TestZehn E-MTB Fullys ab 3000 Euro

Stephan Ottmar

 · 07.12.2015

Test: Zehn E-MTB Fullys ab 3000 EuroFoto: Wolfgang Watzke
Test: Zehn E-MTB Fullys ab 3000 Euro

E-Bikes motivieren, weil sie die harten Belastungsspitzen aus den Muskeln nehmen. Wir haben zehn Full-Suspension-Bikes getestet: faule Kompromisse oder echte Trailjäger? Wir sagen es Ihnen.

Auch wenn sie freundlich grüßen und angepasst fahren, ernten Mountain­biker von Wanderern oft rüffelige Kommentare. Für E-Biker scheint das nicht zu gelten. Beim Fotoshooting im Tiroler Nauders staunten wir nicht schlecht über die Freundlichkeit und das offene Interesse, mit der das Fußvolk unsere motorisierten Bikes begutachtete. Und viele verließen uns mit den Worten: „Ja, das muss ich ausprobieren, das wär’ vielleicht was für mich!“

Dank des breiten gesellschaftlichen Interesses wächst auch die Modell-Range der Hersteller in atemberaubender ­Geschwindigkeit; auch die amerikanische Firma Trek, die den Boom bisher ignorierte, sprang auf den Zug auf. ­Zusammen mit neuen Marktteilnehmern entstand eine bunte Angebots­palette mit verschiedensten Konzepten. 16 E-Mountainbikes – 6 Hardtails (ab Seite 36) und 10 Fullys – haben wir für dieses Special über die Teststrecken am Gardasee gejagt. Über die gleichen Trails, auf denen unser Schwester­magazin BIKE seit Jahren die Eignung von rein pedalgetriebenen Mountainbikes analysiert.

Bei den vollgefederten Bikes sind kurzhubige Fahrwerke mit 100 Millimetern Federweg ebenso vertreten wie potente Abfahrtsspezialisten mit 160 Millimetern. Interessant: Alle Fullys rollen auf 27,5-Zoll-Rädern; einzige Ausnahme ist das Moustache Samedi. Die Ingen­ieure der jungen französischen E-Bike-Marke paaren in ihrem interessanten Enduro-Konzept ein 29-Zoll-Vorderrad mit einem 27,5er-Hinterrad. Das funktioniert: Kein Bike war bergab schneller.
Bei den Antrieben drängen immer mehr Modelle auf den Markt und sägen am Bosch-Thron. Doch der KFZ-Zulieferer und Haushaltsgeräte-Gigant stattete noch immer die Mehrzahl der Bikes im Test aus. Mit der Quote von 10 aus 17 kann von einem Ende der schwäbischen Vormachtstellung kaum die Rede sein. Die Antriebs-Überraschung im Test war der Cleanmobile-Antrieb im M1 Spitzing. In der höchsten Unterstützungsstufe kann kein Konkurrent dran­bleiben, wenn das Bike den Berg hinauf fliegt. Trotz kleinem Bauraum, einem fetten 48er-Kettenblatt und 25 Kilo Gesamtgewicht war die Kraftentfaltung des 250-Watt-Motors beeindruckend. Eine weitere interessante Motor-Alternative steckt im Haibike Sduro (Hardtail-Test). Der Yamaha Motor bietet sehr homogene Unterstützung und kann auch beim zweiten Kriterium in unserem Test punkten – der Steuerung. Kurz: Wie verhält sich der Motor, wenn der Fahrer mit dem Treten beginnt oder aufhört. Außerdem wichtig ist die ­Unterbrechung beim Schalten, schließlich überträgt die Kette zusätzlich zur Muskelkraft des Fahrers auch die Motor­power ans Ritzelpaket. In allen drei Disziplinen ist der Yamaha-Motor auf Bosch-Niveau unterwegs. Allerdings ist das Drehzahlband beim Yamaha etwas schmaler. Der Kraftstrom aus dem Motor reißt schneller ab, der Fahrer muss etwas früher schalten. Aber dank zweier vorhandener Kettenblätter lässt sich immer ein passender Gang finden. Ebenfalls gut gefiel die Performance des Mittelmotors MPF im Hardtail von E-Lom. Die Steuerung passt prima, die Unterstützung fällt jedoch etwas mager aus. Das Univega treibt ein eigen­entwickelter Impulse-2.0-Motor an. Die Leistungsausbeute ist hoch, hier fährt er auf dem gleichen Niveau wie Bosch. Allerdings störten uns Steuerungseffekte wie ein langer Nachlauf bei kurzem Druck aufs Pedal.

