Jetzt ist jemand an der Hydroforming-Quetsche durchgedreht, konnte man leicht denken, als erste Bilder des neuen Scott-Freeriders durchs Internet flimmerten. Monströse Kantrohre wurden da zu einem wuchtigen Rahmen verbacken, dass man gar nicht wagte, übers Gewicht zu spekulieren. Das Oberrohr zeigte so üppige Ausbuchtungen, dass man fragen wollte: “Der Benzintank?” Eines wurde jedenfalls sofort klar, hier rollte keine Variationen der bisherigen Freeride-Modelle “Nitrous” oder “Octane” an den Start.
Das hier ist was ganz anderes. Scott will mit dem “Gambler” eine Plattform schaffen, die sich sowohl als Worldcup-taugliches Downhill-Racer aufbauen lässt, aber auch als verspieltes Big Bike für den Bikepark mit Slopestyle-Qualitäten. Um das zu schaffen, wurde der Rahmen sehr variabel konstruiert. Es gibt z. B. verschieden lange Dropouts. Freerider montieren die kurzen, Downhiller für mehr Laufruhe die langen. Ähnliches kann man mit dem Lenkwinkel anstellen. Flach (64°) mögen’s die Downhiller, steiler (66°) die Freerider. Auch der Federweg des Hinterbaus bietet drei Optionen: 190, 210, 230 mm Federweg. Das Gute: Man braucht tatsächlich nur wenig Handgriffe für die Veränderungen. Natürlich kann man kombinieren. Wir fuhren zum Beispiel die Downhill-Variante mit Doppelbrückengabel und 230er Federweg aber kurzen Kettenstreben. Der Hinterbau lässt sofort spüren: fette Reserven. Wenn du den dicken Drop mit diesem Bike nicht schaffst, dann mit keinem. Selbst bei einem Zwei-Meter-Drop ins Flache kribbeln die Handgelenke nur leicht – die Federung schluckt den Aufprall wie ein durstiges Kamel das Oasenwasser. Selbst für raue Bikeparks erscheint der Downhiller “too much”. Mit so einem gewichtigen Großkaliber muss man das Gas stehen lassen und mit Mach 1 ins Tal glühen. Alles andere ist Blödsinn. Deswegen schwangen wir uns auf den Freerider, der sich natürlich auch “umbauen” lässt. Statt einer Doppelbrückengabel ist die Rock Shox “Totem” verbaut. Aber auch der Freerider wiegt stattliche 20,5 Kilo. Da mögen einige die Stirn runzeln. Doch die robuste und wartungsarm getrimmte Bauweise hat enorme Vorteile. Einen Rahmenbruch zum Beispiel kann man sich beim “Gambler” beim besten Willen nicht vorstellen. Und ist etwas Schwerkraft im Spiel, fallen die Pfunde ohnehin nicht weiter auf: Das Bike fährt sich lebendig, lässt sich durch leichten Armzug in den Manual ziehen oder zum Bunny Hop in die Luft abdrücken. Unterm Strich ein schlüssiges Konzept.
Den gesamten Einzeltest erhältst Du als gratis PDF-Download.