Das Jahr 2020 stand im Schatten der Corona-Pandemie. Ein Ende ist noch immer nicht in Sicht. Auch die MTB-Veranstaltungsbranche litt enorm unter den Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus, weil große Veranstaltungen wie beispielsweise die BIKE Transalp (Foto oben) abgesagt werden mussten. Dennoch haben sich viele Organisatoren nicht unterkriegen lassen und blicken auf eine, den Umständen entsprechend, passable Saison zurück.
Dass diese Saison keine gewöhnliche werden würde, war schnell klar. Wer dennoch Rennen veranstalten wollte, musste auf das reguläre Rennformat verzichten. Dieses Jahr ging es bei der Planung nicht um zuschauerfreundliche Strecken oder Nebenschauplätze wie Hersteller-Messen. Dieses Jahr ging es darum, Massenstarts und Zuschauermengen zu vereiden.
Oberste Priorität hatten die Hygienebestimmungen, die nicht immer leicht umzusetzen waren. Hierzu wurden bisherige Rennkonzepte über den Haufen geworfen. Als neues Marathon-Format hat sich die Individuell-Variante als besonders erfolgreich herausgestellt. Auf diese, andere Form setzten unter anderem die Organisatoren der beiden großen europäischen Mountainbike-Marathons Erzbegirgs-Bike-Marathon (EBM) und Salzkammergut Trophy , Albrecht Dietze und Martin Huber.
Hier konnten Biker in einem entzerrten Rennformat über einen bestimmten Zeitraum jederzeit einzeln starten. Die Zeitnahme erfolgte über eine App. Anschließend konnten die Ergebnisse beim Veranstalter hochgeladen werden. Am Ende der Rennphase wurden die Sieger gekürt. Entgegen mancher Meinungen, die in der Individuell-Variante die Zukunft des Rennsports sehen, erkennt Dietze darin keine Alternative zu spektakulären Massenstarts: "Das ist Quatsch! Wenn der Spuk vorbei ist, wollen alle wieder mit hunderten anderen Bikern am Start stehen – das macht den Reiz doch aus."

Erwin Haiden Dieses Jahr musste auf spektakuläre Massenstarts und spannende Kopf-an-Kopf-Rennen verzichtet werden. Doch dank der Individuell-Variante konnten auch in der Corona-Saison einige Rennveranstaltungen sicher stattfinden, wie beispielsweise die Salzkammer Trophy in Österreich (Foto) und der Erzgebirgs-Bike-Marathon im sächsischen Seiffen.
"Ein Drittel des Budgets verloren"
Doch nicht nur die Durchführung einer Corona-sicheren Veranstaltung stellte die Organisatoren vor eine große Herausforderung. Auch die teils enormen finanziellen Einbußen mussten, wenn schon nicht ausgeglichen, so doch irgendwie im Rahmen des Erträglichen gehalten werden.
"Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, aber knapp ein Drittel des Budgets war schon ausgegeben und ist verloren“, erklärte Martin Huber, Organisator der Salzkammergut Trophy. Darunter fielen vor allem Personalkosten, aber auch Mieten für Lager und Büroräumlichkeiten, sowie Kosten für Agenturen.
Doch zahlreiche Veranstalter entschieden sich aufgrund der strengen Hygieneauflagen und dem damit verbundenen Aufwand, ihre Events komplett abzusagen. Hier kamen wahrscheinlich nicht alle mit einem blauen Auge davon. Manche kommerziellen Rennveranstalter könnte es finanziell so schwer getroffen haben, dass für sie eine neue Ausrichtung im nächsten Jahr undenkbar ist.
Wegen der momentanen Aussetzung der Insolvenzantragspflicht ist hier noch keine genaue Aussage möglich, weil zahlungsunfähige Betriebe dies noch nicht melden müssen. Albrecht Dietze, Organisator des EBM und selbst Jurist, hält jedoch für denkbar, dass mit deren Ende auch das Schicksal einiger Rennveranstaltungen besiegelt sein könnte.

Erwin Haiden Um das Risiko schwerer Stürze zu reduzieren, fand die Zeitnahme bei der Salzkammergut Trophy nur an einzelnen Anstiegen statt. Das hatte auch weitere Vorteile. So konnte zwischen den schweißtreibenden Passagen auch einmal die Landschaft so richtig genossen oder ein erholsames Päuschen eingelegt werden – im regulären Rennformat ist das weniger möglich.
In die Saison 2021 schauen die meisten Veranstalter mit wenig Hoffnung auf die Austragung traditioneller Rennveranstaltungen. Doch wollen viele auch in der kommenden Saison Events in geeigneten Rennformaten austragen. So hat etwa Martin Huber bereits eine Neuauflage der Salzkammergut Trophy Individuell geplant.