Mountainbike ist nicht gleich Mountainbike: Das werden auch Sie festgestellt haben, wenn Sie bei einer ersten Recherche über Begriffe wie Trailbike, Fatbike, Enduro oder All Mountain Bike gestolpert sind. Dieser Artikel widmet sich dem Trailbike. Was zeichnet ein Trailbike aus und wo können Sie es am besten einsetzen?
Trailbikes sind als Allrounder im Mountainbike-Bereich für einen breiten Einsatzbereich konzipiert. Ein Trailbike ist geländetauglich und muss selbstverständlich mit den Unebenheiten und Herausforderungen von Trails zurechtkommen. Sie dürfen von einem Trailbike sowohl bergauf als auch bergab Fahrspaß, entsprechenden Komfort, aber auch die nötige Sicherheit erwarten. Manchmal wird der Begriff Trailbike sehr eng gefasst, manchmal wird er auch als Oberbegriff für Marathon, Trail, Touren und teilweise auch All Mountain Bikes genutzt. Die Übergänge zwischen diesen Bike-Typen sind fließend. Prinzipiell sind Trailbikes für abwechslungsreiche, aber ausgewogene Streckenprofile gedacht. Etwa 40 % flacherer Gelände-Trail und jeweils 30 % Trails mit Steigungen beziehungsweise Abfahrten stellen eine optimale Mischung für die Multitalente unter den MTBs dar.
Die Ausstattung von Trailbikes orientiert sich an den Anforderungen an einen Allrounder. Sie möchten mit einem Trailbike gut die Berge hochkommen. Dafür brauchen Sie ein geringes Gewicht und die passenden Über- beziehungsweise Untersetzungen an der Gangschaltung. Auch auf ebenen Trails hilft Ihnen das geringere Gewicht für eine bessere Beschleunigung. Aus diesem Grund setzen die meisten Trailbike-Hersteller auf Rahmenmaterialien wie Aluminium oder Carbon. Bergab möchten Sie Fahrspaß erleben, sich aber auch sicher fühlen. Dafür brauchen Sie eine gute Bremsleistung, eine passende Federung und einen robusten Rahmen mit einer hohen Steifigkeit. Die Bremsen sind in der Regel Scheibenbremsen. Bei der Federung wird zwischen Hardtails (Federung nur vorne) und Fullys (zusätzliche Federung am Hinterbau) unterschieden. Die Federwege liegen in der Regel zwischen 120 bis 150 Millimetern. Damit behalten Sie noch einen guten Bodenkontakt, der für eine gute Fahrdynamik und Steuersicherheit sorgt. Bei den Laufradgrößen sind 29 Zoll mittlerweile zum Standard geworden, obwohl 27,5 Zoll immer noch eine übliche Größe ist.
Die Abgrenzung zu anderen MTBs erfolgt über den Einsatzbereich, der sich auf einzelne Ausstattungsmerkmale auswirkt. Marathon- oder Tourenbikes sind eher auf längere Touren ausgelegt und stellen Effizienz und Fahrkomfort in den Vordergrund. Cross-Country Bikes werden oft in Rennen gefahren und legen Wert auf Effizienz und geringes Gewicht. Fehlender Komfort wird durch Fahrkunst ausgeglichen. Enduros und noch mehr die Freeride Bikes sowie Downhill Bikes fokussieren stärker auf Abfahrten, so dass bei diesen MTB-Typen die Federwege länger werden und durch das höhere Gewicht das Bergauffahren etwas langsamer vonstattengeht. Mit einem Trailbike als Alleskönner möchten Sie in jedem Einsatzgebiet eine ordentliche Performance abliefern, aber nicht unbedingt die auf das letzte Quäntchen optimierte Leistung abrufen. Das ist schließlich das Wesen eines Allrounders.
Es geht beides und es ist letztendlich eine Frage der persönlichen Vorliebe. Wenn Sie mehr Wert auf Fahrkomfort und Abfahrtsspaß legen, dann ist ein Fully die bessere Wahl. Wenn Sie preisbewusster sind, ein wartungsärmeres Bike möchten und aufgrund des geringeren Gewichts schneller bergauf fahren möchten, dann ist ein Hardtail sinnvoll.
