Tobias Brehler
· 07.10.2021
Trek modernisiert sein Down-Country-Bike Top Fuel für 2022: Mehr Federweg, flachere Winkel und ein Staufach im Unterrohr sollen sportliche Trail-Biker glücklich machen.
Down Country ist in aller Munde – und das zu Recht! Diese Mountainbike-Gattung soll klettern können wie reinrassige Rennfeilen und Abfahren wie echte Trailbikes. Viele Hersteller bohren dafür kurzerhand ihr bestehenden XC-Fully auf und spendieren neben einer hubstärkeren Federgabel noch grobstollige Reifen und eine Vario-Sattelstütze. Der US-Riese Trek geht einen anderen Weg: Das Top Fuel wurde schon im letzten Modellzyklus gezielt als Down-Country-Bike entwickelt. Die neueste Ausbaustufe für 2022 wurde in fast allen Bereichen optimiert.
Wie gewohnt steht das neue Trek-Bike in S bis XXL auf 29-Zoll-Laufrädern, nur die Rahmengröße XS setzt auf 27,5-Zöller (nur das Modell 9.7 ist als XS für 4999 Euro verfügbar). Sowohl der Carbon- als auch der Aluminium-Rahmen verfügen über den Kofferraum im Unterrohr, in dem man Schlauch, Weste oder Werkzeug unterbringen kann. Beide Varianten gibt es auch als Rahmenset mit Dämpfer: Der Aluminium-Rahmen liegt bei 2299, der Carbon-Rahmen bei 3999 Euro. Zudem quetscht der weiterentwickelte Hinterbau jetzt 120 Millimeter Federweg aus dem Dämpfer (bislang nominell 115 Millimeter, im BIKE-Test 122 Millimeter). Diese arbeiten je nach Modell mit 120 oder 130 Millimetern (nur Modell 9.9 XTR) an der Federgabel zusammen.
Die Geometrie wurde im Detail modernisiert: Der Lenkwinkel am neuen Top Fuel ist mit 66 Grad 1,5 Grad flacher als beim Vorgänger, der Sitzwinkel mit 76 Grad ein Grad steiler. Der Reach ist im Schnitt bei allen Größen um 10 Millimeter gestiegen und liegt mit 480 Millimetern in L im Bereich moderner Trailbikes. Wie bei Trek üblich kann man über den Mino-Link die Geometrie anpassen: Lenk- und Sitzwinkel werden ein halbes Grad steiler, das Tretlager wandert acht Millimeter nach oben.
Laut Trek weist der neue Hinterbau einen höheren Antisquat-Wert auf und verzichtet deshalb auf einen Lockout mit Lenkerfernbedienung. Dafür bietet der Dämpfer eine Plattformfunktion. Ob die Rechnung aufgeht, lesen Sie demnächst in BIKE. Der Hinterbau des Vorgängers pumpte unter Last und erforderte den Einsatz des Lockouts für Zwischensprints.
Außerdem hat Trek an einem Kritikpunkt der vergangenen BIKE-Tests gearbeitet: Der Lenkeinschlagsbegrenzer („Knock Block“) erlaubt jetzt 72 Grad Lenkeinschlag – 14 Grad mehr als beim Vorgänger. Außerdem kann die Federgabel unter dem Unterrohr vorbeidrehen, auf den Lenkeinschlagsbegrenzer kann also theoretisch verzichtet werden. Dann können bei vollem Lenkeinschlag je nach Brems- und Schalthebelpositionen allerdings Schäden am Oberrohr entstehen.
Auch an die Wartungsfreundlichkeit haben die US-Amerikaner gedacht: Das geschraubte BSA-Lager lässt sich leichter wechseln als das Pressfit-Lager im Vorgänger und ist wesentlich weniger anfällig für Knarzgeräusche. Die Züge verlaufen durch durchgehende Leitungen im Rahmen, ein Zugwechsel ist so deutlich einfacher. Auch die dickere Sattelstütze (34,9 Millimeter Durchmesser) soll robuster sein.
Zwei Kritikpunkte des Vorgängers, die wir in unseren Tests des Top Fuel bemängelt hatten, treffen zumindest teilweise auch auf die neue Generation zu: Die kleinen 160-mm-Bremsscheiben hinten sind schon bei leichten Fahrern überfordert und in dieser Kategorie unterdimensioniert. Zudem drücken bei den günstigeren Modellen die einfacheren Komponenten und der schwer geratene Aluminium-Rahmen auf die Waage. Klettern wie mit einem Racebike ist damit nur mit mächtig Druck auf dem Pedal möglich.