29-Zöller sind träge, lassen sich schlecht beschleunigen und nur mit viel Kraftaufwand durch enge Singletrails zirkeln. Soweit die Vorurteile. Man könnte geradezu meinen, Gary Fisher hat das “Superfly 29” nur ins Leben gerufen, um den ewigen Pessimisten und notorischen Nörglern eins auszuwischen.
Ausgesprochen agil, leicht-füßig und steif (83,2 Nm/Grad, STW 62,8) setzt die Monocoque-Carbon-Konstruktion Tret-Energie in Bewegung um. Das Cockpit mit 650 Millimeter breitem Lenker passt auf Anhieb, von einem trägen Lenkverhalten bei schnellen Richtungsänderungen fehlt jede Spur. Verantwortlich dafür zeigt sich die “G2”-Geometrie mit speziellem (größerem) Gabel-Offset, wodurch sich der Nachlauf verringert.
Mit sportlicher, aber auch noch für längere Touren, geeigneter Sitzposition geht es zügig voran beim Streckemachen. Aber selbst in technischem Terrain mit Wurzelgeflechten und steinigen Pfaden überrollen die großen 29-Zoll-Räder Hindernisse souveräner als ihre kleineren Brüder. Limitierender Faktor in puncto Komfort sind hierbei die 80 Millimeter Federweg der Gabel, während die schlanke Sattelstütze in Kombination mit dem verwindungssteifen Rahmen ausreichend Flex zulässt. Zusätzlich beeindruckt die Traktion an steilen Anstiegen mit losem Untergrund. Durch die günstigere Reifenaufstandsfläche dreht das Hinterrad vor allem im Stehen weniger schnell durch.
Die Verarbeitung des Rahmens gefällt, bis auf Kleinigkeiten, wie die Zugverlegung unter dem Oberrohr, die über einen weiten Weg ungeführt und mit viel Kontakt zum Rahmen zu den Armaturen verläuft.
Äußerst positiv: Gleich zwei Bleche im Bereich des Tretlagergehäuses schützen den Carbon-Rahmen effektiv vor Ket-tenklemmern. Ausschließlich Bontrager-Anbauteile und SRAM-Komponenten kommen zum Einsatz und verleihen dem Bike eine stimmige, saubere Optik.
Die dicken, aber verdrehsicheren Schaumstoffgriffe fallen insbesondere für Fahrer mit kleinen Händen etwas zu voluminös aus. Trotz der relativ breiten 29-Zoll-Bereifung bietet der Hinterbau auch bei schlammigen Bedingungen ausreichend Reifenfreiheit. Gemessen am stolzen Preis von 3699 Euro bewegt sich das Gesamtgewicht von 10,4 Kilogramm ohne Pedale (Rahmen 1325 g) im soliden Mittelfeld, bietet aber Tuning-Potenzial.
FAZIT: Das Gary Fisher “Superfly” präsentiert sich als quirliges 29er-Hardtail mit schön verarbeitetem, steifen Carbon-Rahmen und sattem Vortrieb.
Foto: Markus Greber