Matthias Borchers
· 05.10.2024
Die Überraschung vorab: Nicht alle der zehn Fahrradhandschuhe in diesem Test konnten bei der Bedienung von berührungsempfindlichen Bildschirmen wie denen von Smartphones oder GPS-Computern überzeugen. Dabei sollte man doch genau das von einem Touchscreen-Handschuh erwarten können. In der Praxis blieben jedoch unsere intensiven Tipp-, Wisch- und Streichelversuche mit einigen Handschuhen erfolglos.
Ein kapazitiver Touchscreen reagiert nur auf Berührung, wenn eine elektrische Leitfähigkeit vorhanden ist, wie sie die menschliche Haut besitzt. Im Gegensatz dazu funktioniert ein resistiver Touchscreen durch Druck auf zwei leitfähige Schichten im Display und lässt sich daher auch mit normalen Handschuhen bedienen, wie es bei älteren Garmin-Modellen wie dem Edge 1000 der Fall ist.
Um einen kapazitiven Touchscreen mit Handschuhen bedienen zu können, müssen die Fingerspitzen der Handschuhe leitfähig sein. Dazu werden diese entweder mit einem leitfähigen Material beschichtet oder mit Kupfer- bzw. Silberfäden durchzogen. Dies ermöglicht die Übertragung der elektrischen Ladung von den Fingern zum Touchscreen, sodass das Display die Berührung erkennt.
Einige Hersteller statten sowohl Daumen als auch Zeige- und Mittelfinger an beiden Händen auf diese Weise aus; andere hingegen versehen nur den Mittel- oder Zeigefinger ihrer Handschuhe mit leitendem Material, was ein einhändiges “Pinchen” (das Vergrößern von Bildern oder Kartenausschnitten) unmöglich macht.
Optimalerweise sollten bei einem Handschuh mindestens Daumen und Zeigefinger an beiden Händen touchfähig sein, um das Tippen, Wischen und Vergrößern auf dem Bildschirm zumindest theoretisch zu ermöglichen.
In der Praxis zeigten unsere zehn Testkandidaten unterschiedliche Empfindlichkeiten. Die Modelle von Chiba, GripGrab und Hestra funktionierten problemlos bei unseren Testgeräten von Samsung, Apple und Garmin (Garmin Edge 1050 mit kapazitivem LCD-Bildschirm). Jede Berührung wurde erkannt, ohne dass wir uns die Finger oder Handgelenke verrenken mussten.
Im Gegensatz dazu reagierten Smartphones und GPS-Computer bei den Handschuhen von Alé und Giro nur widerwillig auf unsere Eingaben. Auch beim Kinetixx waren oft mehrere Versuche nötig, bis die Samsung-Geräte reagierten, während die iPhones überhaupt keine Reaktion zeigten.
Während unserer Testversuche befanden sich die Smartphones in den Standardeinstellungen, ohne Anpassungen für Handschuhbedienung oder Eingabehilfen, wie sie beispielsweise beim Samsung und iPhone möglich sind. Der Garmin reagierte am zuverlässigsten, da sein Bildschirm besonders empfindlich eingestellt zu sein scheint. Bei Regen oder einem nassen Display reagierten jedoch alle Geräte eher beliebig auf Berührungen, was eine objektive Bewertung erschwert.
Natürlich haben wir die Handschuhe für die herbstliche Übergangszeit in den Bereichen Wetterschutz, Handling und Ausstattung getestet. Schließlich bringt die beste Touchfunktion nichts, wenn einem nach kurzer Zeit Fahrtwind und Regen die Finger einfrieren und man die Kontrolle am Lenker verliert. Die gute Nachricht: Es gibt Handschuhe wie die von GripGrab oder Hestra, die sowohl zuverlässig schützen als auch problemlos tippen können.
Es gibt mittlerweile eine breite Auswahl an touchscreen-kompatiblen Langfingerhandschuhen zum Fahrradfahren. Unsere zehn Testkandidaten liegen preislich zwischen 40 und 80 Euro. Die günstigsten Modelle stammen von Canyon und Kinetixx, während der Hestra-Handschuh im Handel doppelt so viel kostet.
Bei den meisten Handschuhen wird das Lagenprinzip angewendet: Ein Futter, eine dampfdurchlässige Membran und eine wasserabweisende Außenhaut schützen die Hände vor Fahrtwind und Regen. Eine Ausnahme bildet der warme und weiche Membran-Strickhandschuh von Giro.
Hinsichtlich der Touchfunktion gibt es jedoch große Unterschiede; nicht alle speziell ausgerüsteten Fingerspitzen funktionieren gleich gut mit allen Displayoberflächen.
