Ich komme nun schon seit Jahren ins Vinschgau. Zum Flow-Radfahren. Der einstige Enduro-Geheimtipp ist hier längst zum Bike-Hotspot avanciert. Und dabei so fein und flowig wie eh und je. Vermutlich sogar besser. Die Entwicklung der Trails scheint hier mit der Entwicklung der Nachfrage gut mitzuhalten und eine Vielzahl an Federwegs-Rittern wegstecken zu können.
Halbjährlich zu Saisonbeginn und -ende, wenn anderswo noch oder schon wieder Schnee liegt, jubeln wir hier über staubtrockene Trails und genießen reihenweise Abfahrten im Flug. Hinauf vorlieblich in Shuttle, Gondel oder Sessellift. Hinab dann auf S2, S3 oder S4, je nach Lust und Laune. Hin und wieder pedalieren wir auch mal ganz verwegen selbst hinauf. Irgendwie immer aber nur soweit, wie auch die Shuttles fahren. Da ist es gut. Da kennen wir uns aus. Da ist Flow. Das ist unser Ziel.

Latscher Flowtrails, wie man sie kennt.
Kurzzeitig rutscht der Blick vielleicht auch mal weiter nach oben, in Richtung der Gipfel. Man müsste doch auch unbedingt mal höher hinaus und mehr erkunden. Abenteuer erleben und neue Trails entdecken. Doch die Gedanken verweilen nur kurz. Zu schnell fixiert der Blick schon die ersten Meter Flowtrail. Und die Vorfreude auf bekannte Pfade und neue Schmankerl fordert den gesamten Arbeitsspeicher. Die Sucht nach Flow siegt über die Suche nach Abenteuer. Und so jagen wir wieder durch Anlieger und fegen über kleine Sprünge. Surfen durch Wellen, die der Mountainbike-Gott persönlich geschaffen haben muss.
Unten im Tal, beim Biss in den süßen Apfel aber kehren die Gedanken zurück. Man muss nun wirklich mal höher hinaus. Gipfel besteigen. Fahrrad tragen. Spitzkehren bezwingen. Abenteuer erleben. Im nächsten Shuttle ist aber auch der erneute Vorsatz wieder vergessen.

Die Hütte, die uns Schutz bieten soll, sieht selbst aus, als würde sie Schutz suchen. Sie steht im Windschatten eng an den Fels gedrängt.
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