Ein Trailbike setzt sich aus vielen Komponenten zusammen, auf die wir an dieser Stelle jeweils kurz eingehen möchten. Weitere Details zu den Herstellern und konkreten Performancedaten finden sich in tiefergehenden Produktbeschreibungen und Vergleichstests.
Für Federgabeln bei Trailbikes gilt ein Federweg von 120 bis 150 Millimeter als Standard, wobei sich als Trend ein Wert von 140 Millimetern abzeichnet. Die Fahrwerke werden in zwei Systeme unterschieden. Stahlfedern sind schwerer, aber linearer in der Kraft-Weg-Kennlinie. Luftfedersysteme sind leichter, müssen aber speziell abgedichtet werden. An diesem Beispiel lässt sich besonders gut ablesen, dass jede Komponente einen Beitrag zum Gesamtgewicht des Trailbikes leistet. Wenn Sie tiefer in das Anforderungsprofil von Federgabeln einsteigen, dann werden Sie weitere Unterschiede in den Produktdetails feststellen können:
Laufräder sind bewegliche Teile am Trailbike. Ihre Rotation und weitere Eigenschaften haben einen erheblichen Einfluss auf die Fahrdynamik. Für die allermeisten Anwendungsbereiche eines Trailbikes sind 29 Zoll heutzutage die dominierende Größe, aber auch 27,5 Zoll sind durchaus noch verbreitet. Bei den Laufrädern stellt sich auch die Materialfrage: Carbon oder Aluminium. Abgesehen vom leichteren Gewicht der Carbonräder sind diese auch deutlich stabiler. Aber wenn sie einmal einen Riss oder eine andere Beschädigung aufweisen, dann gehören die teuren Stücke in den Müll. Aluminiumräder lassen sich dagegen in der Regel wieder gut zurechtbiegen. Ein Satz Laufräder sollte nicht mehr als zwei Kilogramm auf die Waage bringen, wobei auch deutlich geringere Gewichte möglich sind. Viele Laufräder sind heutzutage so konzipiert, dass sie auch für den schlauchlosen Einsatz geeignet sind (tubeless ready). Das sorgt insgesamt für weniger Verschleiß und mehr Sicherheit. Die Reifen sollen genügend Bodenkontakt für eine gute Traktion haben. Dies wird über die Reifenbreite festgelegt. Breitere Reifen haben eine bessere Selbstdämpfung, was das Fahren komfortabler macht, aber auch mit einem höheren Rollwiderstand einhergeht. Typische Reifenbreiten für Trailbikes liegen zwischen 2,2 und 2,6 Zoll. Grobstolligere Profile sind auf schlammigem oder sandigem Untergrund besser, knicken aber auf härten Böden häufiger weg und verlieren die Haftung.
Generell ist festzuhalten, dass bei neueren Mountainbikes fast nur noch Einfachvarianten zu finden sind. Mit dem einzelnen Kettenblatt vorn (typisch sind 28 bis 34 Zähne) können Sie den Übersetzungsbereich, der durch die Kassette hinten vorgegeben wird, verschieben. Es sind immer mehr 12er Kassetten auf dem Markt vertreten, die die verfügbare Bandbreite im Vergleich zu den 11fach-Kränzen erhöhen. Die Bandbreiten (Anzahl Zähne größtes Ritzel / Anzahl Zähne kleinstes Ritzel) können bei Werten von unter 400% bis über 500% liegen. Beispiele sind 11-46-Kassetten oder 10-50-Kassetten. Um einen möglichst kleinen Klettergang einlegen zu können, ist das Untersetzungsverhältnis entscheidend (Anzahl Zähne Kettenblatt vorn / Anzahl Zähne größtes Ritzel hinten). Wenn Sie am Berg besonders leicht treten möchten, dann sollten Sie auf ein möglichst kleines Untersetzungsverhältnis achten.
