Für 29 Frauen und 49 Herren war das olympischen MTB-Rennen in Rio der absolute Jahreshöhepunkt. Doch für viele Fahrer lief die Jagd nach den Medaillen am Ende ganz anders, wie sie sich das erwartet hatten. Vor allem im Männerrennen gab es viele Defekte und Stürze. Zumal der Regen den Kurs in Deodoro an einigen Stellen in einen rutschige Matschpiste verwandelt hatte. Beipielsweise für Marco Fontana, der in London Bronze gewonnen hatte, lief es nicht nach Plan. Der Italiener legte einen fulminanten Start hin, befand sind ich der Spitzengruppe. Doch in der zweiten Runde kassierte er einen Platten und musste alle Medaillenhoffnungen begraben. Er fuhr am Ende als 20. im Wheelie durchs Ziel und brach dort in Tränen aus.

Weinte im Ziel der entgangenen Medaillenchance hinterher: Marco Fontana.
Der Österreicher Alexander Gehbauer musste das Rennen in der sechsten Runde nach einem harten Crash im Rockgarden beenden. Der 26-Jährige war bereits im Training am Mittwoch gestürzt gewesen. Im Rennen ging er spektakulär über den Lenker und schlug auf mit dem Kopf und dem Oberkörper auf einen Felsblock auf. Laut Österreichischem Verband „erlitt er zahlreiche Prellungen und Hautabschürfungen und wurde ins Krankenhaus gebracht“. Doch wenig später gab es die Entwarnung: Gehbauer hat sich nichts gebrochen und keine Schädelverletzungen davongetragen. Gute Besserung!

Gehbauer stieg zwar wieder aufs Rad, doch kurz danach aus.

Gerade nochmal abgefangen: Der Brasilianer Henrique Avancini strauchelt nach der Stufe mit den nassen Baumstämmen.
Auch der Niederländer Rudi van Houts legte bei seinen dritten olympischen Spielen einen schmerzhaften Abflug hin. In der zweiten Runde rutschte er auf dem schmierigen Boden weg, verlor die Kontrolle und wirbelte unkontrolliert durch die Luft. Zum Glück landete er auf keinem Stein.

Segelte durch die Luft wie ein Hochspringer beim Überqueren der Latte: Rudi van Houts.
Die Liste der Defekte bei den Herren ist lang. Dem jungen Dänen Simon Andreassen brach in der ersten Runde der Sattel. Phetetso Monese aus Lesotho riss beim Start die Kette. Manuel Fumic ereilte dasselbe Schicksal in der ersten Runde. Doch vor allem platte Reifen waren es, die das Männer-Klassement gehörig durcheinander wirbelten. Von den aussichtsreich platzierten Fahrern erwischte es Fontana, Peter Sagan (sogar gleich zwei Mal), Victor Koretzky und Daniel McConnell.

Peter Sagan musste nach seinen zwei Platten immer weit bis zur technischen Zone laufen.
Beim Damenrennen einen Tag zuvor war es staubtrocken auf der Strecke. Dort gab es keine großen Stürze außer den von Catherine Pendrel zu Beginn der ersten Runde, bei dem sie ihren Schalthebel in Mitleidenschaft zog. Doch Pendrel kämpfte sich bis zum Ende des Rennens noch auf den Bronzerang nach vorne. Bei den vorderen Fahrerinnen gab es auch keine Defekte, nur Weltmeisterin Annika Langvad musste in der vierten Runde die technische Zone aufsuchen. Die Dänin blieb hinter ihren Erwartungen zurück und hatte mit dem Kampf um die Medaillen von Beginn an nichts zu tun. Sie landete bei ihren ersten Olympischen Spielen auf dem elften Rang.

Die Weltmeisterin Annika Langvad konnte in Rio nicht um die Medaillen mitfahren.
Bereits im Training war die Russin Irina Kalentieva gestürzt und hatte sich einen Finger an der linken Hand gebrochen. Doch sie wollte unbedingt an den Start gehen und tat das auch mit einer Schiene. Sie biss sich mit Schmerzen durch und beendete ihr viertes Olympia-Rennen auf dem 17. Platz.

Neben Sabine Spitz erlebten derweil zwei andere Damen in Rio bereits ihre fünften (und wahrscheinlich letzten) Olympischen Spiele. Da ist einmal die Tschechin Katerina Nash, die bereits 1996 mit zarten 18 Jahren im Olympia-Rennen von Atlanta an den den Start ging. Damals hieß sie noch Hanušová. Da sie eigentlich Skilangläuferin war, nahm sie 1998 in Nagano und 2002 in Salt Lake City bei den Winterspielen teil. Ihre beste Platzierung war damals ein vierter Platz mit der 4x5 km Staffel Zehn Jahre später dann Nashs zweite Sommerspiele in London, wo sie 14. wurde. Und nun mit 38 Jahren fuhr Nash in Rio bei ihren fünften Spielen im Damenrennen auf den hervorragenden fünften Platz.

Hatte sichtlich Spaß bei ihren fünften Olympischen Spielen: Katerina Nash und ihr Instagram-Post von der Zielduchfahrt.
Die zweite nimmermüde Olympionikin, die in Rio 2016 zum fünften Mal dabei war, ist keine geringere als die Norwegerin Gunn-Rita Dahle-Flesjå. Zum ersten Mal stand sie 1996 mit 23 Jahren in Atlanta am Start und wurde Vierte. In Rio belegte die 43-Jährige mit 3:19 Minuten Rückstand den zehnten Platz. Ihren goldenen Moment erlebte die mehrfache Weltmeisterin und Worldcup-Siegerin bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen. 2008 und 2012 kam sie nicht ins Ziel.
Auch Dahle-Flesjås Merida-Teamkollege José Antonia Hermida erlebte in Brasilien seine fünften Olympischen Spiele und beendete sie auf dem 15. Platz. Hermida, der in Athen 2004 die Silbermedaille gewonnen hatte, hat seinen Rücktritt aus dem Cross-Country-Sport nach dieser Saison bereits angekündigt. In Sydney und London hat der Spanier jeweils den undankbaren vierten Platz belegt.

José Hermida beendete seine fünften Olympischen Spiele in Rio auf dem 15. Platz.
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