Satte 700 Gramm weniger bringt der neue Slide-160-Carbon-Rahmen auf die Waage und sorgt auch optisch für einen äußerst dynamischen Auftritt. Im Vergleich zum schlichten, aktuellen Alu-Pendant mit kleineren 26-Zoll-Läufrädern mutiert das neue Leicht-Enduro zum wahren Eyecatcher. Mit dem Zusatz 160 will sich das neueste Slide zudem mehr in Richtung Enduro orientieren und vom Slide 150 abgrenzen. Doch vergleicht man die Federwege der beiden Bikes, die jeweils mit einer 160er-Gabel kommen, gibt es zunächst keine spürbaren Unterschiede. Mit 155 zu 158 Millimetern am Heck liegt das neue Carbon Slide nur minimal vorne. Auch auf dem Trail offenbart sich die enge Verwandtschaft durch einen ähnlichen Charakter. Unterschiede gibt es dennoch zu entdecken und zwar in Sachen Geometrie. Durch den gut einen Grad flacheren Lenkwinkel, die größeren Laufräder und das niedrigere Tretlager behauptet sich das Slide Carbon in anspruchsvollen Abfahrten.
Mehr Laufruhe, eine etwas tiefere Front und ein tiefer Schwerpunkt in Kurven begeistern Enduro-Racer. In wurzeligen oder steinigen Tret-Passagen muss man jedoch genauer aufpassen, wo man einen Tritt platziert, um nicht mit der Kurbel aufzusetzen. Für eine gute Steigfähigkeit, auf die man bei einem Enduro ebenso wenig verzichten will, wurde der Sitzwinkel nochmals um gut ein Grad steiler. Die Tatsache, dass beide Slides extrem leicht aufgebaut wurden, erhöht zusätzlich den Bergaufdrang. Für die Reifenwahl gibt es allerdings die rote Karte. Ein Conti-XKing hat an einem Enduro, das artgerecht im Gelände bewegt wird, keinerlei Auftrag.
Neben der unterschiedlichen Laufradgröße und dem Rahmenmaterial wurde zusätzlich an technischen Details gefeilt. Innen verlegte Züge und ein Pressfit-Innenlager sorgen für einen aktuellen Anstrich. Ob es nun alleine an der goldenen Kashima-Beschichtung der Factory-Fox-Federelemente liegt, können wir nur mutmaßen, jedenfalls arbeitete vor allem die Gabel am Slide 150 deutlich sensibler. Auch beim Hinterbau gab es leichte Vorteile zu Gunsten des Alu-Modells, was jedoch am noch nicht finalen Dämpfer-Setup des Vorserien-Bikes liegen könnte. Das gleiche gilt für den Verbindungssteg zwischen den Sitzstreben, der bei extremer Belastung das Sitzrohr touchieren kann. Ein Problem, das laut Radon in der Serie definitiv behoben sein wird. Insgesamt ist das neue Slide Carbon bergauf wie bergab das potentere Enduro. Wer bergab nicht am Limit unterwegs ist, macht mit dem Slide 150 aber definitiv auch keinen schlechten Fang.

Daniel Simon Radon Slide 150 2013: PLUS: Sehr hohe Rahmensteifigkeit, Federelemente in Factory-Ausführung | MINUS: Fast 700 g schwerer Rahmen, eher All-Mountain-Geometrie

Daniel Simon Radon Slide 160 Carbon 2014: PLUS: Leichter und ordentlich steifer Rahmen, ausgewogene Geometrie, Tele-Stütze mit integrierter Führung | MINUS: Sehr niedriges Tretlager (Gefahr durch Aufsetzen), nicht Enduro-taugliche Bereifung

BIKE Magazin Radon Slide 150 2013: Die Kennlinie von alt und neu ist kaum zu unterscheiden. Der neue Hinterbau liefert drei Millimeter mehr Federweg.

BIKE Magazin Radon Slide 160 Carbon 2014: Im Vergleich zur Gabel verläuft die Hinterbaukennlinie etwas flacher. Die Gabel besitzt mehr Durchschlagschutz.
Test: Radon Slide 160 Carbon 650B
Kaufberatung: Alt gegen Neu – 2013 vs 2014