Noch ganz dicht? So waschen sie ihre Bike-Klamotten richtig

Armin Herb

 · 09.06.2022

Noch ganz dicht? So waschen sie ihre Bike-Klamotten richtigFoto: Hersteller
Noch ganz dicht? So waschen sie ihre Bike-Klamotten richtig

Wenn Funktionskleidung gegen Wind und Regen schützen soll, dann braucht sie die richtige Pflege. Wir zeigen, was beim Waschen und Imprägnieren zu beachten ist.

Das Rad muss funktionieren, regelmäßige Kontrolle und Pflege verstehen sich von selbst: Luft prüfen, Kette ölen, Bremsen checken, Schaltung justieren. Aber wie halten wir es mit unserer Sportbekleidung? Dass die verschwitzte Radlerwäsche nach einer Ausfahrt in die Waschmaschine wandert, zählt für die meisten Biker zum Standardritual. Bei Wetterschutzkleidung ist das Prozedere aber nicht ganz so eindeutig – und auch nicht ganz so einfach. Denn je nach Membran und Imprägnierung sind unterschiedliche Behandlungen nötig. Der Aufwand allerdings lohnt sich in mehrfacher Hinsicht: „Gewissenhafte Pflege erhält nicht nur die dauerhafte Funktiona­lität, sondern erhöht die Lebensdauer der Bekleidung“, meint dazu Chris Eisenmann, Experte für Bekleidungstechnologien beim Hersteller Gore. Am Ende schont man damit also nicht nur die Bekleidung, sondern auch den Geldbeutel und die Umwelt.

Waschen und Imprägnieren sind dabei die wichtigsten Pflegemaßnahmen. Wie und wie oft Jacken und Hosen gewaschen werden müssen, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Zum einen davon, wie oft wir ein Kleidungsstück tragen und wie schmutzig es ist, zum anderen aber auch von der Membran. Bevor die Textilien in die Maschine wandern, sollte man deshalb einen Blick auf das Pflegeetikett werfen. Hersteller von mikroporösen Membranen (z. B. Gore-­Tex, eVent etc.) weisen darauf hin, dass Schweiß, Schmutz und Hautfette die Atmungsaktivität und Lebensdauer von Nähten und Membranen beeinträchtigen – sie empfehlen deshalb das regelmäßige Waschen. Die Hersteller porenloser Membrane (z. B. Sympatex, Dermizax) betonen, ihre Membranen könnten nicht verstopfen – deshalb bleibe deren Funktion erhalten, egal, wie häufig man sie wasche.

Das Imprägnieren einer Jacke oder Hose wird dann fällig, wenn sie sich nass oder klamm anfühlt. Dieses Gefühl entsteht in der Regel nicht, indem Wasser von außen eindringt. Sondern: Wenn die Imprägnierung des Außenmaterials nachlässt, perlt das Wasser nicht mehr ab – der Oberstoff nimmt Feuchtigkeit auf. Das beeinträchtigt die Atmungsaktivität, der Wasserdampf kondensiert innen an der Bekleidung. Ob die Imprägnierung noch ausreicht, zeigt ein einfacher Test: einfach aus einer Sprühflasche Wasser auf das Mate­rial sprühen. Perlt das Wasser ab, ist die Imprägnierung noch intakt. Saugt sich das Gewebe voll, ist es Zeit für eine Nachbehandlung.

Waschtipps

Eine Hightech-Jacke ist keine Baum­wollsocke. Etwas mehr Fürsorge ist bei der Wäsche also angeraten.

  • Vor dem Waschen: Schließen Sie alle Reißverschlüsse, Abdeck­leisten, Klettverschlüsse und Bänder vollständig. Beachten Sie die Hinweise des Herstellers im Pflegeetikett. Befüllen Sie die Waschmaschine nur mit geringer Lademenge. Stellen Sie den Schonwaschgang bei 30 Grad ein. Einige moderne Waschmaschinen besitzen ein spezielles Programm für Outdoor-Textilien.
  • Waschmittel: Verwenden Sie eine möglichst kleine Menge flüssiges Feinwaschmittel oder spezielle Waschmittel für Funktionsbekleidung. Die Menge ist abhängig von der Verschmutzung und der Wasserhärte. Verzichten Sie auf Vollwaschmittel mit Aufhellern oder Bleichmitteln! Auch Weichspüler sind bei Funktionstextilien tabu, sie schaden der Imprägnierung! Verzichten Sie auch auf den Schleudergang.
  • Wäschetrockner: Ob die Klamotte in den Wäschetrockner darf, hängt von der Empfehlung des Herstellers ab. Einige Hersteller raten dazu, weil das die Imprägnierung reaktiviert. Wichtig sind dabei niedrige Temperaturen und kurze Dauer (ca. 20 Minuten).
  • Bügeln: Auch Bügeln reaktiviert die Imprägnierung. Die Bgeltemperatur sollte aber maximal 110 Grad betragen. Zur Sicherheit ein dünnes Baumwolltuch (z. B. Geschirrhand­tuch) auf das Funktionstextil legen.
  • Sonderfall: Gore-Tex Shakedry Die einlagige, besonders dünne und leichte Wetterschutzmembran von Gore ist etwas sensibler als andere, unter anderem, weil sie weder Futter noch Außenstoff hat. Textilien aus diesem Material dürfen deshalb nicht in die chemische Reinigung, nicht in den Wäschetrockner und nicht gebügelt werden! Gore-Tex Shakedry benötigt allerdings aufgrund der Technologie auch keine Imprägnierung.

