Matthias Schwindt
· 02.11.2022
Touren-Suche, Streckenplanung, Navigation – immer mehr Menschen setzen beim Biken aufs Smartphone als Navi statt auf klassische GPS-Gerät. Geht die Rechnung wirklich auf? Wir haben es ausprobiert.
„Es gibt für alles eine App.“ Trifft dieser Werbespruch zu, sollte es auch kein Problem sein, mit dem Smartphone auf (E-)Bike-Tour zu gehen. Schließlich besitzen 80 Prozent der Deutschen ein Smartphone, in der fürs Biken relevanten Zielgruppe fast alle. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn nur das vorhandene Handy mit einer passenden Outdoor-App auszustatten, reicht noch nicht für einen erfolgreichen Bike-Ausflug.
Um der Strecke zu folgen, muss das Display gut ablesbar im Blickfeld des Bikers liegen. Außerdem muss in jedem Fall verhindert werden, dass sich das teure Telefon löst und auf den Trail stürzt. Wir haben unterschiedliche Modelle getestet. Passgenaue Hüllen mit Lenkerbefestigung und Universalhalterungen.
Auf ausgedehnten Touren verdient die Stromversorgung besondere Beachtung. Durch das eingeschaltete Display mit aktiver Hintergrundbeleuchtung schnellt der Stromverbrauch rapide in die Höhe. Ein leerer Akku nach zwei bis drei Stunden ist keine Ausnahme, wenn man das Handy als Bike-Navi nutzt. Was liegt näher, als per Powerbank oder aus dem großen E-Bike-Akku während der Fahrt nachzuladen? Aber Vorsicht: Das dauernde Gewackel ist nicht gut für die kleinen USB-Steckverbindungen. Dafür sind diese Stecker nicht ausgelegt, langfristig können dadurch Schäden auftreten. Bei modernen Telefonen bietet die drahtlose Qi-Ladetechnik eine praktische Alternative. Wir zeigen zwei Stromversorger ohne Kabelanschluss.
Das Smartphone mit laufender Navigation braucht viel Strom. Mit diesen zwei Alternativen zur günstigen Powerbank reicht die Energie für einen ganzen Tag.
Wäre es nicht praktisch, das Handy über den großen E-Bike-Akku mit Strom zu versorgen? Einige Hersteller bieten diese Möglichkeit an.
Spricht in Zeiten von wasserdichten Smartphones und einer Fülle an ausgereiften Apps überhaupt noch etwas für ein teures, eigenständiges GPS-Navigationsgerät?
Der größte Posten bei der Anschaffung ist schon erledigt – das Smartphone selbst. Die Bedienung ist eingängiger, da sich die App-Entwickler an den Prinzipien der Handy-Bedienung orientieren. Das Display ist sehr groß und im schattigen Bereich ordentlich ablesbar. Größte Stärke ist die riesige Auswahl an Apps. Jeder findet seinen Favoriten. Auch können mehrere Spezial-Apps im Wechsel genutzt werden. Eine um Touren zu finden, eine für die Zielführung und eine als Tour- oder Trainings-Tagebuch.
Der GPS-Radcomputer mit Navigation ist deutlich robuster gebaut. Auch im Inneren sind alle Komponenten auf Outdoor-Nutzung ausgelegt. Bei der Akku-Laufzeit muss man sich keine Gedanken machen. Meist sind sogar zwei Bike-Tage drin. Das Display ist in der prallen Sonne deutlich besser ablesbar, auch wenn es kleiner ist. Das GPS-Navi funktioniert immer – auch ohne Internet im Funkloch. Im Kaufpreis ist alles enthalten: Halterung, Software ohne laufende Abo-Kosten und Karten inkl. kostenloser Updates.
Das Handy hab’ ich doch schon. Günstig wird die Smartphone-Navigation am Bike trotzdem nur, wenn man sich mit Minimallösungen begnügt. Wir stelleen drei Varianten vor:
Sind die technischen Vorbereitungen abgeschlossen, bleibt die Frage: Welche Bike-Tour soll ich fahren? Apps und Touren-Portale versprechen die passende Tour für jeden Biker. Wir haben vier Apps genauer angeschaut. In der Praxis wurden Auswahl und Qualität der Touren-Vorschläge geprüft. Während der Navigation spielte der Komfort der Zielführung eine große Rolle, ebenso wie der Funktionsumfang auf abgelegenen Strecken ohne mobilen Internetempfang. Dabei bleibt festzuhalten: Es gibt nicht die eine App für alles. Aber das ist der Vorteil des Smartphones. Jede App spielt ihre Stärken aus, und es lassen sich problemlos mehrere Apps nebeneinander zu Navigation oder Tracking nutzen. Am Ende muss jeder für sich entscheiden, ob das sündhaft teure Smartphone am Lenker den Gefahren eines Trail-Abenteuers ausgesetzt wird.
