Bikepackerin Wiebke Lühmann saß auf ihrem letzten Trip durch ganz Afrika 14 Monate im Sattel. Sie muss also wissen, welches Material Wind, Wetter, Schlagloch, Schlamm und Sandsturm standhält. Wir haben sie nach ihrem persönlichen Bike-Setup gefragt.
Robust, bequem und Pannen-unempfindlich: Wiebke wählte für die Afrika-Tour ein Hardtail mit entspannter, aufrechter Sitzposition. Auch wenn sie sich auf manch einer Wellblechpiste durch die Wüste den Komfort eines Fullys sicher gewünscht hätte – ein Defekt an einem komplizierten Fahrwerk/Hinterbau hätte in Afrika wohl mangels Ersatzmaterial das Ende der Tour bedeutet.
Möglichst robust und nicht unbedingt aus Carbon sollten auch die Laufräder sein. Wiebkes Alulaufräder sind für E-MTBs konzipiert und hielten Wüstenwellblech, Schlammfurchen und Schlaglöchern stand. Auch die Tubeless-Bereifung erwies sich als gute Idee. Die zur Sicherheit eingepackten Ersatzschläuche empfand sie irgendwann als unnötigen Ballast und schickte sie (mit anderen überflüssigen Dingen) per Post nach Hause.
Warum montiert man nicht einfach einen Gepäckträger und hängt klassische Packtaschen dran? Weil das große Gewicht am Heck das Fahrverhalten des Bikes massiv beinträchtigen würde. Durch die Verteilung des Gepäcks bleibt das Bike dagegen wendig und sportlich. Wenn man sich (wie Wiebke) auf einer sehr langen Tour für große Gabeltaschen entscheidet, sollte man möglichst leichte Dinge darin verstauen. Schwere Dinge wie Werkzeug, Waschzeug, Schloss und Ersatzschläuche platziert man am besten mittig in der Rahmentasche. Allerdings dürfen die Sachen die Tasche nicht ausbeulen, weil man sonst beim Pedalieren mit den Beinen dran scheuert.
Bikepacking-Taschen gibt's mittlerweile von vielen Herstellern in vielen Größen und Formen. Ein typisches Grund-Set besteht aus Lenker-, Rahmen- und Satteltasche („Arschrakete“). Damit ist schon ein Packvolumen zwischen 25 und 40 Litern möglich. In welcher Tasche man was verstaut, probiert man am besten aus, aber es empfiehlt sich, Themen für jede Tasche festzulegen, damit man nach bestimmten Teilen nicht immer alles durchsuchen muss. Dinge, die bei Regen definitiv nicht nass werden sollen, packt man besser zusätzlich in Tüten.
Eigentlich gehört er nicht zum klassischen Bikepacking-Set, aber ein leichter Tagesrucksack (evtl. mit Trinkblase) könnte die Lösung sein für den Transport eingekaufter Lebensmittel zum vielleicht noch nicht gefundenen Schlafplatz?
Zwei Flaschenhalter mit seitlichem Zugriff sind unbedingt empfehlenswert. Auch wenn eine Flasche nur noch ans dreckbespritzte Unterrohr passt.
Für eine große Etappentour alles richtig zu packen ist eher Kunst als Wissenschaft, sagt Wiebke Lühmann. Top sind Dinge, die leicht und klein sind und im Optimalfall sogar zwei Einsatzbereiche haben.
Egal ob für 3 Tage oder mehrere Wochen: Das Grundgepäck ist bei allen Bikepacking-Touren gleich und unterscheidet sich kaum von einem Standard-Transalp-Gepäck:
1. Nichts nervt mehr als Dinge, die man mitschleppt und unterwegs zu selten braucht. Solche Dinge schickt Bikepacking-Profi Wiebke Lühmann zum Beispiel wieder per Post nach Hause. Ihre kompletten Packlisten für Afrika, aber auch Norwegen: wiebkeluehmann.com
2. Rettungsdecken wärmen nicht nur im Notfall. Sie isolieren auch toll – statt oder unter der Isomatte!
3. Eine Mullwindel für Babys eignet sich als Schal, evtl. als Stützverband und auch als Handtuch.
4. „Duschbrocken“ (Seifenstück für Haut, Haare und Klamotten) und Zahnputz-Tabs verringern das Packmaß der Hygiene-Artikel enorm.
5. „Göffel“: Gabel und Löffel in einem: Selbst wenn man ohne Kochgeschirr loszieht – sein Einsatzmoment wird kommen.
6. Flip Flops für abends klemmt man fast schon intuitiv unter die Spanngurte der Arschrakete. Problem: Abends wird es nur noch ein Schuh sein... unbedingt extra sichern!
7. Was übrigens häufig passiert und am Lagerplatz unfassbar ärgerlich ist: Kochwasser für die Nudeln zu vergessen.