Bei ihrer Zeugenbefragung im Doping-Prozess „Operation Aderlass“ in München hat die österreichische Ex-Marathon-Bikerin Christina Kollmann-Forstner schwere Anschuldigungen gegen die Marathon-Weltspitze erhoben. BIKE berichtete in diesem Artikel darüber. Auf Nachfrage von BIKE hatte der dreifache Marathon-Weltmeister Alban Lakata klar Stellung gegen die Aussagen seiner Landsfrau bezogen. Nun meldet sich auch der deutsche Meister im Cross Country von 2019 und 2020 zu Wort. Max Brandl (23) wehrt sich in einer ausführlichen Stellungnahme gegen die Aussagen der überführten Dopingsünderin gegen die MTB-Weltspitze.
Am 24.11. berichtete die SZ vom 11. Verhandlungstag im Fall der überführten Dopingsünderin Christina Kollmann-Forstner gegen Mark Schmidt (Dopingarzt der Operation Aderlass). Frau Kollmann-Forstner behauptet im Prozess, dass Doping in den Top 10 der Weltspitze “Gang und Gäbe” sei und, dass man keine andere Wahl habe. Die SZ berichtet so gut wie nie vom Mountainbike-Sport. Das ist zwar schade, aber was wirklich schlimm für uns ist, dass sie jetzt über die Aussagen dieser Dopingsünderin berichten muss. Am Samstag nahm Alban Lakata, mehrfacher Marathon Weltmeister, auf www.bike-magazin.de dazu Stellung und ich möchte mich mit ihm und der Marathon-Szene solidarisieren. Ich bin keine Marathonlegende wie Alban, dennoch bin ich der Meinung, dass das alle Mountainbiker*innen betrifft. Zudem wird in den Artikeln der Mountainbike-Rennsport allgemein angesprochen und damit auch die Cross Country Szene. Deshalb gelten meine folgenden Aussagen auch für beide Disziplinen.
Es kann schlichtweg nicht jede*r Weltmeister*in werden. Dafür gibt es nicht genügend gute Trainer*innen, Teams und so weiter und selbst wenn, gäbe es nicht genügend Weltmeisterschaften. Aber nach meiner Erfahrung haben die Leute, die konstant in der Weltspitze fahren, genau dieses System aus Trainer*in und Team, sowie Mindset genial perfektioniert.
In meiner Kariere hatte ich noch nie Kontakt zu Personen, die mir gegenüber Doping verharmlost oder schöngeredet haben. In jedem Vertrag, den ich unterzeichnet habe und bei jeder Person, mit der ich intensiver zusammengearbeitet habe, wurde immer Doping aufs schärfste verurteilt, sanktioniert, sich davon distanziert und sich der Aufklärung verpflichtet. Nach meinen Erfolgen in den Nachwuchsklassen und dieses Jahr in der Elite kann ich nur davon ausgehen, dass jedes Ergebnis, jeder Erfolg, jeder Titel sauber und sportlich fair erarbeitet werden kann und, dass jede*r da vorne schlagbar ist. Vielleicht nicht von jedem*r und vielleicht auch nicht von mir, aber es ist alles sauber erreichbar. Dass das teilweise unfassbar hart ist und am Ende natürlich noch Dinge wie z.B. das richtige Mindset und etwas Glück dazugehören, ist glaube ich jedem klar. Aber jede*r hat es selbst in der Hand, ob man sauber bleibt – und wenn die letzte Konsequenz das Karriereende ist. Doping ist keine Option.
Leider sah und sieht Frau Kollmann-Forstner das offenbar anders. Scheinbar ist Doping für sie die einzige Möglichkeit für große Erfolge, Titel usw. Das und die Art, wie sie im Prozess mit offenkundigen Lügen ihren Fehlern rechtfertigt, finde ich menschlich unglaublich schwach. Sicher gibt es Betrüger. Aber warum konnte sie sich nicht mit den Top 10 zufriedengeben? Warum muss man zu verbotenen Methoden greifen und im Nachhinein die MTB-Weltspitze unter Generalverdacht stellen, nur weil man es selbst nicht ohne bis nach oben geschafft hat?
Zu Recht wird sie nun für immer als Dopingsünderin gebrandmarkt sein. Zusätzlich schadet sie aber mit ihrem egoistischen Verhalten – und ihren Aussagen im Prozess gegen Herrn Schmidt – auf die schlimmste Art und Weise der Sportart, von der sie so besessen ist, dass sie lieber zur Kriminellen wurde, als zur Aufklärung beizutragen oder sich mit reinem Gewissen anderen Dingen im Leben zuzuwenden. Der Schaden für Nachwuchs- und Profisportler*innen, Teams und Fans ist nun erneut angerichtet. Mit dieser Schuld, die sie gegenüber so vielen motivierten und passionierten Menschen hat, muss sie jetzt leben.
Schließlich möchte ich allen Athlet*innen, allen Kontrolleur*innen (die uns teilweise um 6 Uhr morgens für einen Urin- oder Bluttest aus dem Bett klingeln) und allen anderen danken, die sich für den sauberen Sport einsetzen und anders als Herr Schmidt verstanden haben, was Liebe zum Sport bedeutet.

Wird auch in der Saison 2021 im deutschen Meistertrikot fahren: Max Brandl.
Zur Person: Max Brandl ist derzeit Deutschlands stärkster Cross-Country-Fahrer in der Elite. Nach vielen internationalen Erfolgen in der U23 holte er sich 2019 überraschend in der Elite den DM-Titel. 2020 verteidigte der Fahrer vom Lexware Mountainbike Team, der in Freiburg lebt, den Titel als deutscher Meister. Im Worldcup landete Brandl in seinem ersten Elite-Jahr bei den Rennen in Nove Mesto auf dem 9. und 11. Rang. Bei der WM 2020 in Leogang wurde Brandl als bester Deutscher Zwölfter.
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