Vier der Bikes im Test sind extrem geländetauglich. Haibike und Cube rollten mit 150 Millimeter-, M1 und Moustache mit 160-Millimeter-Fahrwerken an den Start. Aufgrund der sehr hochwertigen Ausstattung und des durchdachten Fahrwerks meisterte das Moustache die Downhill-Wertung am besten. Beim Cube liegt der Fokus nicht ganz so stark in der Abfahrt. Es besitzt eine etwas aufrechtere Geo­metrie, was der Tourentauglichkeit und damit dem Allroundeinsatz entgegenkommt; gleiches gilt für das Haibike – allerdings ist hier die Sitzposition noch aufrechter. Das Muscle-Bike von M1 Sporttechnik bügelt mit seinem tiefen Schwerpunkt und der Fox-36-Gabel ganz schön was weg und bleibt dabei überraschend wendig. Das hätten wir von einem Bike mit 25 Kilo Gesamt­gewicht nicht erwartet.
Die Federwegsklasse zwischen 120 und 140 Millimetern teilen sich Centurion, Corratec, Lapierre, Trek und Univega. Der direkte Vergleich zwischen diesen Bikes hinkt ein wenig, da sie preislich nicht in der gleichen Liga spielen. Trek ruft für sein Powerfly 4499 Euro auf, das Corratec kostet 1000 Euro weniger.

Zusätzlich sprechen die Konzepte unter­schiedliche Fahrertypen an. Während das Trek voll auf schnelles Terrain mit vielen Lastwechseln gepolt ist, mag’s das Lapierre eher verblockt und anspruchsvoll. Das Centurion mit seiner aufrechten, etwas hecklastigen Sitz­position ist ein entspannter Tourer, das Corratec dagegen lässt den Fahrer in Race-Haltung über den Trail fliegen.

  Mit dem Stereo Hybrid liefert Cube ein extrem gelungenes Gesamtpaket. Besonders die Komponentenwahl begeistert.Foto: Wolfgang Watzke
Mit dem Stereo Hybrid liefert Cube ein extrem gelungenes Gesamtpaket. Besonders die Komponentenwahl begeistert.

Test-Verlierer ist ohne Frage das BH Evo Jumper. Natürlich ist ein 100-Millimeter-Fahrwerk der langhubigeren Konkurrenz kaum gewachsen. Doch daran lag es nicht: Geometrie, Komponenten und Funktion entsprechen schlichtweg nicht den Erwartungen an ein hochwertiges aktuelles Bike; hinzu kommt ein Hinterrad-­Nabenantrieb, der mehrfach nach wenigen Höhen­metern den Dienst quittierte. Ein enttäuschendes Gesamtpaket.

Was unterscheidet eigentlich Pedelecs von Mountainbikes ohne Motor? Tatsächlich spielt an E-Bikes ein Kriterium kaum eine Rolle, das von normalen Mountainbikern häufig über alles gestellt wird: das Gewicht.
Die E-Mountainbikes wiegen allesamt um die 20 Kilo, einige Hartdails etwas weniger. Und der Effekt der sich daraus ergibt, ist ebenso unerwartet wie erstaunlich. Mit guten Fahrwerkskomponenten ist die Abfahrtsperformance dieser Räder gewaltig. Aufgrund des extrem tiefen Fahrzeug-Schwerpunkts überrollen die Räder Hindernisse, ohne die Schläge mit der bisher gewohnten Intensität an den Fahrer weiterzu­geben. Das vermittelt extrem viel Sicherheit. Je höher die Geschwindigkeit, desto satter liegt das Bike auf dem Untergrund. Dieses Verhalten ist auch der Grund, warum stabile Laufräder und Reifen an E-Mountainbikes so wichtig sind. Erst bei engen Winkelkursen, erst recht wenn das Hinterrad umgesetzt werden muss, macht sich das hohe Gewicht negativ bemerkbar.
Bergauf stört der größere Rollwiderstand von dicken Reifen nicht – und auch Fahrwerkswippen, ein wichtiges Bewertungskriterium für muskelkraftbetriebene Mountainbikes, verliert bei Pedelecs an Bedeutung.
Das Teilnemerfeld in diesem Test ist extrem vielschichtig. Behalten Sie also neben dem Preis auch unbedingt den gewünschten Einsatzbereich Ihres Traumbikes im Auge. E-Mountainbiken ist ein Hobby für Besserverdiener – ­unter 3000 Euro ist die Luft bei den Fullys sehr dünn. Dafür bekommt man aber Bikes auf hohem technischen ­Niveau und erntet auch bei Wandersleuten manchen Sympathiepunkt.


