Ich muss bei dieser Bewertung leider schizophren werden. Auf der einen Seite hat es kaum ein Rad geschafft, mein Herz so zu überzeugen wie dieser Titan-Hobel. Auf der anderen Seite darf das nicht den strengen Zahlen-Fakten-Ingenieursblick trüben. Aber fangen wir mit dem Herzen an: Das Radon Titanium 8.0 begeisterte mich schon nach der ersten Ausfahrt. Das Bike zirkelte sich elegant durch jeden Trail. Dabei arbeitete das ganze Rad mit einem. Ohne Scherz, das Bike übertrug nicht nur stur die Kraft der Beine auf den Untergrund, es passte sich förmlich dem Trail an. Andere würden jetzt sagen: Das Bike sei einfach weich, aber ganz so sehe ich das nicht. Gerade wenn es ruppig wurde, schmiegte sich das Rad in die Kurven und dämpfte den Untergrund leicht über den Rahmen ab. Klar, wer ein straffes, knallhartes Hardtail möchte, ist hier sicher falsch, aber gerade diese dezente Weichei-Nummer machten aus dem Radon die perfekte Langstrecken-Maschine.

Fahrerprofil Björn ScheeleBIKE-RedakteurAlter: 30, Größe: 1,88 mGewicht: 81 kgFährt Bike seit 1994Fahrer-Typ: LangstreckeLieblingsrevier: Norwegen
So viel aus meinem Herzen, jetzt schalte ich den Kopf an: Das Titanium 8.0 wurde von mir täglich auf meinem Arbeitsweg auf den Isar-Trails gefahren. Jeden Tag, egal ob Streusalzalaram, Glatteishorror oder Dauerregen. Dabei schlug sich das Bike unter diesen Bedingungen extrem gut. Die Rocket-Ron-Reifen und Veltec-Opus-Laufräder zauberten aus dem Rad ein echtes Rennpferd. Zusätzlich machte die kurze Sitzposition das Bike sehr wendig. Die XT-Komponenten funktionierten tadellos bis zum Ende des Tests. Einzig das Genage von Salz und Sand zwangen zum Ketten- und Kassettenwechsel. Leider streikten die Formula-Bremsen einige Male während des Dauertests. Sie zogen Luft und mussten entlüftet werden. Zudem überstanden die Anschlüsse der Bremsleitungen nicht die gepökelten Winterwege und rosteten stark an. Zur großen Überraschung tat das auch der Rahmen an den Schweißnähten – wenn auch nur sehr leicht. Scheinbar steckte in dem Schweißmaterial Stahl, der zu oxidieren begann.
Insgesamt würde ich das Radon Titanium 8.0 selbst meinem Schwiegervater empfehlen. Es hat echte Nehmerqualitäten, ist sehr wartungsarm und sieht zudem verdammt gut aus. Wer mit leichtem Rostbefall an den Schweißnähten leben kann, der findet hier ein Bike fürs Leben.
Veränderung:
• Der gerade Lenker wurde durch einen Syntace-Riserbar getauscht. Die Schwalbe-Rocket-Ron-Reifen wurden im Winter durch Ice Spiker Pro ersetzt.
Web:
www.radon-bikes.de


*BIKE-Urteil: Maximal-Punktzahl 10. Das Urteil ist keine Addition der einzelnen Punkte sondern subjektiv geprägt. In das Urteil fließen Fahrverhalten, Wartungsaufwand, Breite des Einsatzbereiches und Gesamteindruck des Fahrers ein.

Sicher nicht geplant: Der angeblich unverwüstliche Titan-Rahmen rostete äußerlich.

Die Formula-Stopper mussten öfter entlüftet werden, damit sie ihren Dienst verrichteten.
Test: Radon Titanium 8.0
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