Interview mit Guido Augustiniak, Geschäftsführer von Fibertec, Hersteller von Imprägnier- und Pflegeprodukten: "Aktivkohle-Fasern aus Kokosnussschalen wären eine ideale Alternative zu chemischen Ausrüstungen."
Wieso raten Sie von Silberzusätzen in Bekleidung und Waschzusätzen ab?
Silberionen funktionieren an sich super. Leider unterscheiden sie nicht zwischen "guten" und "schlechten" Bakterien. Sie töten bei Kontakt schlicht alle Bakterien ab und können so unsere sensible Hautflora stören, die ja ein wichtiger Teil unseres Immunsystems ist.
Gibt es noch andere Probleme?
Über die Wäsche gelangen die Silberionen ins Abwasser und so in die Kläranlagen. Dort zerstören sie auch die Bakterien, die eigentlich unser Wasser reinigen sollen, beispielsweise von Fäkalien. Die Folge: Es besteht die Gefahr, dass sich resistente Bakterienstämme bilden. Dieses Phänomen gibt es ja bereits bei Antibiotika, was schon heute in Krankenhäusern Probleme macht.
Was sind die Alternativen?
Wir arbeiten an einem Waschmittel, das auf Enzymebene arbeitet und eine biologische Reaktion hervorruft. Die Wirkung basiert auf den Van-der-Waals-Kräften und wandelt stinkende Substanzen in geruchsneutrale Salze um. Aktuell setzen wir das schon in einem Schuh-Deo ein.
Welche Alternativen gibt es denn schon heute?
Naturfasern wie Merinowolle zum Beispiel. Die riechen von Haus aus nicht so stark. Leider ist Merinowäsche weniger gut für intensive Aktivitäten geeignet, weil sie sehr viel Schweiß aufnimmt. Es gibt auch Funktionswäsche, die man bei 60 Grad waschen kann. So werden die Bakterien beim Waschen abgetötet, und man kann getrost auf chemische Zusätze oder Ausrüstungen verzichten. Schweiß an sich stinkt ja nicht. Der Geruch entsteht erst, wenn die Bakterien den Schweiß zersetzen.
Wozu brauche ich dann überhaupt ein Waschmittel?
Ein gutes, ökologisches Waschmittel ist die Basis. Es löst nicht nur Schmutz, sondern auch die geruchsbildenden Bakterien. Von Hygienespülern wie Sagrotan rate ich übrigens ab. Die sind genauso aggressiv wie Silberionen und töten unspezifisch alle Bakterien ab.
Gibt es außer Merino noch andere Naturfasern?
Ja, die sogenannte Cocona-Faser basiert auf Aktivkohle aus recycelten Kokosnuss-Schalen. Das Tolle daran: Im Gegensatz zu Merinowolle trocknet die Faser genauso schnell wie Kunstfaser. Trotzdem riecht die Wäsche auch nach mehrmaligem Tragen nicht unangenehm. Leider wird die Faser aktuell nur von sehr wenigen Herstellern eingesetzt. Sie wäre eine super Alternative für Sportler, die bei hoher Intensität viel schwitzen.

Fibertec Guido Augustiniak, Geschäftsführer von Fibertec, Hersteller von Imprägnier- und Pflegeprodukten
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