Die Schmuse-Locke "Melendi" als Weck-Klingelton haben und nicht auf Off drücken können, weil die Hände in der Vaseline-Dose stecken, ist kein feiner Zug. Im Zimmer ein riesiges Chaos, dass wohl bei einer Jungs-WG als normal anzusehen ist.
8:00 Uhr Start. Es fehlten drei Schlafmützen, die mehrmals via Lautsprecher gerufen wurden, bis es dann mit 17 Minuten Verspätung losging. Bei einem deutschen Marathon wohl undenkbar. Nach dem Startschuss ging es naturgemäß richtig zur Sache. Rauf und runter über Rüttelpisten der übelsten Sorte. Es ging über eine verlassene vierspurige Autobahn und dann in ein Waldgebiet mit tausend Jahre alten Mammut-Bäumen. Das Ganze hatte etwas beruhigend Prähistorisches. Wenn ein Dinosaurier über den Trail gestolpert wäre, hätte sich wohl niemand gewundert.
Wir sind auf 1600 Metern Meereshöhe gestartet und bis auf 2200 Meter hinaufgeklettert. Die dünne Luft kombiniert mit den steigenden Temperaturen und meinem Asthmaleiden haben mir über 20 Kilometer sehr zugesetzt. Auf dem Weg ins Tal war die Luft dann angenehmer und es lief um einiges besser. Die immensen Weiten der Taiga-ähnlichen Steppen, die wir heute durchquert haben, werde ich so schnell nicht vergessen.

Veranstalter Wenn ein Dinosaurier über die Piste gestolpert wäre, hätte sich wohl niemand gewundert.
An Tieren gab es auch eine Menge zu sehen. Fliegende Affen zwischen den Baumkronen, sich sonnende Eidechsen, Esel und zottlige Schafe – alles nur keine Dünen in Sicht. Die kommen erst am Dienstag auf dem Weg nach Errachidia.
Die GPS-Tracks haben rund 50 Teilnehmer in einen 35-Kilometer-Loop geschickt. Die letzten hatten bis zu 170 Kilometer auf dem Tacho und sind erst nach 9,5 Stunden mit der Zunge auf dem Oberrohr ins Ziel getrudelt. Ich habe mein GPS bei Kilometer 20 ausgeschaltet, um die Landschaft aufzusaugen. Für den 143. Platz hat’s gereicht. Der Sieger Diego Tamayo aus Kolumbien hat bei Kilometer 95 aufs Gas getreten, um sich einen Solo-Sieg zu sichern. Er hat sogar Zeit gehabt beim Jubeln am Lenker vorbei zu greifen und unter dem Zielbogen zu crashen ohne viel Tapete zu lassen.
Morgen steht die Königsetappe mit 133 Kilometern an. Die Beine sind massiert und der Magen voll. Ich bin gespannt, was die Pisten zu bieten haben. Morgen gibt’s das erste Bier, denn Dienstag ist Transfer/Ruhetag, auch so eine Eigenheit des Titan Desert .
Saludos,
Alexander
Blog Titan Desert 2016