Der Plan: Zwei Wochen durch Frankreich. Von Ost nach West, über Schotter und Straßen - Startpunkt Straßburg. Dabei sollte das gesamte Camping-Equipment nicht - wie momentan üblich - am Rad verteilt hängen, sondern in einem Fahrradanhänger landen: dem Topeak Journey Trailer. Auch nach der Reise sollte der einspurige Lastenanhänger noch Kilometer sammeln bei unserem Langzeittest.
Erster Schritt vor der Reise: die Montage. Das war denkbar einfach: Das Rad wird mit einem Schnellspanner fixiert, die Deichsel (Yoke genannt) ist mit einer Achse am Rahmen montiert. Diese wird mit einer Mutter am unteren Ende festgeschraubt - dazu später mehr. Das gelbe Fähnchen für die Sicherheit/Sichtbarkeit im Straßenverkehr in die Halterung gesteckt - fertig.
Ein bisschen mehr Vorarbeit erfordert die Steckachse für das jeweilige Bike (bei uns das Rocky Mountain Solo A 50). Da unterschiedliche Hersteller verschiedene Gewinde für ihre Steckachsen nutzen, muss man vor dem Kauf/Test des Topeak Fahrradanhängers herausfinden, welcher nun beim eingesetzten Bike passt. Die Achsen von Topeak müssen gesondert zum Anhänger gekauft werden (39,95 Euro). Mit verschieden dicken Spacern kann man dann die Achse mit den Kupplungsendstücken am Rad montieren. Die Anleitung gibt aber recht gut Auskunft, wie das geht.
Die Deichsel selbst greift gnadenlos fest um die Kupplung - da wackelt nichts während der noch so beladenen Fahrt. Aber Achtung: Es sollte auch kein Finger aus Versehen in den starken Federmechanismus kommen, beispielsweise beim Rangieren des Fahrradanhängers.
Wir starten also zur ersten, dennoch voll beladenen Fahrt mit dem Topeak Journey. Schon beim Schieben durch das Gartentor fällt auf, dass (wie nicht anders zu erwarten) das Gespann nicht stabil steht, sondern zum Kippen neigt. Das ist ein systemimmanentes Problem, so wie ein Fahrrad eben auf zwei Rädern auch nicht stehen kann. Beim Fahren wird das aber wegen des Gewichts umso deutlicher, weil bei schnellen Richtungswechseln der Lastenanhänger eine gewisse Eigendynamik entwickelt, sprich: er schiebt kurz in die vormalige Richtung weiter. Das muss man wissen, wenn man sich für ein solches Modell entscheidet.
Bei höherer Geschwindigkeit kann sich das allerdings aufschaukeln, weshalb Topeak eine maximale Geschwindigkeit von 30 km/h vorgibt - wir mussten jedoch bereits bei 25 km/h einer deutlichen Schlingerbewegung entgegenwirken müssen. "Speed Wobble" nennt es ein britischer Mitreisender. Lastwechselreaktion heißt es wohl bei den Technikern.
Der Vorteil der Konstruktion ist, dass man zum einen nicht darüber nachdenken muss, dass der Anhänger am Fahrrad deutlich breiter ist als man selbst und Bordsteinkanten, Blumenkübel oder Füße berührt. Der Topeak Journey zirkelt zudem auf der gleichen Linie um Hindernisse wie das Rad selbst. Man ist damit auch auf der Straße sehr wendig unterwegs.
Ein für uns eher überraschender Effekt, da wir sonst selten schwere Lastenanhänger am Fahrrad ziehen: An leichten bis mittleren Steigungen fühlt sich der Journey viel leichter an als gedacht. Tatsächlich schiebt er - einmal in Gang - durch sein Gewicht offenbar das Rad an. Wenn man keinen perfekten Rundtritt auf dem Rad hat, bleibt eine Kraftpause zwischen den Pedalimpulsen, die der Anhänger schiebend überbrückt. Der Physiker sagt: Trägheit der Masse.
Gut zwei Wochen haben wir regelmäßig den Topeak Anhänger gepackt, ausgepackt, gefahren, repeat. Abnutzung konnten wir keine soweit entdecken. Seine Wasserdichtigkeit hat die 65-Liter-Tasche schon an den ersten Tagen bewiesen. Auch Starkregen dringt nicht ins Innere. Genug Platz für die gesamte Campingausrüstung samt Mitbringseln war ohnehin darin vorhanden. Die Halteschlaufen und Griffe sind robust und sauber verarbeitet. Den 17 Kilo Gewicht der Ladung schienen sie absolut gewachsen zu sein..
Das Rad am Anhänger lief einwandfrei, pannenfrei und eine Dämpfung - wie sie andere Fahrradanhänger bieten - haben wir auf den Schotterpisten nicht vermisst. Der richtige Luftdruck zur Beladung ist entscheidend.
Der Rahmen des Journey ist superstabil, der Lack hält auch eine Menge aus und die Bodenplatte ist ebenfalls sehr stabil. Vor allem in der "Parkposition" des gesamten Gespanns (siehe Bilder oben) merkt man, wie stabil der Rahmen ist.
Der Topeak Journey Anhänger hat allerdings ein Manko bei der Bedienung "im Gelände". Wenn die Packtasche voll ist und im Rahmen befestigt ist - was in der Regel während der gesamten Reise so bleibt - sind die unteren Enden der Steckschnallen nur schwer erreichbar. Sie sind tief am Boden des Drybacks angenäht und werden dann vorne vom Gestänge des Rahmens und hinten von der Bodenplatte verdeckt. Zudem sammelt sich genau dort Schlamm oder Staub oder beides, weil das Hinterrad des Bikes oder das Rad des Trailers den Dreck dorthin schießt.
Wünschenswert für den Alltag zuhause, aber auch auf dem Campingplatz wäre, dass die Deichsel sich mit einem Handgriff fixieren ließe. So könnte man den ganzen Anhänger wie eine Schubkarre rangieren, wenn er vom Bike abgekoppelt ist. Ohne diese Fixierung schlägt er schnell aus und lässt sich besser tragen als schieben.
Apropos Tragen: Wer mit dem Anhänger in der Bahn fahren will, sollte beachten, dass sowohl die Deutsche Bahn als auch in unserem Fall die französische Fahrradanhänger nur im "zusammengefalteten Zustand" mitnimmt. Da sich der Topeak Journey nicht falten lässt, muss man Rad und Deichsel abmontieren, sodass das Ganze als "Koffer" gilt und getragen werden muss. Hat bei uns seitens der Schaffner gut funktioniert. Bedeutete aber auch Montage am Bahnsteig.
Für die regelmäßige (De-)Montage der Deichsel ist der Topeak jedoch nicht ausgelegt, da eine kleine Mutter samt Unterlegscheibe die Achse des Yokes fixiert. Wenn diese in der Eile am Bahnsteig wegrollt, ist Not am Mann. Ohne sie rüttelt sich die Achse und folglich löst sich die Deichsel und der Lastenhänger verliert die Verbindung. Dies ist nur ein sehr spezielles Problem unseres Tests in Frankreich, sollte jedoch beim Kauf bedacht werden.
Bestens geeignet für lange Fahrten mit viel Gepäck, bei denen der Topeak Fahrradanhänger am Rad bleiben kann. Ideal also: Von der Haustür losfahren und von Campingplatz zu Campingplatz touren. Dann hat man einen unverwüstlichen Begleiter. Die Instabilität eines solchen einspurigen Gespanns sollte man vorher testen, ein wenig üben und beim Kauf berücksichtigen. - Marc Strucken, BIKE-Redakteur