Zum Höhepunkt des UCI Mountainbike Worldcups in Albstadt gingen 157 Herren an den Start, darunter 18 deutsche Fahrer. Neben der Einführungsrunde standen für die Männer sieben Runden an: Eine schwere Aufgabe, denn der Kurs im Bullentäle ist zwar technisch nicht schwer, aber hält 190 teils steile Höhenmeter pro Runde bereit. In der Startrunde waren alle Favoriten vorne vertreten: Schurter, Flückiger, Vogel, Absalon, Kulhavy und überraschend auch Manuel Fumic (Cannondale) auf Rang sechs. Der beste Deutsche ist in der Regel nicht für seine Blitzstarts bekannt.

Ludwig Döhl Der Start: Florian Vogel vorneweg, wenig später kämpfte er mit einem Platten hinten. Schließlich stieg der schnelle Schweizer sogar aus.

Ludwig Döhl Volles Haus im Bullentäle: Die Atmosphäre war beste Werbung für eine mögliche WM, die in den nächsten Jahren in Albstadt stattfinden soll.
Auf der ersten Runde formiert sich dann vor dem langen Anstieg eine große Führungsgruppe. Bis Julien Absalon (BMC) im Red Bull Climb die steilere Variante wählt und an die Spitze springt. Ihm kann daraufhin nur sein Dauerrivale Nino Schurter (Scott Odlo) folgen und so macht sich das Duo aus dem Staub. Eingangs der zweiten Runde haben Schurter und Absalon bereits etwa 50 Meter Vorsprung auf Jaroslav Kulhavy (Specialized) und Maxime Marotte (BH-SR Suntour-KMC), die den beiden folgen. Dahinter kämpft ein Quartett mit Lars Forster (BMC), Florian Vogel (Focus) und Fabian Giger (Kross) um den Anschluss. Manuel Fumic fällt währendessen auf den 14. Platz zurück und muss für seinen schnellen Start büßen.
Giger geht über den Lenker
Eine Runde später – in der dritten von sieben – haben Schurter und Absalon bereits einen Vorsprung von 17 Sekunden herausgefahren, da sie zusammenarbeiten und sich mit der Führungsarbeit abwechseln. Dahinter hat sich eine fünf Mann starke Gruppe gebildet, die von Fabian Giger angeführt wird. Florian Vogel holt sich einen Platten am Hinterrad und fällt aus der Verfolgergruppe. Kurz nach der Devils Corner trifft Giger mit dem Vorderrad einen Stein und geht über den Lenker. Zusätzlich ist sein Vorderreifen platt und er muss sich zur Tech Zone kämpfen.

Ludwig Döhl Gigers Sturz: Damit fällt der Schweizer Kross-Fahrer aus der Vierer-Gruppe. Im Bild wird er von Jaroslav Kulhavy passiert.
Zu Beginn von Runde vier haben Marotte, Kulhavy und Forster dann bereits 28 Sekunden Rückstand auf das Führungsduo. Kulhavy, der links mit einer Armmanschette aus Carbon fährt, spannt sich auf den Geraden immer wieder vor die anderen zwei. Auf Rang 11 reiht sich Giger nach Sturz und Platten schließlich wieder ein. Vogel dagegen fängt sich nach seinem Reifenwechsel nicht mehr und wird durchgereicht.

Ludwig Döhl Jaroslav Kuhavy mit seiner Carbon-Manschette am linken Arm. Dahinter Maxime Marotte und Lars Forster.
In Runde fünf testet Schurter im langen Anstieg mal seinen französischen Konkurrenten und verschärft ein wenig das Tempo. Aber ohne Erfolg, beide bleiben zusammen. „Es war nicht möglich wegzukommen“, sagte Absalon hinterher. Schurter stimmte zu: „Jeder von uns wusste, dass er den anderen heute nicht abhängen kann.“ Hinten sprengt Marotte die Dreier-Gruppe und arbeitet sich Sekunde für Sekunde näher an das Führungsduo heran. Auch Forster konnte Kulhavy irgedwann nicht mehr folgen, so dass auch dazwischen eine Lücke entstand.

