Laut Chefentwickler Jürgen Falke erinnert beim 140-Millimeter-Tourer nur noch der Name ans alte One-Fourty. Optisch fällt das schwungvollere Rahmen-Design auf, dazu gibt’s eine clevere Ausstattung und mehr Federweg. Das Bike müsste eigentlich One-Fifty heißen, so viel Federweg hat zumindest die Gabel, das Heck messen wir mit 142 Millimetern. Hier entdeckt man die tiefgreifendste Änderung: Von einem abgestützten Eingelenker wechselt Merida zum Virtual-Pivot-Point-System (heißt bei Merida offiziell VPK, die Abkürzung VPP ist von Santa Cruz geschützt). Mit dem virtuellen Drehpunkt will man den Antriebseinflüssen den Garaus machen. Das gelingt beim 2013er-Modell, solange man im Sattel sitzt. Kurbelt man jedoch im Wiegetritt eine steile Schotterrampe rauf, wippt der Dämpfer spürbar auf und ab – typisch VPP. Abhilfe schafft nur die Climb-Funktion des CTD-Dämpfers von Fox. Ohne die Plattform kommt man allerdings auch beim Vorgänger One-Forty nicht aus, die Sitzposition ist hecklastig, an steilen Rampen taucht der Dämpfer ohne Plattform ab.
In Sachen Sensibilität und Charakteristik liegt das Fahrwerk des 2013er-Modells auf dem Niveau des Vorgängers. Aus dem nummerisch einen Zentimeter mehr Hub an der Talas-Gabel quetscht man auf schweren Trails effektive sechs Millimeter heraus. Dennoch ruft das neue One-Forty deutlich lauter nach Herausforderungen bergab: Das tiefere Tretlager, die höhere Steifigkeit und der flachere Lenkwinkel sorgen für mehr Kontrolle und Laufruhe, wenn es richtig rumpelt. Deutlich schlüssiger und durchdachter zeigt sich auch die Ausstattung. Das breitere Cockpit (710er- statt 680er-Lenker), die Kindshock-Vario-Stütze, und eine komplette SLX-Gruppe erweitern den Einsatzbereich des One-Forty in Richtung anspruchsvolles Terrain und hohes Tempo. Im direkten Vergleich dazu wirkt das 2012er-Modell unruhiger – man greift instinktiv früher an die Bremsen. Auch an diversen Rahmen-Details (z. B. Schnellspanner statt Steckachse hinten) merkt man, dass das Bike von 2012 technisch in die Jahre gekommen ist. Trotzdem geht das One Fourty XT immer noch als komfortables Touren-Fully durch. Wer also seinen Geldbeutel schonen will, kann mit gutem Gefühl zum Schnäppchen greifen – ab 1999 Euro haben wir’s im Netz gefunden. Da lässt sich ein breiteres Cockpit locker nachrüsten, sogar die Teleskop-Stütze wäre drin.
Test: Merida One Forty 1500
Duell der Generationen: Alt gegen Neu mit Jekyll, Genius & Co.