So testet E-Bike

Labortest Der Labortest liefert zentrale ­Elemente zur Bewertung von E-Bikes. Die erfassten Geometriedaten sind eine wichtige Hilfe bei der Bewertung der Fahreindrücke. Besonderer Fokus liegt auf dem Radstand der Oberrohrlänge und den Kettenstrebenlängen. Aber auch Lenk- und Sitzwinkel geben wichtige Hinweise zur Charakteristik eines Bikes. Die Ausstattung wird erfasst, die Bikes werden gewogen – inklusive ­Gewichtsverteilung Vorder-/Hinterrad. Um die Steifigkeit zu messen, werden die Bikes teilweise zerlegt und auf einem speziellen Prüfstand vermessen. Den Energie­hunger der Antriebe ermitteln wir durch spezielle Meßgeräte für den Stromverbrauch. Damit können wir exakt messen, wie viel Energie in den völlig leergefahrenen Akku passt.

Praxistest Seit vielen Jahren kurven unsere Kollegen der BIKE-Redaktion mit ihren Mountainbikes um die Teststrecke am Parco Bussatte in Torbole. Der Grund dafür ist, dass sich verschiedenste Untergründe und Trailabschnitte aneinander reihen: Schnell und kurvig, steil und verblockt, bergauf, bergab. Auf dieser Runde vergleichen wir die Fahreigenschaften der Bikes. Die Reichweite der Antriebe folgt in einer separaten Messfahrt. Die Unterstützung durch den Fahrer wird auf 130 Watt begrenzt. Dann fahren wir auf der definierten Strecke so lange bergauf, bis der Motor stoppt, weil kein Saft mehr aus dem Akku kommt. Fällt der Motor drei Mal aus oder fällt die Geschwindigkeit unter 5 km/h (z. B. durch Überhitzung) brechen wir den Test ab.


BH Evo Jumper 27,5


www.bhbikes.com 3099 Euro

  BH Evo Jumper 27,5Foto: Daniel Simon
BH Evo Jumper 27,5

Das BH ist ein Undercover-E-Bike. Dank Akku im Unterrohr und Nabenmotor fällt kaum auf, dass hier ein Antrieb im Rahen steckt. Optisch wirkt es wie aus einem Guss. Allerdings können wir dem Evo Jumper kaum Traileignung zusprechen, es handelt sich eher um ein Trekkingrad als um ein Mountainbike. Die Spanier haben ihr Bike sehr klassisch konzipiert, mit extrem steilen Winkeln, tiefem Tretlager und einem langen 100-Millimeter-Vorbau in Kombination mit einem sehr schmalen Lenker (620 mm). Dazu kommen günstige Komponenten und ein wenig potentes Fahrwerk mit unterdimensionierten Reifen. Dieser Aufbau führt zu einem flatterigen Fahrverhalten. Auf unseren Abfahrten mussten wir das Tempo stark drosseln, um kein Risiko einzugehen. Zu guter Letzt war der Motor
den Anstiegen bei weitem nicht ge­wachsen und verabschiedete sich
schon auf der Teststrecke – vermutlich wegen Überhitzung.

Das BH Evo Jumper können wir aus Biker-Sicht getrost als Flop bezeichnen. Es eignet sich eher als komfortables Trekking­rad für die Ebene. Ein Mountainbike ist
es nicht.

+ Klare und schlichte Designsprache mit integriertem Akku

– Hohes Gewicht, schwacher Motor und wenig beeindruckende Ausstattung.


Centurion Numinis E


www.centurion.de 4149 Euro

  Centurion Numinis EFoto: Daniel Simon
Centurion Numinis E

Noch vor dem Aufsitzen sticht die aufwendige Hinterbau-Kinematik des Numinis E ins Auge. Der Dämpfer sitzt zentral in einer aufwendigen Konstruktion mit sogenanntem "virtuellem Drehpunkt". Sage und schreibe neun Lagerpunkte zählten wir. Die Hebel und Gelenke erzeugen ein sensibles Federungsverhalten, das sich sehr linear anfühlt und mit hohem Komfort glänzt. Die Kehrseite des aufwendigen Aufbaus: Bereits im Neu­zustand knarzte unser Test-Fahrwerk hörbar. Hinterbau und Federgabel harmonieren gut, und die 120 Millimeter Federweg lassen sich unkompliziert abstimmen. Die Fahrposition auf dem Centurion ist weit nach hinten verlagert und tourentauglich aufrecht und entspannt. Für winklige Kurse muss der Fahrer aktiv das Gewicht auf den angenehm breiten Lenker verlagern, damit das ­Vorderrad die Spur hält. Die Kassette mit 11–42 Zähnen harmoniert gut mit dem Bosch-Antrieb, in dieser Kombination lassen sich auch steile Rampen mühelos erklimmen.

