Der Pfad ist rutschig, bäumt sich auf wie eine Wand. Bloß kein falscher Tritt. Die wildeste Fußgänger-Passage der Alpen verzeiht keinen Fehler. Wir fühlen uns klein. Die Bikes drücken auf unsere Schulterblätter. Dazu die schweren Touren-Rucksäcke, die bis zum Anschlag voll sind mit Ersatzteilen und Proviant. Vor uns liegen noch 1700 Höhenmeter Aufstieg. So also hat es sich angefühlt vor hunderten Jahren, als sich die Vorfahren der Walliser in dieser wilden, hochalpinen Landschaft bewegt haben. Mit schweren Lasten auf den Rücken überwanden sie die hohen Pässe des Monte-Rosa-Massivs. Nun stapfen und rollen wir auf ihren Pfaden. Fünf Tage Einsamkeit auf der grandiosen Nahtstelle zwischen der Schweiz und Italien. Mittendrin in der Zivilisation. Und doch ewig weit davon entfernt. Die Walser waren die Bauherren beeindruckender Pfade. In mehreren Schüben breitete sich das Bergvolk in den Hochlandschaften aus.

Marius Schwager Man kann es ja mal probieren – in der Abfahrt nach Saas-Fee rauchen die Bremsbeläge.
Monte Rosa: Im Epizentrum des modernen Alpinismus
Trotz starker Verwitterung bestehen diese alten Handelswege heute noch. Teilweise sind sie sogar in erstaunlich gutem Zustand. Saas-Fee, Alagna, Gressoney, Zermatt. Epizentren des modernen Alpinismus. Alle liegen nur wenige Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Getrennt werden sie allerdings durch die Bergkämme des Monte-Rosa-Massivs, die sich wie die Arme einer Krake vom Zentrum der 4634 Meter hohen Dufour-Spitze ausstrecken und die Täler zu verschlingen drohen. Selbst mit modernen Verkehrsmitteln bräuchte man wohl drei Tage für die Umrundung dieses Monuments. Mit unseren Bikes und mit Hilfe der festinstallierten Aufstiegsanlagen sind wir nur zwei Tage langsamer.

Marius Schwager Ewiges Weiß – den Chessjen-Gletscher passieren die Bikes auf den Schultern ihrer Besitzer.
Den Bericht über die Mountainbike-Tour vom schweizerischen Saas-Fee übern den Monte-Moro-Pass ins italienische Maugnaga finden Sie unten als kostenlosen PDF-Download.