Die Luft ist trüb vom aufgewirbelten Sandstaub. Vor uns auf einem Hügel liegt das Berberdorf Asni. Um seine roten Lehmhauswürfel sprießen Bäume und Büsche. Dahinter aber türmt sich eine mächtige Felswüste auf: der Hohe Atlas, unser eigentliches Ziel.
Meine beiden Kumpels aus Innsbruck und ich haben uns den König dieser Felsbastion vorgenommen, den 4167 Meter hohen Toubkal. Er ist der höchste Gipfel Nordafrikas und wegen seines "Afrika-Firns" ein beliebtes Ziel für Ski-Touren-Geher. Nur gab es in den letzten Jahren kaum noch Schnee am Atlas. Daher leben die marokkanischen Guides derzeit vor allem von den durchschnittlich begabten Wanderern, die hier im Sommer raufmarschieren. Einmal Toubkal in zwei Tagen im All-inclusive-Paket und in Halbschuhen. Höhenakklimatisation hin oder her – Guides und Esel bringen die Leute da schon irgendwie rauf.

Die Nächte sind klirrend kalt im Hohen Atlas, aber schon wegen des Sternenhimmels muss das Hüttenbett noch warten.
Wir brauchen noch etwas Proviant für unsere Unternehmung und haben das Glück, dass in Asni heute Wochenmarkt ist. Alle 3000 Einwohner scheinen heute auf den Beinen zu sein. Die Menschenmengen schieben sich an den Ständen vorbei. Stehen bleiben ist in dem Strom kaum möglich. Es riecht nach Mensch, Tier, Gewürzen und frisch gebrühtem Minztee. Im Gedränge stoße ich mit dem Knie an einen Hocker. Reflexartig greife ich nach unten, um ihn festzuhalten. Schrecke aber zurück: Es liegen zwei noch blutende Ziegenköpfe darauf. Wir scheren an einer Bretterbude aus, an der es frisches Tajine gibt. Das marokkanische Nationalgericht brodelt in einem riesigen Tontopf auf einem Gaskocher und ist eine Art Eintopf aus Gemüse, Kartoffeln und Schafskäse. Sehr lecker. Wir bekommen unsere Portion in bunten Plastikschüsseln "Made in China" überreicht.
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