Entspannter Bosch-Komforttourer mit guten Kletter-eigenschaften und auf­wendiger Anlenkung des 120 Millimeter Hinterbaus.

+ Harmonisches Fahrwerk und Rahmen mit solider Touren-Geometrie, sehr leicht

– In dieser Klasse zu schwache Reifen


Corratec E-Power Two Circle 25


www.corratec.com 3499 Euro

  Corratec E-Power Two Circle 25Foto: Daniel Simon
Corratec E-Power Two Circle 25

Corratec baut sein E-Bike auf wie ein Race-Fully für den Marathoneinsatz. Es ist auf maximalen Geradeauslauf getrimmt und zwingt den Fahrer in eine aerodynamisch gestreckte Haltung. Das erreichen die Raublinger Konstrukteure durch die Paarung von langen Kettenstreben, dem längsten Radstand im Test und einem steilen Sitzwinkel. Wie bei allen Standard-Pedelecs ist aber auch beim Corratec oberhalb von 25 km/h Schluss mit Race, die hohe innere Reibung des Bosch-Antriebs und das hohe Gewicht lassen das Laktat in die Beine schießen, sobald die Motorunterstützung fehlt. Das ­dürfte der Grund sein, warum Corratec dieses Modell auch als 45 km/h Version anbietet – es passt einfach besser zum Konzept. Die Erscheinung des Bikes ist hochwertig: Die Züge laufen innen im klar lackierten Alu-Rahmen, dadurch wirkt das Bike sehr auf­geräumt. Die Komponentenwahl ist preisbewusst, aber stimmig.

Seine Geometrie-Gene bezieht dieses E-Mountainbike ein­deutig aus dem Rennsport. Leider schaltete der Antrieb trotzdem bei 25 km/h ab.

+ Rahmen mit schönem Finish und innenverlegten Zügen

– Sehr gestreckte Sitzposition


Cube E-Stereo Hybrid HPA


www.cube.eu 3999 Euro

  Cube E-Stereo Hybrid HPAFoto: Daniel Simon
Cube E-Stereo Hybrid HPA

Auf dem Cube fühlten sich die Tester sofort wohl: entspannte Sitzposition mit sportlichem Touch, die auch stundenlangem Pedalieren den Schrecken nimmt. Mit dem E-Stereo möchte man sofort zum Trailscouting ausrücken. Und wenn der Trail in einer Sackgasse endet? Egal! Motor an und wieder hoch. Dabei darf es ruhig zur Sache gehen: An der Front glättet die RockShox Pike den Trail, auf den 27,5-Zoll-Felgen dreht sich eine sehr durchdachte Reifenkombi, bestehend aus Hans Dampf vorn und Rockrazor mit zusätz­lichem Durchschlagschutz hinten. Das scheint uns aktuell eine der besten Reifenkombinationen an E-Bikes dieser Klasse. Der Hinterbau arbeitet minimal straffer als die Gabel. Das Gesamtpaket zeigt sich durchdacht bis ins Detail. Mit der vom Lenker aus absenkbaren Sattelstütze gelingt der Wechsel in den Abfahrtsmodus spielerisch, und mit der XT-Bremsanlage bleibt die Fuhre mit einem Finger am Hebel hervorragend kontrollierbar.

Ein E-Bike für ausgedehnte Touren, gespickt mit technisch anspruchsvollen Passagen. Ausstattung auf Top-Niveau.

