Florentin Vesenbeckh
· 20.09.2019
Stahlfederdämpfer, sehr breiter Lenker, minimalistische Bedieneinheit: Das Trance SX E+ schreit förmlich nach sportlichem Enduro-Einsatz.
Seine Stärke zeigt das nagelneue Giant dabei schon auf dem Weg nach oben. Dank langer Kettenstreben und tiefer Front klebt das Vorderrad am Boden. Der Stahlfederdämpfer steht hoch und ruhig im Federweg, sodass der Hinterbau bergauf nicht wegsackt. Gleichzeitig ist zu jeder Zeit massig Traktion vorhanden, top im technischen Gelände. Der Antrieb erfordert allerdings etwas Umdenken: Bei hoher Trittfrequenz, zum Beispiel beim Erklimmen kurzer, knackiger Rampen, fehlt die Durchzugskraft. Dafür schiebt der Motor schon bei niedriger Kadenz kraftvoll und konstant an. Die höchste Unterstützungsstufe vermittelt dabei eher Motorrad-, denn Bike-Feeling. Gleiches gilt für die Akustik, denn der Yamaha ist lauter als die Shimano-Konkurrenz. Wer eine natürlichere Motor-Charakteristik bevorzugt, greift besser zum dritten von fünf Modi, denn dieser (wie auch die ersten beiden Modi) setzt die Motorkraft abhängig vom Fahrer-Input frei. Überraschenderweise war in der Praxis kaum ein Power-Unterschied der drei höchsten Modi (Normal, Sport, Sport+) zu spüren.
Aber jetzt in die Abfahrt: Auf dem Trail fällt sofort das satte und potente Fahrwerk auf. Gabel und Dämpfer stehen hoch im Federweg, geben gutes Feedback und arbeiten sensibel. Damit ist das Bike gemacht für Vollgas-Abfahrten. Die Geometrie mit flachem Lenkwinkel und moderatem Reach ist ebenfalls stimmig. Aber Achtung: Die Front ist sehr tief. Selbst Fahrer, die diese Eigenart bevorzugen, sind das Giant mit möglichst vielen Spacern gefahren. Das ist gewöhnungsbedürftig. Schade: Der Akku fällt mit fast 4,4 Kilo extrem schwer aus. Das treibt nicht nur das Gesamtgewicht in die Höhe, sondern macht auch die Mitnahme eines Zweit-Akkus zur Qual.
Ein starkes Fahrwerk und eine ausgewogene Geometrie, das Giant macht auf anspruchsvollen Enduro-Kursen eine gute Figur. 2,6er-Reifen sind für mich am E-Bike definitiv die richtige Wahl, denn sie bieten viel Grip, ohne schwammiges Fahrgefühl. Der Motor hat mich allerdings nicht ganz überzeugt. Er reagiert nicht so feinfühlig wie ein Shimano-Antrieb. Das merkt man zum Beispiel beim Wheelie-Fahren, hier ist das Giant nur schwer zu handeln. Die minimalistische Anzeige ohne Display ist für mich nicht State of the Art.
Preis 5999 Euro
Zeit / 500 hm4
23:58 Min.
Reichhöhe 828 hm
ANTRIEB
Motor Giant SyncDrive Pro, powered by Yamaha
Maximales Drehmoment¹ 80 Nm
Akku¹/ -Gewicht² / Preis Ersatz-Akku Giant Energy Pak, 496 Wh, 4384 Gramm / 699 Euro
Schaltung Sram X01 Eagle (12fach)
Übersetzung (v. / h.) 36; 11–50
Display / Größe Serienmäßig ohne Display, kann nachgerüstet werden
AUSSTATTUNG
Gabel / Dämpfer Fox 36 Factory Fit4 Kashima / Fox DHX2 Factory Coil 2Position
Federweg (v. / h.) 160 mm / 140 mm
Teleskopstütze Giant Contact Vario, 150 mm
Bremse / Disc Ø (vorne / hinten) Sram Code R / 200 mm / 200 mm
Laufräder Giant AM+ Disc-Systemlaufräder
Laufradgröße 27,5''
Reifen Maxxis Minion DHF EXO 3C / DHR II Exo 3C, 27,5 x 2,6 Zoll
MESSWERTE²
Größen / Rahmenmaterial XS / S / M / L / XL / Aluminium
Gewicht 24,38 kg
Schwerpunkthöhe 514 mm
Lenkerbreite 800 mm
Kurbellänge / Q-Faktor 170 mm / 172 mm
Reach / Stack 447 mm / 602 mm
EMTB-URTEIL SEHR GUT³
¹Herstellerangabe
²Ermittelt an den Prüfständen im EMTB-Testlabor, Gewicht ohne Pedale.
³Das Urteil gibt den subjektiven Eindruck der Tester und die Ergebnisse der Reichhöhenmessung und der Labortests wieder. Das EMTB-Urteil ist preisunabhängig.
4 Ermittelt auf dem Rollenprüfstand im EMTB-Testlabor auf höchster Unterstützungsstufe, konstante Steigung ohne Flachstücke, 130 Watt Tretleistung des Fahrers. Die Zeit / 500 hm bezieht sich auf die ersten 500 Höhenmeter.
EMTB-Urteile: super (ab 350 Punkte), sehr gut (ab 315 Punkte), gut (ab 280 Punkte), befriedigend (ab 245 Punkte), mit Schwächen (ab 210 Punkte), darunter ungenügend. 4Durchschnittswert aus dem Reichhöhentest über die gesamte Distanz.