Besonders eilig hatte man es bei Rocky Mountain noch nie, sich an die Innovationsspitze der Branche zu setzen. Das Credo der Kanadier: nachhaltige Produkte mit hohem Kultfaktor schaffen. Gerade mit dem Element ist das der Company gelungen. 14 Jahre lang fuhr das Race-Fully aus Vancouver kaum verändert in der Weltspitze, erst in jüngerer Vergangenheit war ihm etwas Patina anzusehen. 2011 wurde mit dem Carbon-Element RSL und MSL dann eine neue Basis geschaffen. Nun folgen die Alu-Modelle und – vor allem – die 29-Zoll-Version. Auch beim Trend der Riesenräder blieben die Kanadier ihrem Motto treu: nur nichts übereilen. So schaute man sich den hektischen Schaffensdrang im Twentyniner-Segment in aller Ruhe an und legte sich seine eigene Strategie zurecht. Der Plan: Die Vorzüge der großen Räder (Abroll-Qualität, Traktion, Kurvengrip) mit der Wendigkeit herkömmlicher 26-Zoll-Bikes zu verbinden. Der Kunstgriff: Die Entwickler positionierten das Tretlager recht weit hinten und oben. Das ermöglichte eine sehr kompakte Rahmen-Geometrie mit kurzen Kettenstreben, kurzem Oberrohr und kurzem Radstand.
Unterm Strich fährt sich das Element 970 damit – für ein Twentyniner – extrem quirlig. Allerdings sitzt man auch etwas hecklastig auf Rockys neuem Flaggschiff – ein Umstand, an den man sich aber gewöhnt. Damit das Bike in engen Kurven nicht übers Vorderrad schiebt, eliminierten wir die Spacer in der Front, so bekommt man mehr Kurvendruck aufs Vorderrad, ohne die Vorteile der kompakten Geometrie zu verspielen. Denn während viele andere Twentyniner wie auf Schienen rollen, lädt das Element zum Spielen ein: schnelle Richtungswechsel, Bunny-Hops – das Element garantiert neben nüchterner Performance auch das, worauf es nicht minder ankommt: Fahrspaß! Gerade Bikern, denen 29er-Bikes bislang zu träge waren, dürfte das neue Element gefallen: Sie finden ein leistungsfähiges, aber wendiges Bike, das über den technischen Status Quo verfügt: konifiziertes Steuerrohr, innenliegende Kabelführung, 12-Millimeter-Steckachse.
Fazit: Straff gefedertes Race-Fully mit verspieltem Charakter – untypisch für ein Twentyniner.
PLUS interessante Geometrie, gute Detaillösungen, agiles Handling
MINUS wenig Reifenfreiheit hinten


Zugwechsel: Einfach die Abdeckkappe am Tretlager entfernen, schon lassen sich die Schaltzüge aus dem Rahmen angeln.

Der Steifigkeit zuliebe bedient sich auch das Element der X-12-Steckachse von Shimano. Für noch mehr Steifigkeit sorgen neue Gleitlager in allen Drehgelenken, die nebenbei noch 120 Gramm Gewicht sparen.

2.2 Zoll, breiter darf der Hinterreifen beim Element 970 nicht sein, sonst kommt er sich mit dem Umwerfer ins Gehege. Schade, denn mit breiteren Reifen hätte das Element noch mehr All-Mountain-Talente.
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Test: Rocky Mountain Element 970
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