Hochprozentig, ruppig und abschnittsweise auf Schienenstrang-Breite eingewachsen balancierte der “Stuanbruch”-Trail in Rabland, südwestlich von Meran, den Hang am Vigiljoch hinunter. Zehn Kilometer und 1200 Tiefenmeter lang. Für ambitionierte Endurobiker ist der Trail am Nörderberg in Südtirol eine sanft startende und gen Ende immer wilderes, abwechslungsreiches Schlüsselstellen-Fest (laut Beschilderung mit S3-Abschnitten).
Weniger Spaß aber hatten diejenigen, die mit der Pflege dieses Trails an der Aschbach-Seilbahn betraut waren. Etwa der lokale Tourismusverein Rabland, der die jährlichen Reparaturarbeiten bezahlen muss oder auch Boris Frei vom Bike- und Design Hotel Tyrol, der den Trails selbst mit der Schaufel pflegt: “Steile Passagen sind vielleicht maximal ein Jahr lang geil. Danach sind sie vor allem ausgefahren und gefährlich.”
Für alle, die den Trail bisher nicht kannten, hier ein Gopro-Mitschnitt von vor zwei Jahren:
Als bikender Hotelier ist Frei selbst seit zehn Jahren auf dem Steinbruch-Trail unterwegs. Auch mit seinen Gästen. Und diese Erfahrung hat ihm gezeigt: “Unsere Gäste sind gute Mountainbikerinnen und Mountainbiker, keine Frage. Aber sie sind keine Downhiller auf Weltcup-Niveau. Daher war es höchste Zeit, den Steinbruch-Trail einer außerordentlichen Instandhaltung zu unterziehen und einige Abschnitte völlig neu zu bauen.”
Und für diesen Umbau hat man sich Profis ins Boot geholt: F-Tech, der Ableger des Schweizer Unternehmens Velosolutions in Italien, hat seinen Sitz im Meraner Land und übernahm die komplette Planung samt Genehmigungsverfahren. Dazu fanden sie eine innovative Finanzierungslösung.
Der zuständige Tourismusverein Partschins rief für die Finanzierung des Umbaus Trail-Patenschaften für die einzelnen Trail-Abschnitte aus. So konnten sich vor allem die Unternehmen an dem Projekt beteiligen, die vom stetig wachsenden Mountainbike-Tourismus in der Region Meraner Land und Vinschgau profitieren: Zum Beispiel die Südtiroler Bike Hotels, aber auch Etzis Bikeshop und natürlich der Tourismusverein Partschins selbst. Ein Konzept, das sich bewährt hat, denn auf diese Weise sind auch bereits andere Flowtrail-Abschnitte am Nörderberg umgesetzt worden. So wie etwa 2020 der Milla-Trail und die erst vor wenigen Wochen neu eröffnete Jumpline.
Nach wie vor steigt man in Rabland in die Seilbahn nach Aschbach hinauf und pedaliert oben auf der Schotterstraße etwa zwei Kilometer bis zum Trail-Einstieg. Dabei kann man noch immer den Blick auf die weißen Gipfel der Texelgruppe genießen, bis man schließlich am Einstieg des neuen Steinbruch-Trails steht. Der alte Wanderweg wickelt sich noch immer knapp zehn Kilometer lang die waldige Steinbruchkulisse hinunter. Die ohnehin flowigen Passagen hat man belassen wie bisher.
Nur dort, wo der Trail besonders steil abfiel oder zu schmal und knapp am Abhang entlang zog, wurden Schaufel und Pickel angesetzt. An diesen Stellen sollen jetzt hohe Anliegerkurven, Jumps und Wellen bespaßen, die den “alten” Steinbruch-Trail wohl optimal ergänzen. Gepflegt und instand gehalten wird der Trail künftig von den Mitgliedern des Algunder MTB-Vereins Tricky Riders (trickyriders.com).
Wir sind den umgebauten Trail bisher selbst noch nicht gefahren, aber er steht als Parcours für einen der nächsten BIKE-Tests ganz oben auf der Liste. Dann werden wir von unseren Fahreindrücken berichten.