Marc Strucken
· 23.11.2023
Der Sommer war lang und trocken, da musste ich schon auf meiner Graveltour durch Frankreich auf ein schweres Gewitter warten, um die Norrøna Regenkombi zum ersten Mal testen zu können. Allerdings war das bei mehr als 20 Grad eine schwüle Angelegenheit und eine extrem harte Probe für die Atmungsaktivität der Regenjacke. So kam zumindest aber die kurze Regenshorts zum Einsatz – technisch gesehen das gleiche wie die Lang-Version der fjørå Goretex Pro Regenhose.
Jetzt ist aber richtig Herbst in Bayern. Das Bike, die Regenkombi und ich waren bei ernsthaften Bedingungen unterwegs. Mit Erfolg: So viel sei verraten, auch kühle 8 Grad und strömender Regen können richtig Spaß machen!
Die Regenjacke Fjørå macht schon auch in der City eine gute Figur. Sie ist schmal und lang geschnitten, und ihr edles Schwarz sieht einfach gut aus. Aber eine Hardshell für 650 Euro muss deutlich mehr können. Und das kann die Goretex Pro Jacke auf jeden Fall. Mit dem 3-lagigen Laminat von Goretex ist die Regenjacke laut Hersteller bis 28.000 mm Wassersäule wasserdicht – gleichzeitig aber auch sehr bis extrem atmungsaktiv.
Die Atmungsaktivität von Funktionsbekleidung wird oft mit dem Wasserdampf-Durchgangswiderstand angegeben, englisch Resistance of Evaporation of a Textile (RET), nach Hohenstein. Werte von 1 bis 5 bedeuten “extrem atmungsaktiv” (15.000 g/m²/24h und darüber), 6 bis 13 “sehr atmungsaktiv” (10.000 g/m²/24h). Norrøna gibt einen RET-Wert von 6 an, liegt also genau auf der Grenze. Im City-Modus trägt sich die Jacke tatsächlich sehr angenehm und wenig schwitzig. Im Fullspeed-Modus bei 10 Grad Außentemperatur kondensiert dennoch die Körperfeuchtigkeit etwas, aber im Vergleich zu anderen Regenjacken zahlt sich die Goretex Pro-Ausstattung aus.
>> Mehr Infos zu Laminat und Funktion bei Regenjacken gibt es in unserem Artikel Trocken bleiben: Das müssen Mountainbiker über Regenjacken wissen
Aber auch in Sachen Ausstattung hat die Fahrradregenjacke einige Features zu bieten. Angefangen bei der Kapuze, die durch einen Kordelzug gut justiert werden kann und prima über die meisten Helme passen sollte. Der Kragen ist flauschig beschichtet und trägt sich sehr angenehm. Reißverschlüsse (RV) gibt es eine Menge an der Fjørå Bike-Jacke:
#1 - gut laufender Hauptreißverschluss in der Mitte
#2 - von unten nach oben laufender RV zur Belüftung neben dem Haupt-RV
#3 - außenliegende, wasserdichte Brusttasche mit RV, ausreichend für ein großes Smartphone, Sonnenbrille etc.
#4 - innenliegende Brusttasche mit RV als Netzeinsatz (also der Feuchtigkeit im Inneren ausgesetzt) für kleine Dinge wie EC-Karte oder einen Schlüssel
#5 + 6 - Unterarmbelüftung mit RV
Alle Reißverschlüsse sind durchdacht platziert und funktionieren auch einhändig. Vor allem die große Lüftungsöffnung auf der Brust sorgt zusammen mit den beiden Reißverschlüssen unter den Armen für ordentlich Durchzug.
Ein sehr spezielles Feature sind die Verlängerungen an den Ärmeln, die über die Handoberseite reichen und mit einem elastischen Stoffband an der Hand befestigt werden können. Bei Regen und kaltem Wind sind sie sehr angenehm – eine gute Idee. Allerdings bleibt man beim Anziehen im Ärmel daran hängen oder die schieben sich zusammen und bilden einen Knubbel im Ärmel, den man erst einmal zurecht zupfen muss. Eine Abwägung also, ähnlich wie beim Überzieher an den SQlab Handschuhen, die wir im Sommer beschrieben haben.
