Kapstadt/Südafrika – Die Newbies haben erneut zugeschlagen: Matthias Pfrommer und Nicola Rohrbach, das Backup-Team für Centurion Vaude by Meerendal, gewannen im Sprint die fünfte Etappe beim Absa Cape Epic 2016 vor den Favoriten Karl Platt und Urs Huber (Team Bulls). Der Deutsche und der Schweizer Rohrbach hatten sich erst eine Woche vor dem Rennen als Team zusammengetan, da das Hauptpaar Kaufmann/Käß wegen Verletzungen ausgefallen war. Nun sind die Nachzügler zu Frontmännern geworden. Sie liegen auf dem zweiten Gesamtrang nach sechs von acht Tagen beim prestigeträchtigsten Mountainbike-Rennen der Welt.

Matthias Pfrommer (links) mit Karl Platt im Gespräch nach der knappen Zielankunft.
Die Königsetappe des südafrikanischen Rennens führte von Wellington nach Boschendal, einem ehrwürdigen kapholländischen Weingut zu Füßen der Oliphants Mountains, der Elefantenberge. Nach einem kurzen Gerangel und einer eher unbefriedigenden Diskussion über die Gestaltung des Zielsprints zwischen Centurion und den führenden Bulls, trennten die beiden Teams nur sechs Zehntel Sekunden an der Ziellinie. Dabei war der Schweizer Huber sogar als Erster über der Ziellinie gerollt, doch das Team Pfrommer/Rohrbach hatte sich vor Karl Platt geklemmt. Siegerzeit über 93 Kilometer und 2500 Höhenmeter: 4:07:04,4 Stunden. Doch kurz darauf hatte sich alles wieder entspannt. Die Gesamtführenden gratulierten den Etappensiegern herzlich, liegen sie doch im Gesamtklassement relativ beruhigende 9:43 Minuten vor den Verfolgern.

Der Zielsprint: Obwohl Urs Huber als Erster die Ziellinie überquerte, siegte Centurion Vaude (in rot), weil Karl Platt (Mitte) dahinter war.

Hohes Tempo: Noch sind die schnellsten Herren-Teams zusammen.
Schrecksekunden für Karl Platt
Karl Platt hatte einige Schreckminuten, als seine Kette am Zebra-Bulls ständig sprang und er fürchten musste, durch einen Defekt wertvolle Minuten zu verlieren. Doch der Pfälzer blieb ruhig und so hielten auch Kette und Schaltung bis ins Ziel.
Fünf knackige Anstiege, Boneshaker-Abfahrten und wenige zügige Flachpassagen führten das Feld über holprige Jeep-Wege, Singletracks, staubige Farmstraßen, Flußbetten und festgebackene Lehmpfade durch Eukalyptushaine. Vorbei am Drakenstein-Gefängnis, wo Nobelpreisträger und Legende Nelson Mandela zwischenzeitlich vor seiner Freilassung untergebracht war, führte die Route weiter durch die grünen Reben der Weingüter von Franschhoek bis unter die Eichenallee von Boschendal.
„Das war wieder ein harter Tag“, sagte der ruhige Urs Huber kurz nach der Zielankunft, „dadurch, dass wir vom ersten Tag an schnell unterwegs waren, ist jede Etappe anstrengend. Auch wenn es gestern mit 73 Kilometern kürzer war, konnte man sich nicht erholen. Zum Glück war es heute ein wenig kühler. Wir müssen nicht auf Etapensieg gehen, wir haben klar den Gesamtsieg im Visier“, sagte der Schweizer. Der deutsche Cross-Country-Meister Manuel Fumic hatte einen pannenfreien Tag mit seinem brasilianischen Partner Henrique Avancini und schaffte Platz sechs. Keine schlechte Form für eine Saisonvorbereitung: die Cannondale Factory Racing Fahrer liegen auch auf dem 6. Rang der Gesamtwertung.