Scott Julien Absalon und Nino Schurter (vorne) fahren ihr eigenes Rennen im Rennen: Lange Zeit arbeiteten sie gut zusammen, erst in der letzten Runde wurde attackiert und gesprintet.
Schurter vs. Absalon: Showdown auf der Zielgeraden
Zur letzten Runde strömten die Zuschauer aus dem Bullentäle bereits in Richtung Zielgelände, während sich der Zweikampf zwischen Absalon und Schurter zuspitzte: Erst attackierte Absalon im Anstieg – er kommt nicht weg. Dann versucht es Schurter im Wiegetritt – auch er kommt nicht weg. Die schwersten Stellen der Strecke führt Schurter im Downhill, ehe sich Absalon im kurzen Gegenanstieg vor dem Abstadt Drop wieder nach vorne schiebt. „Das war ein schöner Kampf. Ich habe heute taktisch ein perfektes Rennen gefahren“, sagte Absalon. In der Feed Zone hält Absalon das Tempo hoch. Schließlich kommen beide zusammen oben am letzten Anstieg an. Absalon fährt über die Wiese in Richtung Ziel. Vorbei an der Kurve, in der Schurter im vergangenen Jahr gestürzt war. Dann die letzte Linkskurve auf die Zielgerade: Absalon vorne, Schurter rutscht leicht mit dem Hinterreifen. Dann tritt der Schweizer an, Kopf an Kopf sprinten die besten Mountainbiker der Welt auf den Zielbogen zu. Bis Schurter hinter der Ziellinie die Arme in die Höhe reißt. Der Schweizer feiert seinen 19. Worldcup-Sieg – und das auf einem neuen Scott-Hardtail, das Schurter und seine Teamkollegen in Albstadt erstmals im Rennen fahren durften. „Das war geil! Ich musste bei Absalons Attacken nicht komplett ans Limit gehen. Dann habe ich mich auf den Sprint verlassen“, sagte Schurter im Ziel.

Scott Der Zielsprint: Schurter (rechts) ist am Ende eine Laufradlänge vorne und fängt hinter der Ziellinie sofort zu jubeln an.

Ludwig Döhl Nino Schurter jubelt im Ziel und hält sein neues Bike in den Händen, den abgeklebten Hardtail-Prototypen von Scott.
Julien Absalon gratulierte als fairer Sportsmann natürlich sofort und stellte fest: „Es hat sich bei uns im Winter ein bisschen was geändert. Nino ist beim Klettern stärker geworden, ich besser in den Downhills.“ Nächste Woche beim Worldcup in La Bresse rechnet sich Absalon allerdings bessere Chancen auf den Sieg aus – schließlich ist das sein Heim-Worldcup. Dritter wurde Maxime Marotte, den vierten Platz sicherte sich Jaroslav Kulhavy, der sich damit wieder zurückmeldet in der Weltspitze – selbst mit Manschette am Handgelenk.

Ludwig Döhl Nino Schurter gewinnt nach Cairns also auch den zweiten MTB-Worldcup 2016. Ganz links Jaroslav Kulhavy, daneben Absalon im Trikot des Europameisters. Dritter in Gelb-schwarz Maxime Marotte und rechts Lars Forster, der erst 22 Jahre alt ist.
Sein starkes Rennen krönte Lars Forster am Ende mit dem fünften Rang. Wahnsinn, denn Forster ist erst 22 Jahre alt und nur die wenigsten haben daran geglaubt, dass er den sechsten Platz von Cairns noch toppen kann. Forster hat nun als vierter Schweizer Fahrer die Olympia-Norm erfüllt. Beim kommenden Worldcup in La Bresse wird es bei den Eidgenossen wohl ein Ausscheidungsfahren um die zwei übrigen Rio-Plätze neben Schurter geben.

Ludwig Döhl Fährt seiner Form momentan hinterher: Manuel Fumic im Trikot des Deutschen Meisters und in Albstadt Liebling der Zuschauer.
Manuel Fumic wurde am Ende nur 20. – unbefriedigend für den Deutschen Meister. „Ich habe am Anfang viel investiert, zu viel. In Runde zwei und drei musste ich erst meinen Rhythmus wiederfinden. Mehr als ein 20. Platz war heute nicht drin. Letzte Woche musste ich fünf Tage rausnehmen, weil ich krank war.“ Danach kam lange kein deutscher Fahrer. Erst mit Moritz Milatz (Kreidler) auf Rang 36, und Markus Schulte-Lünzum (Focus) als 40. wieder. Schulte-Lünzum, der in Albstadt schon einmal einen U23-Worldcup gewonnen hatte, war mit Nummer 87 weit hinten gestartet. „Die Zuschauer waren super. Hoffentlich komme ich jetzt im Ranking nach vorne, damit ich weiter vorne starten darf. Dann ist es zu Beginn nicht mehr so hart“, sagte Schulte-Lünzum im Ziel. Christian Pfäffle (Stevens) wurde 47., Altmeister Wolfram Kurschat (Müsing) landete auf Rang 52 und Simon Stiebjahn (Bulls) kam als 57. ins Ziel.
Ergebnisse UCI MTB-Worldcup Albstadt 2016 Herren:
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