Mountainbikes, und damit auch Trailbikes, haben kleinere Rahmen als beispielsweise Rennräder. Die Höhe ist etwa 10 Zentimeter niedriger und das Oberrohr fällt oft nach hinten ab. Kürzere Rohre mit größeren Durchmessern sorgen für mehr Steifigkeit. Aluminium und Carbon sind aus Gewichts- und Stabilitätsgründen die bevorzugten Materialien. Die Größe des Rahmens und die Abstimmung mit den anderen Komponenten bestimmt die Sitzposition und den Sitzwinkel. Je sportlicher Sie unterwegs sein wollen, desto gestreckter sitzen Sie auf dem Trailbike und desto flacher ist der Sitzwinkel. Zur Bestimmung der optimalen Größe bietet jeder Hersteller Bike-Finder an, bei denen Sie bestimmte Körpermaße und -proportionen, wie beispielsweise die Innenbeinlänge, angeben müssen. Wenn Sie ein neues Trailbike kaufen möchten, sollten Sie unbedingt die Möglichkeit einer Testfahrt nutzen. Natürlich lassen sich einige Einstellungen, wie Sattel- oder Lenkerposition, immer noch korrigieren, aber nur in bestimmten Grenzen. Bei einer Probefahrt können Sie auch einen Eindruck über die Laufruhe beziehungsweise Spurtreue des Trailbikes gewinnen. Insgesamt ist Ihr persönliches Fahrgefühl ein entscheidender Faktor bei der Auswahl des neuen Bikes.
Je besser die Bremsen, desto sicherer sind Sie unterwegs, besonders bergab. Das ist eine Binsenweisheit, aber mit einer nachgewiesen guten Bremsleistung sind Sie nicht nur objektiv sicherer unterwegs, sondern haben auch ein höheres Sicherheitsgefühl. Und das lässt wiederum mehr Raum für erhöhten Fahrspaß. Je steiler Sie abfahren wollen, desto bessere Bremsen brauchen Sie also. Es kommen aber noch andere Faktoren dazu, die die Größe Ihrer Bremsscheiben bestimmen. Das ist beispielsweise Ihr Körpergewicht. Scheibenbremsen haben sich im Prinzip als die leistungsfähigeren Bremsen durchgesetzt. Der Durchmesser der Scheiben liegt zwischen 160 und 220 Millimeter. Im Durchschnitt liefert eine 160 Millimeter-Scheibe nur etwa drei Viertel der Bremskraft einer 200 Millimeter-Scheibe.
Es gibt Trailbikes in den unterschiedlichsten Preissegmenten. Für Einsteiger lassen sich gute Trailbikes schon im Bereich von 1000 Euro finden. Wenn das Material von Aluminium auf Carbon wechselt oder wenn statt der Hardtail-Ausstattung ein Fully zur Debatte steht, dann dürfen Sie leicht mit dem doppelten Einstiegspreis rechnen. Nach oben gibt es kaum Grenzen. Viele Modelle tummeln sich im Bereich zwischen 4000 und 7000 Euro, aber auch im fünfstelligen Preisbereich gibt es eine entsprechende Auswahl.
Einige Modelle, wie das Stumpjumper von Specialized, sind absolute Klassiker im Trailbike-Segment. Natürlich sind die aktuellen Stumpjumper EVO Modelle nicht mehr vergleichbar mit dem ersten Serien-MTB überhaupt, das unter demselben Namen auf den Markt gebracht wurde. Alle Hersteller optimieren Ihre Bikes und verpassen ihnen regelmäßig Facelifts. Von vielen Modellen gibt es unterschiedliche Ausstattungsvarianten. BIKE testet die neuesten Trailbikes regelmäßig und stellt die Neuerscheinungen vor. Ein kleiner Überblick über die bekanntesten Hersteller mit Ihren Top-Modellen, der absolut keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:
Der wichtigste Vorteil von Trailbikes liegt im Charakter des Allrounders begründet. Sie sind relativ flexibel auf unterschiedlichsten Untergründen und Geländeprofilen einsetzbar. Daher bietet das Trailbike abwechslungsreichen Fahrspaß, auch wenn nicht überall das letzte Quäntchen herausgekitzelt werden kann. Die Ausstattungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig, so dass für jeden Typ Fahrer etwas zu finden ist. Und natürlich ist das Fahren auf Trails durch den Wald oder die Berge ein deutlich naturnäheres Erlebnis als die Fahrt mit einem Rennrad auf Asphalt.