Ein zweiter Punkt, der einem klar sein muss bei Goretex Pro, ist, dass der Stoff eher raschelig und steif ist. Leises Anschleichen mit der Regenjacke fällt weg. Auch beim Biken kann das Geknister der Jacke nerven. Die Funktion steht aber bei mir absolut im Vordergrund.
Viel Geld für eine Fahrradregenjacke – aber die Anschaffung lohnt sich, denn Norrøna verkauft unserer Erfahrung nach langlebige Produkte und die fjørå Goretex Pro ist einer 3-Lagen-Hardshell, die absolut dicht bleibt, sehr gut belüftet ist und auch noch gut aussieht. Mit dem zeitlosen Schwarz wird man sie zumindest nicht nach zwei Jahren leid, weil einem die Farben nicht mehr zeitgemäß erscheinen. Der Stoff ist steif und knistert, aber ist dafür robust und hoch funktional. – Marc Strucken, BIKE-Redakteur
Aus technischer Sicht besteht die Fahrradregenhose von Norrøna aus dem gleichen Goretex Pro-Material wie die Regenjacke. Mit allen Vorteilen, wie Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität, aber auch dem Knistern und Rascheln – das kann beim Treten im Sattel schon ein wenig nerven. Fährt man allerdings bergab, flattert der Stoff kaum, weil er wiederum steif genug ist. Im Sitzbereich und an den Knöcheln ist die Regenhose noch einmal verstärkt, damit diese besonders belasteten Bereiche nicht vorzeitig durchschubbern.
Wie die Jacke bietet auch die Regenhose immens viele Eingänge. Taschen auf beiden Seiten, davon eine mit einem Einsatz für das Telefon. Die großen Taschen sind zudem wirklich riesig und halten dicht. Zur Belüftung gibt es hinten am Oberschenkel große Reißverschlussöffnungen und zum An- und Ausziehen mit Schuhen lässt sich das Bein recht weit von unten herauf öffnen.
Mit Klettverschlüssen kann man den Beinabschluss stramm schließen – etwa um den Schuhschaft. Auch der Hosenbund hat Klett-Versteller, um die Hose an die Taille anzupassen. Der innen umlaufende Silikonstreifen hält die Hose gut in Position, nur an wirklich feuchten Trikots rutscht es dann doch der Schwerkraft folgend nach unten.
Die Hose ist an den Beinen recht weit geschnitten, wer aerodynamisch durch den Monsun will, muss sich anderweitig umschauen. Dafür hat man mit der Norrøna fjørå Regenhose auch genug Bewegungsfreiheit für ausladende Moves im Sattel. Überzeugt hat mich auch hier das nicht-feuchte Tragegefühl der Hose bei anstrengenden Uphills. Wasser und Schmutz gehen dafür auch bei harten Beschuss von den Reifen nirgends durch. Knapp 600 Euro für die Regenhose, die doch wahrscheinlich viel seltener zum Einsatz kommt als eine Jacke, sind hoch. Aber auch hier zählt für mich die Langlebigkeit, die sich auch nach einigen Wäschen abzeichnet. Wir geben hier Updates, sollte eines der Produkte dennoch in die Knie gehen. – Marc Strucken, BIKE-Redakteur
Auch die kurze Variante der fjørå Goretex Pro Regenhose besticht mit der technisch ähnlichen Ausstattung wie die lange: Belüftung hinten, hier allerdings mit Netz hinterlegt, große Taschen auf der Seite, kleine Tasche vorne. Auch der Sitzbereich ist bei der kurzen Regenhose verstärkt. Wichtig ist hier der Schnitt an den Beinabschlüssen. Die Regenshorts sind asymmetrisch vorne etwas länger geschnitten, gehen also weit über das Knie hinaus, da sie insgesamt recht lang sind. Einerseits gut gegen Regen und Wind, andererseits gewöhnungsbedürftig, wenn man sonst eher kürzere Shorts über der Bib trägt.
Auch die fjørå Goretex Pro Regenshorts rascheln und knistern beim Pedalieren. Das größere Manko ist allerdings der Preis von 400 Euro für eine kurz Hose, bei der im Winter im Zweifel dann doch die Waden nass werden und frieren, folglich eine “richtige” Regenhose her muss. Der Einsatz für die kurze Herbst-Übergangszeit ist dann doch begrenzt.