Es gibt Drogen, so sagt man, die machen beim Erstkontakt abhängig. Beim Cirex ist das genauso. Kurz nach dem Draufsetzen verschmilzt man mit dem Bike. Das Herz rast. Dann jagt es den Laktatpegel hoch, und die Endorphine fluten den Körper. Unter den sieben hochgezüchteten Test-Bikes fährt das Cirex am schnellsten bergab. Und es gehört zu den vortriebsstärksten bergauf. Woran das liegt? Zuerst einmal am Kohlefaser-Chassis. Es ist steif, leicht und durchdacht konstruiert. Eine Flasche passt in den Rahmen, eine unters Unterrohr. Dank Lenkanschlagsbegrenzer zerstört ein Sturz nicht gleich das Oberrohr. Als Systemgewicht Bike/Fahrer erlauben die Vorarlberger die Summe von 125 Kilo. Das genügt für die Zielgruppe. Die Rock-Shox-Federelemente lassen sich komplett blockieren, arbeiten aber geöffnet sehr sensibel und traktionsfördernd. Keine Spur vom harschen Fahreindruck manch anderer Sportfahrwerke. Simplon kombiniert diese Eigenschaften mit leichten Laufrädern und einer agilen Geometrie (Größe L fällt kompakt aus). Das 29er als Langholzlaster? Nicht so das Cirex. Der kurze Radstand und die großen Räder ergeben ein wendiges, aber ausreichend laufruhiges Handling. Das Bike lässt sich präzise durch die Felspassage der Testrunde steuern, man spürt, wie das Fahrwerk arbeitet und zu hohem Tempo verhilft. Die Ausstattung mit Zweifach-XTR-Setup deckt einen größeren Einsatzbereich ab als die elf Gänge von manch einem Mitbewerber. Lange Touren oder Marathons passen eher ins Leistungsprofil des Cirex als ein CC-Worldcup. Zum hohen Nutzwert des Chassis gibt Simplon sechs Jahre Garantie. Beim selbst verursachten Schaden gibt es das 2599 Euro teure Rahmen-Set im ersten Jahr zum halben Preis (Crash Replacement). Klingt wie eine nachhaltige Investition. Nur schade, dass die Integration des Lockout-Hebels am Lenker nicht geglückt ist. Sram-Schelle und Shimano-XTR-Schelle passen leider nicht zusammen.
Fazit: Cirex ist wie Crack: abhängig beim ersten Mal. Das steife, super schnelle Racebike gewinnt diesen Vergleichstest nach Punkten. Fahrwerk, Fahreigenschaften und die gewählte Ausstattung bereiten in einem breiten Einsatzbereich Freude.
Die Alternative: Das Racebike nach Wunsch bietet Simplon über diverse Ausstattungspakete an. Die Variante Cirex RS besitzt eine RS1-Gabel und Sram-X01-Schaltung mit elf Gängen. Es soll 10,25 Kilo wiegen und kostet 5999 Euro.

BIKE Magazin Simplon: Im Vergleich zur Testgruppe sehr sensibles und effektives Heck. Das erhöht Fahrkomfort und Traktion. Die letzten Millimeter bleiben als Reserve.

Jens Heilmann Simplon: Der Zweifach-Antrieb erweitert den Einsatzbereich gegenüber den Einfach-Versionen der Konkurrenten. Eine zweite Trinkflasche passt unters Unterrohr.

Jens Heilmann Simplon: Im Steuerrohr steckt ein Lenkanschlagsbegrenzer, der das Oberrohr beim Sturz schützt.

Jens Heilmann Simplon: Racer lieben ein flaches Cockpit und die reduzierte Bedienung mit dem Doppel-Lockout fürs Fahrwerk.
Test: Simplon Cirex 29 MRS 22
Die schnellsten Race-Fullys im Test