Imprägnieren

  Gut imprägniert kann das Wasser abperlenFoto: Daniel Kraus
Gut imprägniert kann das Wasser abperlen

Imprägnierungen rüsten die Oberflächen von Regen- und Funktionsbekleidung wasserabweisend aus – das Wasser perlt ab. Ist das Textil nicht ausreichend imprägniert, saugt sich das Außenmaterial mit Wasser voll – das beeinträchtigt die Atmungsaktivität: Der Wasserdampf kondensiert im Inneren. Um die Imprägnierung wiederherzustellen, gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Mit Wärme: Die Originalimprägnierung kann man mit Hilfe von Wärme reaktivieren. Ob im Trockner, mit dem Bügeleisen oder mittels Föhn – wichtig ist, dass man das Textil nicht mit zu hohen Temperaturen malträtiert. Beim Wäschetrockner wählt man den Schongang und eine Temperatur von maximal 60 Grad. Die Funktionsklamotte bleibt dann höchstens 20 bis 30 Minuten drin. Auch beim Bügeleisen darf es nur eine mittlere Temperaturstufe sein, zudem kommt zwischen Bügeleisen und Funk-tionstextil eine schützende Baumwollzwischenlage (z. B. Geschirrhandtuch). Wer Jacke oder Hose mit dem Föhn bearbeitet, muss vor allem auf ausreichenden Abstand achten, damit am Material keine zu hohen Temperaturen entstehen.
  • Mit Spray: Imprägniersprays benutzt man nur für die Außenseite der Kleidungsstücke. Ein Vorteil: Man kann gezielt Stellen wie Nähte, Bündchen oder Schulterpartien behandeln. Verwenden Sie möglichst Produkte ohne PFC, Treibgase und Lösungsmittel. Die Kleidung sollte vor dem Einsprühen gewaschen und Reißverschlüsse geschlossen sein. Verwenden Sie das Spray nur an einem gut belüfteten Ort, am besten im Freien – das Einatmen des Sprays sowie Augen- und Hautkontakt sind unbedingt zu vermeiden.Tragen Sie das Spray aus einem Abstand von 20 bis 30 Zentimetern auf. Waschen Sie sich nach dem Imprägnieren die Hände und lassen Sie die Bekleidung an der frischen Luft trocknen und auslüften.
  • Mit Einwaschmittel: Für die sogenannte Wash-in-Imprägnierung werden spezielle Einwaschmittel verwendet. Sie werden wie herkömmliche Waschmittel eingesetzt und benetzen das komplette Textil. Aber nicht alle Membrane vertragen das Einwaschen. Für porenlose Membrane, wie die HigH2Out-­Laminate von Dermizax oder Sympatex, sollte man Einwaschpräparate vermeiden, da sie die Funktion beeinträchtigen können. Beachten Sie vor dem Waschvorgang die Pflegehinweise des Imprä­gniermittelherstellers. Entfernen Sie gegebenenfalls die Rückstände anderer Waschmittel aus dem Waschmittelfach der Waschmaschine. Die Waschtrommel befüllen Sie mit maximal zwei Kilo Wäsche. Falls nicht anders angegeben, wählen Sie den Synthetik- oder Schonwaschgang, waschen das Textil bei 30 Grad und lassen es bei geringer Umdrehungszahl schleudern oder verzichten ganz darauf. Die imprägnierte Kleidung dann an der frischen Luft trocknen lassen.

Zeichensprache

  Der Bottich steht fürs Waschprogramm, die Zahl für die Waschtemperatur. Ein Strich unter dem Zuber bedeutet: schonend waschen und schleudern, zwei Striche: sehr schonend waschen ohne schleudern.Foto: Hersteller
Der Bottich steht fürs Waschprogramm, die Zahl für die Waschtemperatur. Ein Strich unter dem Zuber bedeutet: schonend waschen und schleudern, zwei Striche: sehr schonend waschen ohne schleudern.
  Das Dreiecksymbol bedeutet bleichen. Bei Funktionstextilien ist es meist durchgestrichen, das heißt: Nicht bleichen.Foto: Hersteller
Das Dreiecksymbol bedeutet bleichen. Bei Funktionstextilien ist es meist durchgestrichen, das heißt: Nicht bleichen.
  Das Quadrat mit Kreis steht für die Trocknereignung. Ist es durchgestrichen, darf das Textil nicht in den Trockner. Ein Punkt im Inneren des Kreises heißt: trocknen nur bis 60 Grad.Foto: Hersteller
Das Quadrat mit Kreis steht für die Trocknereignung. Ist es durchgestrichen, darf das Textil nicht in den Trockner. Ein Punkt im Inneren des Kreises heißt: trocknen nur bis 60 Grad.
  Ist das Bügeleisen durchgestrichen, sollte man aufs Bügeln verzichten. Bei Funktionstextilien findet sich oft ein Punkt im Bügeleisen. Besonders schonendes Bügeln bei maximal 110 Grad ist dann erlaubt.Foto: Hersteller
Ist das Bügeleisen durchgestrichen, sollte man aufs Bügeln verzichten. Bei Funktionstextilien findet sich oft ein Punkt im Bügeleisen. Besonders schonendes Bügeln bei maximal 110 Grad ist dann erlaubt.
  Der Kreis steht für chemische Reinigung, sie ist bei Funktionstextilien meist ausgeschlossen.Foto: Hersteller
Der Kreis steht für chemische Reinigung, sie ist bei Funktionstextilien meist ausgeschlossen.
  Ein verdrehtes Stück Stoff bedeutet auswringen. Es findet sich eher selten und ist bei Funktionstextilien in der Regel durchgestrichen.Foto: Hersteller
Ein verdrehtes Stück Stoff bedeutet auswringen. Es findet sich eher selten und ist bei Funktionstextilien in der Regel durchgestrichen.

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