Sonnenschein, blauer Himmel und überdimensionierte Eiskugeln. Brünette Schönheiten, Gladiatoren, die Füße im Fluss und eine leichte Brise im Haar.
Das alles und mehr hat mir mein Kumpel Vinz am Telefon versprochen, als er mir als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk eine Woche Rennenfahren in der Emilia Romagna geschenkt hat. Genau genommen, bei der siebten Edition der Rally di Romagna , einem 5-tägigen Gladiatorenkampf auf Stollenreifen im 5000-Seelen-Dorf Riolo Terme, das nur so überläuft vor Freibädern und heißen Quellen, die eher dazu einladen, mal so richtig auszuspannen als sich stundenlang über steile Anstiege zu quälen.
Nach der brutal-harten Titan Desert ( Blog auf BIKE-Website ) vom letzten Monat konnte ich mich wirklich nur zu einem Etappen-Gehetze im kleinen Style durchringen. Ich habe noch immer Saharasand in den Haaren und ausgewrungene Beine.
Hausgemachtes Eis und regionale Spezialitäten
Die Rally di Romagna sieht auf dem Papier mit fünf Etappen – davon eine als 14 km langer Prolog – und durchschnittlichen Etappenlängen von 50-70 Kilometern und 1400-1800 Höhenmetern nicht danach aus, als würde sie mein letzter Kampf werden. Sie ist eines dieser kleinen Rennen mit 150 Fahrern, die im gleichen Hotel unterkommen und die täglich unter demselben Ziel-/Startbogen aus losrollen.
Es soll laut Veranstalter-Website sogar hausgemachtes Eis und regionale Spezialitäten an den Verpflegungsstationen geben. Die Sommerferien scheinen gerettet bis mich ein Gespräch mit Renn-Organisator Gino aus dem “bello sogno“ reisst. Gino ist einer dieser Typen, die schon als Kind Rennen gefahren sind und so ziemlich alle bekannten Marathons der Alpen gefinisht haben. Ein Bergauf-Prätorianer der übelsten Sorte. Er erzählt, dass der verstorbene italienische Schmalreifen-Held Marco Pantani "il Pirata” in der Emilia Romagna Bergintervalle gebolzt hat. Das kann für meine Waden nichts Gutes bedeuten!
Bei kleineren Rennen wie der Rally di Romagna, die nicht in jedem Fachmagazin auf drei Extra-Seiten beworben werden, kann man sich auf ein brutales Fahrerfeld gefasst machen. Da gibt es die Semi-Profis, die lieber den Wald- und Wiesen-Cup mit nach Hause nehmen als bei der Transalp in die Top 30 zu fahren. Dazu gesellen sich die Locals, die jeden Trail-Meter auswendig kennen und laut Gino von italienischem Stolz befeuert werden.
Und last but not least in großer Zahl und sehr gefährlich: die “Halbgurken", zu denen ich mich auch zähle. Jungs, die bei jedem Rennen an einem guten Tag durchaus im Mittelfeld landen können. Aber auch genauso gut nach weit hinten durchgereicht werden. Auch sie wittern hier die Chance auf den großen Coup.
Top 30? Vielleicht sogar besser?
Dieser Glaube an eine gute Platzierung mit wenig Watt-Einsatz ist eine riesige Motivation für alle Mitläufer und sorgt dafür, dass solche Rennen mit entfesseltem Tempo gefahren werden und nur im totalen Chaos und Spektakel enden können. Mein Bike ist getuned, um eine “bella figura“ zu machen. Einfach-XTR-Antrieb, schnelle Reifen und schicke Hope-Naben haben den Dakar-Jeep vom letzten Monat um ein Kilo abgemagert und aus ihm einen schicken Schenkel-betriebenen Sportwagen gemacht.
Laut Veranstalter Gino gibt es für die Top 10 in jeder Kategorie Prämien. Blutwurst und Rotwein für den Siebtplatzierten der Masters 40! Nur her mit der Motivation! Ich kann’s kaum erwarten ab 1. Juni beim Prolog in die Pedale zu treten. Meine Berichte gibt's dann auf der BIKE-Website zu lesen.
Salami, Brot und Spiele!
Bis dann,
Alexander
Rally di Romagna Blog