19. Juni 2014. Ankunft am King Shaka International Airport in Durban, Südafrika. Von dort weiter nach Pietermaritzburg. Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier noch mal hinkommen würde. Drei mal war ich hier zum Cross-Country-World-Cup. Nun findet hier die Marathon WM statt. Wahnsinn wie viele neue Trails seit unserem ersten Besuch entstanden sind.
Ich entschließe mich kurzer Hand, am Sonntag in Hilton ein Rennen der MTN Series mitzufahren. Nicht auf der langen Distanz, sondern nur auf der 75-Kilometer-Runde. 110 Kilometer wären mir zusätzlich zur Streckenbesichtigung der WM-Strecke in der folgenden Woche als Vorbereitung etwas zu viel. Um 8:15 Uhr ist Start, das heißt für mich: 5:15 Uhr aufstehen. Keine angenehme Zeit. Das Thermometer zeigt 13 Grad im Wohnzimmer. Eine Heizung gibt es nicht, und beim Heizstrahler ist das Gas aus. Das geht ja gut los! Wenigstens tagsüber ist die Temperatur angenehm. Aber die Sonne geht zu dieser Jahreszeit – im südafrikanischen Winter – früh unter.
Die Strecke in Hilton führt zu einem Drittel auf der WM Strecke, und eine Wettkampfbelastung eine Woche vor der WM ist gar nicht so schlecht. Die guten Südafrikaner nehmen die 110-Kilometer-Runde. Trotz Schlauch und Dornen komme ich ohne Platten davon und gewinne die 75-Kilometer-Distanz.
Für die WM ist die Variante mit Schlauch wohl etwas riskant, da werde ich auf Tubeless mit Latex-Milch umrüsten. Unser erster Teil der Streckenbesichtigung am Dienstag gestaltet sich etwas schwieriger. Manche Streckenabschnitte sind im Privatbesitz und noch nicht zugänglich. Wir schustern uns eine Runde aus den zugänglichen Abschnitten zusammen. Trotzdem oder gerade deswegen wird unsere Besichtigungseinheit länger als geplant; verdammt – ich hatte es geahnt.

Moment des Triumpfs: In Münsingen wird Mennen 2013 Deutscher Marathon-Meister
25. Juni, das ist Albans Geburtstag. Während wir auf der Straße trainieren sorgt unser Mechaniker Peter für die Überraschung: mit Papphüten, Tröten, Kuchen und einem Geschenk feiern wir nachmittags den Geburtstag. Wir sind alle gespannt, was Peter ihm Praktisches gekauft hat. Alban bekommt die ultimativen Kompressionssocken; Modell Strumpfhose, und rosa anti-rutsch Socken mit Herzen. Vor Freude probiert er die Socken gleich an und grinst.
Donnerstags nutzen wir die Möglichkeit auf der ganzen Strecke trainieren zu können. Wir schauen uns daher die fehlenden Abschnitte an. Es ist eine staubige Angelegenheit! Bereits in zweiter Position ist es in manchen Abfahrten unmöglich, den Untergrund zu scannen. Das wird am Sonntag zum Blindflug werden und den ein oder anderen Defekt verursachen. Die Anstiege kommen einem derweil kürzer vor als sie sind. Es geht nicht konstant hoch, sondern in Stufen. Diskutiert wird danach immer viel: Welche Brillengläser sind die optimale Wahl, welche Variante des Conti Race King passt am besten, Schlauch oder Latex-Milch, welcher Luftdruck, Fully oder Hardtail? Fragen über Fragen. Zumindest die Frage, ob Fully oder Hardtail habe ich schon vor dem Flug entschieden. Es wird das Grand Canyon SLX 29, also ein Hardtail. Dazu würde ich rein vom Fahrgefühl gerne mit Schlauch fahren, aber das schreit nach Selbstmord. Die an diesem Tag erstmals hier gefahrene Tubeless-Variante fühlt sich wesentlich härter an. Das gleiche "harte" Gefühl haben auch meine Teamkollegen, die allerdings bereits bei der ersten Streckenbesichtigung auf Latex-Milch unterwegs waren. Liegt es also nicht am Reifen? Wer weiß das schon!
95 Kilometer stehen am Sonntag auf dem Programm. Die letzten Rennen geben mir nicht ganz die Zuversicht wie erhofft, anderseits kommt mir das Profil mehr entgegen als letztes Jahr in Kirchberg bei der WM. Es wird wieder spannend werden und ich hoffe das Training der letzten Wochen zahlt sich aus!
Cheers, Euer Robert
BIKE Race-Offensive: Robert Mennens Marathon-Blog 2015
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