Nichts beeinflusst die Performance eines Mountainbikes so nachhaltig wie das System Laufrad/Reifen. Nur 80 bis maximal 120 Quadratzentimeter verbinden Vorder- und Hinterrad mit dem Boden. Doch genau auf dieser Fläche laufen alle Kräfte zusammen, die Bike und Biker in ihrer Fortbewegung beeinflussen: Antriebs-, Lenk-, Brems- und sogar Stoßkräfte. Dennoch haben Laufrad und Reifen in den letzten Jahren nicht so recht im Zentrum der Entwicklungsarbeit gestanden. Das hat sich jedoch mit dem Aufkommen der Diskussion um die Laufradformate geändert.

Robert Niedring Fatbikes, wachsende Felgenbreiten, neue Reifendimensionen und Doppelkammer-Systeme. Wohin geht die Reise beim Laufrad?
Plötzlich wurden wieder vermehrt grundsätzliche Fragen gestellt: Wie funktioniert das System Laufrad/Reifen eigentlich im Gelände? Warum fahren sich 29er und Fatbikes so anders? Müssen 29er-Laufräder zwangsläufig Kompromisse in der Steifigkeit eingehen? Wieso wurden früher Reifendrücke unter 2 bar als unfahrbar abgetan? Wenn grundsätzliche Fragen ernsthaft gestellt werden, geraten immer wieder Dogmen ins Wanken. Nabenstandards werden ebenso in Frage gestellt wie Reifenbreiten und Felgenkonstruktionen. Am Ende stehen oft ganz neue Denkansätze. Manche davon sind sogar schon etwas älter, konnten sich in der Vergangenheit aber nicht durchsetzen. Syntace zum Beispiel hat die Diskussion um breitere Felgen schon vor fünf Jahren angestoßen – erst jetzt scheint die Zeit dafür reif zu sein, dass solche Ideen auf breitere Akzeptanz treffen. Andere Konzepte wie Fatbikes oder die Plus-Formate, also 2,8 bis 3,0 Zoll breite Reifen, sind noch taufrisch, produzieren aber jetzt schon verblüffende Ergebnisse – wie unter anderem unser Fatbike-Test in dieser Ausgabe zeigt. Doch auch ganz neue Ideen sind erlaubt. Schwalbe und Syntace haben eben erst mit Procore ein Doppelkammersystem für MTB-Reifen vorgestellt – ein Konzept, dessen Potenzial wir im Innovations-Check auf Seite 110 genauer unter die Lupe nehmen.
Die Laufrad-/Reifen-Zukunft
Ob wir alle in ein paar Jahren mit 50 Millimeter breiten, einwandigen Carbon-Felgen unterwegs sein werden, dazu Doppelkammerreifen mit 2,8 Zoll Breite – wer will das heute wissen? Klar ist dagegen, dass sich die Branche in einer Art Aufbruchstimmung befindet, dass sich Konstrukteure und Produkt-Manager bereit zeigen, die Paradigmen der Vergangenheit zu hinterfragen. Die nächsten Seiten erbringen den Beweis dafür.
Die drei Trends für die Zukunft
Die Entwicklungen, die für die nähere Zukunft richtungsweisend sein könnten.
Immer breitere Felgen
Betrugen vor ein paar Jahren die Innenweiten der meisten Felgen noch 17 bis 21 Millimeter, zeigt der Trend momentan Richtung 30 Millimeter. Das Gros der aktuellen Modelle rangiert zwischen 21 und 26 Millimetern – die extremeren Vertreter schaffen es bereits auf über 30 Millimeter.
Fatbikes Light
Der Name sagt es eigentlich schon: Fatbikes sind schwer. Während die Geometrien und das Handling oft schon in Richtung Trailbike gehen, ist gerade der Faktor "Beschleunigung" und "rotierende Masse" noch ein echter Hemmschuh. Doch Tubeless und Leichtbau bieten erste Lösungsansätze.
PLUS-Formate
Sei es in 26", 27,5" oder 29" – für jedes Format gibt es bereits Produkte, die einen "goldenen Mittelweg" in Sachen Reifenvolumen suchen. Anfangs als komplett eigener Standard eingeführt, mit speziellen Rahmen und Gabeln, sind die Plus-Formate mittlerweile auch auf ihre Kompatibilität mit bestehenden Bauteilen hin konzipiert und damit eine echte Nachrüstoption.
Alles über die drei Trends lesen Sie im gesamten Artikel, den Sie unten als PDF downloaden können.