Manuel Fumic (vorne) hatte sichtlich Spaß auf seinem Cannondale Scalpel-Prototypen auf den Trails der fünften Etappe.
Rohrbach und Pfrommer wollen nun unbedingt aufs Podium in der Schlusswertung. Derzeit führen sie sieben Minuten vor den Italienern Samuele Porro und Damiano Ferraro (Trek-Selle San Marco A). Durch den Sturz von Pfrommer am Vortag waren sie etwas verhalten gestartet, gaben aber Gas, als klar war, dass die Knieverletzung nicht zu sehr behindern würde. Auch das erste Team Centurion Vaude, die Österreicher Daniel Geismayr und Hermann Pernsteiner, hatten heute einen guten Tag und kamen auf Rang drei ins Ziel. Waylon Woolcock und Darren Lill (USN Purefit) kamen als Neunte ins Ziel und bleiben im afrikanischen Absa-Leadertrikot.
Erster Cape Epic-Etappensieg für Sabine Spitz
Olympiasiegerin Sabine Spitz holte nach, was eigentlich auf der "kurzen” Etappe am Vortag geplant war. Leicht überraschend holte sich die 44-jährige Deutsche bei ihrer ersten Cape Epic-Teilnahme ihren ersten Etappensieg mit ihrer jungen ukrainischen Partnerin Yana Belomoina. „Schön, dass wir die Königsetappe gewonnen haben“, meinte eine entspannte Sabine Spitz im Ziel und lobte ihre Teamgefährtin: „Yana fährt unheimlich stark. Ich bin froh, dass wir ein Team bilden, obwohl wir zuvor kaum miteinander fahren konnten.“ Zehn Kilometer vor dem Ziel hatte das Führungsteam eine leichte Schwäche in einer Sandpassage und Spitz entschied, Gas zu geben. Fast zwei Minuten legte das Sport for Good-Team zwischen sich und die Favoriten, Marathonweltmeisterin Annika Langvad (DEN) und Ariane Kleinhans (SUI).

Erschöpft, aber glücklich: Sabine Spitz genießt den Schatten nach ihrem Etappensieg auf der fünften Etappe des Cape Epic.
„Mit den vielen Anstiegen bin ich sehr zufrieden, wie es heute gelaufen ist“, sagte eine entspannte und wie immer lächelnde Annika Langvad im Ziel. „Ich wusste, dass unsere Gegnerinnen starke Kletterer sind. Von daher bin ich eher überrascht, wie gut wir uns am Ende geschlagen haben.“ Die Zweiten der Gesamtwertung ließen den Abstand nicht zu groß werden: Sally Bigham und Adelheid Morath (Topeak Ergon) kamen als Dritte nach Boschendal. Die 23-jährige Deutsche war – wie fast täglich – ziemlich erschöpft im Ziel. 13:45 Minuten liegen sie hinter den Führenden Langvad/Kleinhans, Spitz und Belomoina nochmals knapp fünf Minuten dahinter.

Zu diesem Zeitpunkt des Rennens waren die drei besten Damen-Teams noch zusammen.

Im Anstieg fuhren Sabine Spitz (vorne) und Yana Belomoina ihren Vorsprung heraus, der zum Etappensieg reichte.
Ausblick auf Etappe 6 des Absa Cape Epic 2016
Wellington – Boschendal (69 km/2100 hm)
Die sechste Etappe des Absa Cape Epic 2016 ist durch eine kurzfristige Streckenänderung die kürzeste der 13. Ausgabe, mit 69 Kilometern und 2100 Höhenmetern. Der abwechslungsreiche Kurs verläuft durch die Weinberge des Simonsberg Naturschutzgebiets, die Fahrer werden Ausblicke über False Bay und Stellenbosch und bis zum Tafelberg genießen können. Viele angelegte Trailkilometer warten wieder auf die Fahrer, aber es gibt auch genügend Gelegenheiten zu attackieren. Vielleicht nochmals eine Chance für die gut fahrenden Spitz/Belomoina für einen Etappensieg. Platt/Huber scheinen relativ entspannt das Feld kontrollieren zu können, und werden nur attackieren, wenn ihr Polster in Gefahr gerät.

Wasch-Service: Manuel Fumics Cannondale Scalpel wird nach der Zieleinfahrt von einem Helfer gereinigt.

Coole Stimmung heute während der fünften Cape Epic-Etappe durch Nebelschwaden.
Cape Epic 2016: Wer gewinnt die
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