+ Alles dran, was man braucht


Lapierre Overvolt FS

Das Overvolt zählte bereits im vergangenen Jahr zu den Lieblingen der Tester. Aus­stattungsseitig blieb außer dem Dekor alles beim Alten. Wermutstropfen: Der Dämpfer reichte nicht an die Performance seines Vorgängers heran. Wir vermuten entweder eine Streuung in der Serie oder einen Defekt an der Dämpfung des Absorbers, der mit ­Lapierres eigenem Label anrollte. Damit erreichte das Overvolt nicht ganz die Performance der Vergangenheit. Die Sitzposition passte uns gut – Wohlfühlcharakter im Up- wie im Downhill. Das lange Oberrohr hat darauf keinen negativen Einfluss. Die direkte Steuerung – dank 740er-Lenker und Steckachsen – erleichtert die Linienwahl. Auch angenehm: Die hochgezogene Kettenstrebe macht einen Strebenschutz unnötig und es gibt kein Geklapper. Die Zugverlegung läuft im Rahmen, und das Cockpit ist sehr aufgeräumt. Eine Remote-Sattelstütze würde auch hier den variablen Charakter des Bikes unterstreichen. Wenig steifer Rahmen.

  Lapierre Overvolt FSFoto: Daniel Simon
Lapierre Overvolt FS

Ein Bike in der 140-Millimeter-Federwegs­klasse für ­jedes Gelände. Runde Ausstattung, gute Optik und schöne Ver­arbeitung.

+ Steifer Hauptrahmen

– Dämpfung im Hinterbau nicht ausreichend


Haibike Xduro AM RC


www.haibike.de 3999 Euro

Welcher Motor verbaut ist, verrät bei Haibike bereits der Name: Ein Xduro-Bike kommt mit Bosch-, die etwas preiswertere Sduro-Linie mit Yamaha Antrieb. Im AM RC werkelt neben dem Bosch-Antrieb ein 150-Millimeter-Fahrwerk aus dem Hause Fox, das schluckt sensibel jeden Kiesel. Die Kombination mit dicken Hans-Dampf-Schlappen bietet jede Menge Potenzial für Spiel und Spaß im Gelände. Der Rollwiderstand in E-Bikes spielt keine Rolle, darum sind dicke Reifen erste Wahl. Die Sitzposition ist mit der hohen Front entspannt aufrecht, daher muss der Fahrer in der Kurve aktiv Druck geben. In der Praxis fiel uns ein etwas schwammiges Handling auf, als Ursache ermittelten wir die lasche Speichenspannung im Hinterrad. Leider entsprach die Leistung der 200er-Shimano-Deore-Bremse nicht dem gewohnten Standard und konnte ihr Potenzial nicht voll ausspielen.

  Haibike Xduro AM RCFoto: Daniel Simon
Haibike Xduro AM RC

Dass sich das Personal bei Haibike intensiv mit dem ­Thema E-Mountainbike ­beschäftigt, merkt man dem Xduro ­sofort an. Die Ausstattung ist sehr durchdacht.

+ Tolle Reifen- und Fahrwerkskombination

– Lasche Speichenspannung im Hinterrad


M1 SportTechnik Spitzing

Das M1-Bike sieht martialisch aus. Und ja, 25 Kilo sind kein Pappenstiel. Die positive Überraschung im Fahrbetrieb: Der kompakte Cleanmobile-Mittelmotor schiebt das Bike mit einer Power an, die uns zweifeln ließ, ob es sich um einen 250-Watt-Motor handeln kann – die Konkurrenz flog nach hinten aus dem Blickfeld. Die Steuerung ist sportlich und harmonisch, nur die Bremsabschaltung war gewöhnungsbedürftig. Im Trail zeigte sich das Spitzing auch von hohen Stufen und hartem Geländeeinsatz unbeeindruckt und blieb erstaunlich wendig. Angenehmerweise ist bei der Fox 36 auch die Druckstufendämpfung einstellbar, was es ermöglicht, das Setup auch an das Fahrzeuggewicht abzustimmen. Leider verlor der Akku bei heftigen Schlägen mehrfach den Kontakt, das System schaltete für einen Augenblick ab; allerdings war der Akku noch ein Prototyp. Mit den langen Magura Mehrfinger-Bremshebeln kamen die Tester nicht zurecht.

  M1 Sporttechnik SpitzingFoto: Daniel Simon
M1 Sporttechnik Spitzing

Überrascht hat die Performance des Antriebs, der in puncto Leistung alle anderen Systeme um Längen schlug. Aber bitte nicht auf den Preis schauen.

