Lediglich 2688 Gramm inklusive Dämpfer bringt der Carbon-Rahmen des Spicy 916 auf die Waage und rangiert damit auf Augenhöhe mit einem Specialized-S-Works-Enduro. Leichtere Enduro-Rahmen sucht man derzeit vergeblich. Das Resultat: Unglaublich agil und leichtfüßig prescht das Lapierre mit All-Mountain-Beschleunigung voran und lässt sich spielerisch über die Trails dirigieren. Nach jeder Kehre will das leichte Spicy mit Vollgas heraus beschleunigen. Auch die Geometrie des Franzosen wirkt für Enduro-Einsätze maßgeschneidert. Ein flacher, unaufgeregter 65,2er-Lenkwinkel kombiniert mit kletterfreundlichen 73,5 Grad am Sitzrohr und einer angenehm niedrigen Tretlagerhöhe. Was will man mehr? Das Spicy hat zwar schon mehrere Modelljahre auf dem Buckel, wurde aber ständig verfeinert. Vor allem die um 13 Millimeter verkürzten Kettenstreben, der tiefere Schwerpunkt und die gerade Dämpferanlenkung mit Kugellagern machen sich positiv bemerkbar. Selbst auf schnellen Downhills arbeitet das Fahrwerk mit 166 Millimetern am Heck souverän und klebt satt am Boden. Trotzdem arbeitet der Hinterbau bergauf sehr effizient und bringt die Kraft der Fahrers ohne Verluste ans Hinterrad. Neben dem hohen, entsprechend der exklusiven Ausstattung geschuldeten Preis, gibt es aber auch zwei Kritikpunkte. Zum Einen fällt die Lenkkopfsteifigkeit mit 53,2 Nm/° relativ niedrig aus, was unseren tendenziell leichten Testfahrern allerdings nicht negativ auffiel. Der zweite, entscheidendere Punkt ist die geringe Reifenfreiheit am Hinterbau. Mit den schmalen 2,2er-Rubber-Queen kein Problem – ein 2,4er-Conti oder Fat Albert passen jedoch nicht mehr hindurch. Achtung schwere Fahrer: Lapierre beschränkt das Gewicht auf 100 Kilo.
Fazit: gelungenes Fahrwerk, ausgewogenes Handling und dank sensationellem Gewicht unverschämt gut im Vortrieb. Das Spicy 916 könnte so direkt an die Startlinie rollen. Die geringe Reifenfreiheit trübt das ansonsten tadellose Bild.
PLUS Geringes Gewicht, potentes, neutrales Fahrwerk, Wohlfühl-Handling
MINUS Reifenfreiheit, Steifigkeit

Daniel Simon Nico Vouilloz’ Arbeitsgerät verfügt sogar über eine Carbon-Wippe. Die hintere Dämpferaufnahme ist für mehr Sensibilität kugelgelagert.

Daniel Simon Manko Reifenfreiheit. Der 2,2er-Conti-Rubber-Queen passt noch gut hindurch. Enduro-typische 2,4er-Reifen gehen jedoch nicht mehr durch den Hinterbau.

BIKE Magazin Der Hinterbau spricht sauber an und arbeitet bis zum Ende nahezu linear. Dadurch lässt sich der Federweg gut nutzen und gibt dem Fahrer ein sattes Gefühl.