Auf diese Apps ist bei Touren-Vorschlägen Verlass. Wer führt bequem und zuverlässig zum Ziel? Wir haben unterschiedliche Apps auf Touren-Vorschläge, Kartenqualität und Streckennavigation getestet.
Betriebssystem: Android & iOS - weitere Infos über Komoot
Kosten: Basis mit regionaler Testkarte gratis; das Offline-Karten-Welt-Paket kostet einmalig 30 Euro, das Premium-Abo von Komoot 60 Euro pro Jahr.
Die Nummer 1 der beliebtesten Outdoor-Navi-Apps. Anlegen eines Benutzerkontos ist Pflicht. Darüber erfolgt auch der Datenaustausch zwischen Online-Portal, App und GPS-Geräten.
Zielführung: Die Zieleingabe erfolgt per Karte, Highlights oder über eine einzelne Suchzeile. Die Adress-Suche ist dabei nicht wirklich benutzerfreundlich. Während der Fahrt erfolgt die Zielführung per Linie auf der Karte, durch Pfeile und Abbiegehinweise. Auch eine Sprachausgabe über Lautsprecher oder Bluetooth-Headset ist möglich. Wird die geplante Strecke verlassen, erfolgt bei vorhandener Internetverbindung eine Umplanung.
Routenplanung: Selbst auf dem kleinen Handy-Display lassen sich individuelle Routen ordentlich planen. Strecken aus der Portalplanung am großen Bildschirm zu Hause gelangen nahtlos in die App. Zahlreiche fertige Touren-Vorschläge werden angeboten. Diese lassen sich auch leicht an individuelle Wünsche anpassen.
Offline-Funktionen: Reine Kartendaten lassen sich auf dem Handy speichern. So reduziert sich unterwegs der Datenverbrauch. Komplett ohne Internet funktioniert Komoot nur, solange die geplante Strecke nicht verlassen wird. Für eine Neu- oder Umberechnung ist eine Internetverbindung notwendig.
Stärke: Einfache Bedienung; gute Streckenvorschläge; viele Schnittstellen (GPS, E-Bike)
Schwäche: Nicht komplett offline; Premium-Abo mit begrenztem Mehrwert
Betriebssystem: Android & iOS - weitere Infos bei Outdooractive
Kosten: Basiskonto mit Werbung; PRO-Abo (30 Euro pro Jahr) mit größerer Kartenauswahl und Offline-Daten; PRO+ (60 Euro pro Jahr) mit noch größerer Kartenauswahl.
Über das hervorragende Touren-Portal lässt sich einfach eine passende Strecke auswählen. In der Auswahl sind viele Qualitätsstrecken der Bike-Destinationen enthalten.
Zielführung: Individuell geplante Strecken oder Touren-Vorschläge synchronisieren sich automatisch im Hintergrund zwischen Web und App. Direkte Zieleingabe ist ebenfalls möglich. Während der Navigation erfolgt die Zielführung per Linie auf der Karte, durch Pfeile und Abbiegehinweise. Auch eine Sprachausgabe ist möglich. Beim verlassen der geplanten Strecke gibt es lediglich einen Hinweis, keine Umplanung.
Routenplanung: Schnell noch unterwegs eine eigene Tour planen, ist möglich. Allerdings nur mit Internetverbindung. Die Stärke von Outdoor-active liegt in der großen Anzahl qualitativ hochwertiger Touren-Vorschläge.
Offline-Funktionen: Eigene Kartenausschnitte und geplante Strecken lassen sich in beiden Pro-Abos herunterladen.
Stärke: Detaillierte Such- und Filtermöglichkeiten für Touren-Vorschläge; viele Integrationen der Smartwatch
Schwäche: Nicht komplett offline; kein Re-Routing
Betriebssystem: nur Android - weitere Infos bei Locus Map
Kosten: Basic mit Werbung und reduzierten Funktionen; Silver-Abo (10 Euro jährlich): erweiterte Funktionen, aber ohne Offline-Funktionen; Gold-Abo (24 Euro jährlich: voller Offline-Funktionsumfang
Die Spitzen-App für entlegene Gebiete. Bei Locus Map sind alle wesentlichen Funktionen auch ohne Internetverbindung im Gold-Abo verfügbar.