+ Sehr starker Motor, individuelle Optik

– Für diese Fahrwerksklasse zu schwache Reifen, hoher Preis


Moustache Samedi 27.9 FS Race

Das Rad der jungen Marke Moustache ist das erste Bike im E-BIKE-Test, das mit
29-Zoll-Vorderrad und 27,5-Zoll-Hinterrad auf die Teststrecke rollt. Außerdem besitzt es 160 Millimeter Federweg. An der Front werkelt die voll ausgestattete Fox 36, ver­zögert wird mit Maguras brachialen Stoppern MT7. „Keine Kompromisse!“ scheint die Vorgabe für dieses reinrassige Enduro gewesen zu sein. Die Testfahrer stritten sich darum, wer mit dem Ausstattungswunder in toller Optik zuerst auf der Trail durfte. Dort zeigt sich, dass das Konzept Enduro mit 29-Zoll-Vorderrad bestens funktioniert: Dank kurzem und flach bauendem Rahmen bleibt immer genug Druck auf der Front, damit der Schwalbe Hans-Dampf-Reifen am Boden bleibt. Gleichzeitig läuft das Bike verspielt und wendig, ohne nervös zu wirken. Die Kassette mit großem 42er-Ritzel hilft wirkungsvoll in verblockten oder heftigen Steigungen.

  Moustache Samedi 27.9 FS RaceFoto: Daniel Simon
Moustache Samedi 27.9 FS Race

Wenn die gesamte Kollektion der Franzosen auf diesem Niveau spielt, prophezeien wir Moustache eine ­rosige Zukunft. Das Enduro überzeugt mit durchdachtem, qualitativ hochwertigem Aufbau und tollen Fahr­eigenschaften.

+ Stimmige Kombination aus 27,5- und 29-Zoll-Laufrädern

– Für längere Bergauf-Stücke etwas gedrungene Haltung


Univega Renegade Impulse 2.0


www.univega.com 3599 Euro

Univega ist bei den vollgefederten Bikes ein weiterer Bosch-Verweigerer neben M1 und BH. Der Impulse-2.0-Antrieb hat Power auf Bosch-Niveau. Um sie abzurufen, muss der Pilot jedoch einen höheren Beitrag leisten. Dieses Konzept finden wir gut, schließlich ist E-Biken nicht Motorrad fahren. Bei der Steuerung verliert der Antrieb jedoch den Anschluss. Die lange Schaltunterbrechung ist besonders im Steilen unangenehm, während uns langes Nachlaufen des Motors eher im technischen Gelände störte. Das 120-Millimeter-Fahrwerk bleibt vom Potenzial her geringfügig hinter der Konkurrenz zurück. Die RockShox-XC32-Gabel ließ uns den Preisdruck bei der Komponentenwahl spüren. ­Dafür ist die Sitzposition zentral im Rad und vermittelt viel Kontrolle. Die verbauten, eher günstigen Komponenten sind clever gewählt und harmonieren gut: breiter Lenker, 180er-Bremsscheiben, Steckachsen. Die Nobby-Nic-Reifen stehen einem Bike dieser Klasse gut zu Gesicht.

  Univega Renegade Impulse 2.0Foto: Daniel Simon
Univega Renegade Impulse 2.0

Für 3599 Euro erhält man zwar kein Bike auf Top-Niveau, aber einen solide ausgestatteten Tourer.

+ Angenehm breiter Lenker

– Sehr lange Kettenstreben


Trek Powerfly+ FS9

Quietsch! – Das Trek sticht auf Anhieb ins Auge, grellgelb leuchtet die Ausstattungsvariante FS9 aus dem Teilnehmerfeld heraus. Der Rahmen unter dem Lack glänzt mit liebevollen Details. Die Züge sind innenverlegt und hinter kleinen Abdeckungen sind Kabel verborgen, die es ermöglichen, Lampen direkt an den Akku zu koppeln. Ein stabiles Motorblech unter dem Bosch-Antrieb verhindert Schäden durch Aufsetzer. Das Herzstück ist der großvolumige RockShox-Dämpfer Monarch Debonair, dem es im Zusammenspiel mit dem ausgefeilt straffen Hinterbau gelingt, ein Tempo zu gehen, für das andere Bikes mehr Federweg benötigen. Beim Handling attestierten die Fahrer dem Bike einen verspielten Auftritt und hervorragende Kurvendynamik. Daran hatte sicher auch die Rahmengröße ihren Anteil: Während die übrigen Räder im Testfeld mit L-Rahmen starteten, konnte Trek für den Test nur ein M-Bike liefern.

  Trek Powerfly+ FS9Foto: Daniel Simon
Trek Powerfly+ FS9

Wer die 4499 Euro aus­geben kann, die Trek für sein Topmodell aufruft, braucht sich um Tuningteile kaum Gedanken zu machen. Da ist alles dran.

+ Schöne Detaillösungen am Rahmen mit tollem Fahrwerk.

– Störende Zugverlegung zur Sattelstütze

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