seither steht der Name der Regenmembran stellvertretend für eine ganze Kategorie – so wie Tempo für Taschentücher.
Mit der neuen ePE-Membran betritt Gore-Tex nun absolutes Neuland. Es ist die erste Membran des Herstellers, die nicht mehr aus PTFE sondern aus Polyethylen besteht. Bei ihrer Herstellung will Gore auf umweltschädliche PFC verzichten und einen verringerten CO2-Fußabdruck erreichen.
Die Gorewear Spinshift ist die erste Fahrradjacke, die mit der neuen Gore-Tex ePE-Membran ausgestattet ist. Sie soll Schutz, Komfort und uneingeschränkte Bewegungsfreiheit bieten und ist daher der ideale Begleiter für tägliche Ausfahrten. Bei Gorewear läuft die Spinshift zwar unter der Kategorie Rennrad, gerade für sportliche Mountainbiker, Racer und Marathonfahrer dürfte sie aber ebenfalls eine gute Wahl sein. Mit ihrer schlanken Passform – basierend auf innovativem Body-Mapping – fühlt sie sich wie eine zweite Haut an. Reflektierende Elemente an Ärmeln, Rücken und Brust sorgen dafür, dass sich Radfahrer*innen von ihrer Umgebung abheben. Zubehör, sowie die Jacke selbst, lässt sich leicht in der geräumigen Reißverschlusstasche verstauen.
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Mit Kinetic Garment Design geht Gorewear weg vom traditionellen, überwiegend 2D-Bekleidungsdesign, welches an der statischen und aufrechten Position ansetzt. Dieser neue Ansatz orientiert sich mithilfe von 3D-Visualisierung an den Bewegungsradien der Radfahrer, um eine optimale Passform und Bewegungsfreiheit zu gewährleisten. Damit soll sich die Spinshift mühelos den natürlichen Bewegungen anpassen und wie eine zweite Haut anfühlen. Für dieses Ziel wurde jede Textilkomponente entsprechend zugeschnitten und platziert. Außerdem wurden Nähte und das Gewicht reduziert.
Mehrere Tester konnten die 150 Gramm leichte Jacke in der Praxis testen, alle waren mit Passform und Funktion zufrieden: Ihr Schnitt nimmt die Rennradhaltung gut vorweg, dass Rückenteil ist schön lang und bietet Schutz für den Hintern in der nach vorn gebeugten Haltung. Extra Lob gab’s für die langen Ärmel mit Stretch am Bündchen, die geschmeidig am Handgelenk anliegen und keine Zugluft reinlassen. Außerdem scheint die Jacke recht atmungsaktiv zu sein.
Die Passform der Gorewear Spinshift ist nicht enganliegend, rennmäßig, sondern passt auch normalen und kräftigeren Sprintertypen und ist sie ebenfalls mit Frauenschnitt erhältlich. Details wie rundum verteiltes Reflexmaterial, der hinterlegte, winddichte und leicht laufende Reißverschluss oder eine Rückentasche mit Reißverschluss für Kleinkram, runden das Ausstattungspaket ab. Die Jacke lässt sich tatsächlich leicht in der Tasche verstauen. Besonderes Lob bekam zudem die allgemein sehr hohe Verarbeitungsqualität. Das Extra: Durch die neue ePE-Membran ist die Jacke angenehm “leise” - raschelt also deutlich weniger beim Bewegen.
In den letzten Jahren geriet die starke Position von Gore immer mehr ins Wanken. Seit Greenpeace nämlich 2011 mit der „Detox my Fashion“ Kampagne die Verwendung gefährlicher Chemikalien in Funktionsbekleidung anprangerte. Hierbei spielte die Chemikaliengruppe der PFC eine maßgebliche Rolle. Diese können in der Umwelt nicht abgebaut werden und lassen sich heute selbst in den entlegensten Winkeln der Erde nachweisen. PFC gelten als krebserregend und hormonell wirksam. Sie werden in der Bekleidungsindustrie benötigt, um PTFE herzustellen. Zudem wurden PFC lange Zeit dafür verwendet, um Funktionsbekleidung wasserabweisend auszurüsten und damit laminierte Stoffe – wie die von Gore-Text – dauerhaft wasserdicht und atmungsaktiv zu machen. Inzwischen verzichten die meisten Hersteller bei ihrer DWR-Beschichtung (Durable water repellent) auf den Einsatz von PFC.
