Die bemannte Raumfahrt ist die exklusivste Branche: Bisher sind nur 552 Menschen im All gewesen – behauptet Virgin Galactic. Besitzer Richard Branson hat sich die Demokratisierung des Weltraumflugs vorgenommen: zum Ticketpreis von 250000 US-Dollar. Eine ähnlich kleine Zielgruppe visiert das brandneue RKT9 RDO Race an. 3499 Euro für den Carbon-Rahmen und fast siebentausend fürs Bike? Dafür gibt es bei Niner gerade mal die Vier-Sterne-Spezifikation mit Sram-X0/X1-Schaltgruppe. Von Raketentechnik sind wir hier weit entfernt. Auf den zweiten Blick fallen aber schlaue Details auf wie die 29 Millimeter breiten Felgen (Alu!), der gut geschützte Rahmen oder die zweite Flaschenhalterposition unterm Unterrohr. Und überhaupt: das Design. Schick und zeitlos, halb lackiert, halb matt, farblich abgestimmte Alu-Schrauben und ein aufgeräumtes Cockpit. Das Bike wirkt wertig und hat in den USA zurecht eine Fan-Gemeinde. Bei uns hat die Rakete Exotenstatus. Dabei ist sie ein Geheimtipp: Tolle sportliche Sitzposition, gelungene Geometrie – das Bike wirkt bergauf leichtfüßig. Den schnellen Downhill der Testrunde bewältigt das RKT9 souverän. Wirken die schmalbereiften Laufräder von Trek oder Specialized wie Stilettos, stapft man durch schweres Gelände mit dem Niner-Setup wie mit Ugg-Boots. Kommen wir zu den Kritikpunkten: Das Cockpit flext stark. Das Doppel-Lockout fürs Fox-Fahrwerk verlangt hohe Handkräfte und ist verzichtbar, finden wir. Antriebseinflüsse spürt man nicht. Allerdings wirkt das Fahrwerk etwas harsch – man könnte es aber auch sportlich nennen, also als durchaus gewollt. Das gewählte Federbein und dessen Werksabstimmung jedenfalls bringt diesen Charakter mit sich. Bei der Fox-Gabel muss man die Druckstufenverstellung bis auf drei Klicks öffnen für optimalen Fahrkomfort.
Fazit: Das RKT9 schießt dich zwar nicht in die Erdumlaufbahn, bringt dich aber schnellstmöglich und sicher vom Start zum Ziel eines Marathons oder einer Tour. Es ist das schnellste Bike von Niner und wird seiner Bezeichnung gerecht. Eine coole, aber teure Rennmaschine für Individualisten. In der Fünf-Sterne-Spezifikation noch teurer.
Die Alternative: Das Jet 9 Carbon bietet 100 mm Federweg am Alu-Hinterbau und liegt mit Shimano-XT-Schaltgruppe bei etwa 4700 Euro. Es ist nicht ganz so rennsportlich ausgerichtet wie das RKT9.

Niner RKT9 RDO Race

Niner: 90 Millimeter nutzbare Werksangabe am Heck, unser Prüfstand quetscht 96 mm raus. Das fernbedienbare Lockout ist verzichtbar.

Niner RKT9 RDO Race

Niner: Der Kronkorken auf dem Steuerrohr gehört längst zur Niner-Folklore.

Niner: Die 2,25er Reifen kommen auf den breiten American Classic-Felgen mächtig fett raus.

Niner: Gut verarbeiteter und geschützter Carbon-Rahmen, die Zugverlegung ist allerdings wenig aufgeräumt.
Test: Niner RKT9 RDO Race
Die schnellsten Race-Fullys im Test
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