Gesamtnote (100%): 2,8
Fällt normal aus; langer Bund bedeckt das Handgelenk schön weit; flexibel, hoher Tragekomfort; Außenhaut lässt Wasser kaum abperlen; lediglich in Schwarz erhältlich, sehr zähe Touchfunktion.
Gesamtnote (100%): 2,5
Fällt normal aus, bietet Raum für kräftige Finger; leicht, flexibel, mittelwarm; lässt sich leicht an- und ausziehen, Touchzone nur am Mittelfinger mit sensibler Funktion, lediglich einhändiges Aufziehen geht nicht.
Gesamtnote (100%): 1,4
Fällt relativ groß aus, für lange Finger; geringe Isolation, sehr luftig; flexibler Wetterschutz mit Regenhaube; topsensibel beim Tippen, Wischen, Scrollen und Aufziehen.
Gesamtnote (100%): 3,1
Fällt normal aus; trägt sich sehr komfortabel, wärmt gut, absolut winddicht, Regen perlt nicht komplett ab; die Touchzonen funktionierten nicht bei iPhone und Samsung, nur bei Garmin.
Gesamtnote (100%): 1,4
Fällt normal bis schmal aus, für schlanke und lange Finger, schön langer Bund; Roubaix-Futter wärmt gut, Top-Wetterschutz; Tippen und Wischen funktionierten sehr gut, beim Scrollen brauchte es manchmal zwei Anläufe.
Gesamtnote (100%): 1,2 (Tipp: Preis/Leistung)
Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis; fällt normal aus, kurzer, etwas enger Bund; sehr guter Wetterschutz; zuverlässige Touchfunktion dank gut leitender Daumen- und Zeigefingerspitzen; viel Ausstattung inklusive Frottee-Daumen.
Gesamtnote (100%): 1,1 (Testsieger)
Fällt normal bis groß aus; robuste Struktur, gut gepolsterte Innenhand; einstellbare Bundweite; sehr gute Touch-Eigenschaften mit jeweils drei Fingern links und rechts; Top-Wetterschutz; teuerstes Modell im Test.
Gesamtnote (100%): 1,9
Fällt normal aus, langer Daumen; Materialkanten innen leicht spürbar; schön langer Bund; Wetterschutz sehr gut, Wasser perlt sofort ab; Top-Ausstattung; bedient Samsung und Garmin gut, versagte jedoch beim iPhone.
Gesamtnote (100%): 1,6
Fällt normal aus; durch flächiges Innenhandpolster relativ steif; sehr guter Wetterschutz; Tippen und Scrollen funktionierten super, Wischen aufgrund der etwas steifen Touchflächen weniger gut.
Gesamtnote (100%): 1,8
Fällt normal aus; durch flächiges Innenhandpolster relativ steif; sehr guter Wetterschutz; Tippen und Scrollen funktionierten super, Wischen aufgrund der etwas steifen Touchflächen weniger gut.
Für den optimalen Wetterschutz müssen die Handschuhe winddicht sein und Regentropfen schnell abperlen. Saugt sich die Außenhaut schnell mit Wasser voll, verstärkt das den Kühleffekt durch den Fahrtwind und die Hände frieren schneller. Bei unserem Spraytest der zuvor gewaschenen Testkandidaten überzeugten beispielsweise die Modelle von GripGrab oder Hestra, während die Außenhaut von Alé oder Canyon Wasser weniger gut abperlen ließ.
Den Test der Touchfunktion haben wir durchgeführt mit einem Garmin Edge 1050 und verschiedenen iPhones und Samsung-Smartphones. Geprüft haben wir damit jeweils die Eignung fürs Tippen, Wischen, Scrollen und Aufziehen (Pinchen). Weil bei Canyon lediglich der Mittelfinger leitfähig ist, ist dieses Modell nicht fürs einhändige Pinchen geeignet. Mit dem Giro ließ sich nur der Garmin bedienen; die Handschuhe von Chiba, Hestra und GripGrab erzielen auf allen Geräten das beste Ergebnis.
In dieser Kategorie haben wir bewertet, wie leicht sich die Handschuhe an- und ausziehen lassen, wie gut ihr Grip am Lenker bei Regen ist und wie umfangreich ihre Ausstattung. Top-Ergebnisse erreichen hierbei die Modelle von Chiba, GripGrab und Hestra, während die Ausstattungsliste bei Sportful sehr kurz ist; dafür lässt sich der Handschuh sehr gut an- und ausziehen und bietet auch am nassen Lenker volle Kontrolle.