Auch Gore verpflichtete sich 2017, bei den allgemeinen wetterfesten Laminaten bis Ende 2020, bei den Spezial-Laminaten bis Ende 2023 gefährliche PFC aufzugeben. Zudem wollte der Hersteller neue umweltfreundlichere Verfahren entwickeln und öffentlich dokumentieren, dass während der gesamten Lebensdauer seiner Produkte keine schädlichen PFC in die Umwelt gelangen.
Ganz konnte Gore-Tex seine ambitionierten Pläne nicht ganz einhalten. Erst 2021 wurden die ersten Produkte mit der neuen ePE-Membran angekündigt. Bis zur endgültigen Markteinführung vergingen nun noch einmal weitere drei Jahre. Dafür kann Gore-Tex mit der neuen Membran aber auch einen eindeutigen Erfolg verzeichnen. Die neue Membran besteht nicht mehr wie bisher aus PTFE. Für die Herstellung verwendet Gore nun Polyethylen. Das kleine „e“ im Namen der Membran steht dabei nicht etwa für ecological, wie man vermuten könnte, sondern für expandiert. Gore hat damit einen Weg gefunden, Polyethylen ähnlich zu verarbeiten wie PTFE. Dabei gibt der Hersteller allerdings seinen Status als „Erfinder“ auf. Denn Gore ist nicht der einzige Hersteller, der auf diese Weise aus Polyethylen Membranen herstellt.
Inwiefern ist aber ePE nachhaltiger als PTFE? Die neue Membran sowie die wasserabweisende Ausrüstung des Laminats sind frei von ökologisch bedenklichen PFC. Zudem soll die neue Membran den CO2-Fußabdruck reduzieren. Ihr besseres Verhältnis von Festigkeit zu Gewicht soll dünnere und leichtere Stoffe bei gleicher Haltbarkeit ermöglichen. Das soll sich positiv auf die Ressourceneffizienz auswirken. Gleichzeitig soll das Material dauerhaft wasserdicht, winddicht und atmungsaktiv sein.
Greenpeace wertet zwar die Entwicklung der ePE-Membran als Erfolg und sieht damit das Versprechen von Gore eingelöst. Allerdings scheinen PFC noch lange nicht gänzlich verbannt zu sein. Gore betont lediglich, dass man auf „ökologisch bedenkliche PFC“ verzichtet. Von einer generellen Abkehr von PFC ist aber nicht die Rede. Das Thema ist hochkomplex, denn die Gruppe der PFC umfasst mehr als 5000 chemische Stoffe. Sie reicht von flüchtigen Stoffen, die in den letzten Jahren stark in die Kritik geraten waren, bis hin zu größeren, stabilen Molekülen. Gore hat eine bestimmte Gruppe von PFC als ökologisch bedenklich identifiziert. Diese PFC sind stark fluoriert, klein genug, um bioverfügbar zu sein, und langlebig. Obwohl nicht alle ökologisch bedenklichen PFC schädlich seien, könnten sie sich doch übers Wasser in der Umwelt verbreiten, wo sie dann viele Generationen lang verbleiben.
PTFE ist laut Gore kein ökologisch bedenkliches PFC. Es ist wasserunlöslich, hochstabil, zu groß, um bioverfügbar zu sein, und baut sich in der Natur auch nicht zu anderen Stoffen ab. ePE wird erstmal nur ein weiteres Produkt im Portfolio von Gore sein. Membranen aus PTFE werden nach wie vor in den Produkten weiterverarbeitet werden, auch aus dem Grund, dass in manchen Bereich, wie zum Beispiel bei Berufskleidung, noch kein entsprechender Ersatz gefunden wurde. Wie sich die Entwicklung von ePE in Zukunft gestaltet, hängt ganz davon ab, wie das Material von den Konsumenten und den verarbeitenden Marken angenommen wird.