Dieses Bike ist so heiß, dass es gar nicht offiziell existiert. Im Katalog nicht. Im Project-One-Konfigurator auf der Trek-Website nicht. Nur auf unsere Testanfrage hin bauten die Amis im Hauptquartier in Wisconsin ein Custom-Bike entsprechend den Anforderungen: XTR Di2, leicht, schnell. Herausgekommen ist ein giftgrünes Sportgerät mit allen technischen Spielereien, die sich Freaks derzeit wünschen. Der Vollcarbon-Rahmen wiegt nur 1,8 Kilo. Mit Zweifach-Di2, Alu-Laufrädern und der elektronischen Fahrwerkssteuerung Fox iCTD bleibt das fahrbereite Superfly gerade so unter elf Kilo. Die Technik hat ihren Preis, auch an der Waage.
Sitzposition und Geometrie zeigen die Qualitäten des Superflys. Man sitzt langstreckentauglich, das Handling gefällt. Das Bike hat nicht die spitze Zielgruppe des Cannondale Scalpels. Der linke Daumen befehligt den Fahrwerkszustand, und weil das iCTD-System so gut funktioniert, wechselt man ständig zwischen den Modi hin und her – begleitet von der typischen Geräuschkulisse. Servos und Schaltwerk fiepsen, piepsen und schnattern. Jeder darf hören, dass man auf Hightech unterwegs ist. Bei der Ausstattung haben es die Amis sehr gut gemeint mit Leicht und Schnell: Der schmale Lenker, die schmalen Reifen und die 140er-Bremsscheibe hinten ermöglichen das Schnellbergauf, hindern aber am Schnellbergab. Die Downhill-Anlagen des Bikes sind grundsätzlich souverän. Doch die Pneus reagieren auf den feuchten Test-Trails so unberechenbar wie Sommerreifen auf Blitzeis. Darüber sehen wir großzügig hinweg. Jeder Kunde kann die Häkchen im Konfigurator entsprechend setzen und ein anderes Setup wählen. Punkte sammelt das Superfly reichlich. Es verliert aber gegenüber der Konkurrenz einige bei Steifigkeit, Bremsen, Reifen und dadurch, dass wegen des iCTD-Kästchens unterm Dämpfer keine große Flasche in den Halter passt. In unserer Wunsch-Konfiguration hätte das Bike 2,4er-Nobby-Nic-Reifen und einen 720er-Lenker. 130 Punkte wären durchaus möglich.
PLUS Per Konfigurator zusammenstellbar, tolle Fahreigenschaften, relativ breiter Einsatzbereich, iCTD-Fahrwerkssteuerung
MINUS Mäßige Bremskraft (140er-Disc hinten), Integration der Di2 nicht perfekt.
Fazit Project One macht’s möglich: Aus dem Trek Superfly lässt sich per Konfigurator das persönliche Traum-Bike zaubern. Auch mit den Luxus-Gadgets Di2 und iCTD bleibt das Trek, was es schon immer war: ein sehr schnelles Race- und Touren-taugliches Sportgerät.
Die Alternative: Die gleichen Gene, aber für weniger Geld, bietet das Superfly 9.8 SL (4499 Euro) mit Fox-Fahrwerk, kräftigeren XT-Bremsen und Sram-X1-Schaltung. Die Alu-Kettenstreben machen den Rahmen etwas schwerer.

Daniel Simon Noch ein Ärgernis: Dass die teuren XTR-Kurbelarme am Trek Superfly schon nach vier Fahrstunden deutliche Schleifspuren haben, ist traurig. Pluspunkt: sehr gut geschützter Rahmen.

Daniel Simon Dass die Di2-Version bei Trek Superfly nur auf Sonderwunsch gebaut wird, zeigt die Akku-Montage am Unterrohr. Blöd: Wegen des iCTD-Kästchens passt keine große Trinkflasche.

BIKE Magazin Der Hinterbau nutzt seinen Federweg aus, die Gabel passt gut dazu. Das Fahrwerk des Trek Superfly beherrscht Race und Komfort, Daumen hoch!
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