Zielführung: Einzelzieleingabe am Smartphone, GPX-Track-Import und Übernahme geplanter Strecken aus dem Web-Routenplaner möglich. Zielführung mit Linie auf Karte, durch Pfeile und Abbiegehinweise. Beim Verlassen der Tour wird die Strecke neu berechnet.
Routenplanung: Strecken unterwegs planen, ist möglich. Besser als GPX-Track importieren oder aus dem Locus-Web-Routenplaner übernehmen. Fertige Touren-Vorschläge gibt es bei Locus Map nicht.
Offline-Funktionen: Im Gold-Abo ist eine komplette Offline-Funktionalität enthalten. Karten und Routing-Daten liegen im Speicher vom Smartphone.
Stärke: Volle Offline-Funktion; preiswerte Abo-Modelle; große Kartenauswahl
Schwäche: Keine fertigen Touren-Vorschläge; Schnittstellen zu GPS und E-Bike fehlen
Betriebssystem: Android & iOS - weitere Infos bei Bergfex
Kosten: Kostenlose Basisversion mit Werbung und reduziertem Karten-Zoom; Pro-Abo (18 Euro pro Jahr) mit tieferen Zoom-Stufen und Offline-Karten
Die Bergfex-App legt den Fokus auf Aktivitäten in den Bergen. Zur Orientierung stehen übersichtliche Karten mit tollem Kartenbild schon in der kostenlosen Version zur Verfügung.
Zielführung: Auf der übersichtlichen und sehr schön gestalteten Karte liegt die Strecke als deutlich sichtbare Linie. Es gibt weder eine aktive Zielführung noch eine Neuberechnung beim Verlassen der geplanten Strecke. Lediglich ein Hinweis mit Signalton erinnert an das Verlassen der Tour. Somit ideal für Touren abseits bekannter Wege.
Routenplanung: Der Fokus liegt auf dem Folgen vorbereiteter Touren. Dafür steht der Import von GPX-Tracks in der App und im Portal bereit. Einfache Touren-Planung, auch einer Rundtour, ist in der App möglich.
Offline-Funktionen: Zahlende Abo-Kunden können geplante Strecken und Karten im Speicher vom Smartphone mit auf Tour nehmen. Damit stehen alle gebotenen Funktionen auch offline in den Bergen zur Verfügung.
Stärke: Sehr schönes Kartenbild; gute Oberflächen-Infos und Wegtypen; detailliertes Höhenprofil mit Hangneigung
Schwäche: Keine Zielführung; Touren-Vorschläge versteckt zwischen Tourismusangeboten
BIKE: Was macht Euer Verein genau?
Hartmut Wimmer: Es gibt in Deutschland ca. 26 000 Schutzgebiete. Und es gibt keine übersichtliche Darstellung, wo man was machen darf, und was man wirklich nicht darf – also auch beim Mountainbiken. Wir als Outdooractive würden gerne die Informationen in maschinenlesbarer Form haben, dann könnten wir unerlaubten Content verhindern und die Nutzer auf die Regeln hinweisen.
Wer kann diese Regeln in Eure Datenbank eintragen? Werden die Einträge geprüft?
Die Datenhoheit soll bei den Institutionen liegen, die für die jeweiligen Schutzgebiete zuständig sind. Eine inhaltliche Überprüfung durch unseren Verein ist nicht geplant. Die Daten werden mit der jeweiligen Quelle ausgespielt, sodass die Glaubwürdigkeit durch die Quelle unterstrichen wird.
Wie kommen aktuelle Informationen – also etwa kurzfristige Sperrungen – in die Systeme der Navi-Hersteller? Diese greifen ja überwiegend auf Daten aus Open-Street-Map zurück und arbeiten teilweise mit recht langen Update-Zyklen.
In dieser ersten Runde kümmern wir uns um die generellen Regeln bzw. dauerhaften oder saisonalen Sperrungen. Die aktuellen Wegsperrungen sind ein eigenes Thema, dazu ist eine weitere Entwicklung und eine zusätzliche Finanzierung notwendig.
Hast Du ein Beispiel, wo wir uns heute schon aktuelle Infos bei einem Touren-Portal oder in einer Navi-App anschauen können?
Derzeit nur bei Outdooractive. Wir hoffen darauf, dass bald auch weitere Plattformen die Daten nutzen werden.
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