Florentin Vesenbeckh
· 28.06.2016
Für Race zu viel, für Trail zu wenig – häufiges Feedback auf die ehemaligen Numinis-Modelle. Für 2017 wurde die Renn-Plattform überarbeitet und in eine Race- und eine Trail-Version aufgesplittet.
Für 2017 splittet das Centurion-Team um Ex-Racer und Konstrukteur Hannes Genze die Numinis-Flotte in zwei Varianten auf:
Das Numinis Carbon XC steht konsequenterweise auf einem 100-Millimeter-Fahrwerk und richtet sich an Rennfahrer, die ein Fully mit kompromisslosem Vortrieb suchen. Der Rahmen des Topmodells Team soll 1780 Gramm (ohne Dämpfer) wiegen, das Komplettbike 9,5 Kilo. Die Ausstattung: Fox-Fahrwerk, 12-fach Sram Eagle XX1, DT Swiss Spline 1501 Laufräder und Magura MT8-Bremsen. Mit dem Prototypen davon holte Matthias Pfrommer beim Cape Epic 2016 den zweiten Platz.
Das Numinis Carbon ist Centurions Antwort auf Trail und Alpencross. Der Lenkwinkel fällt mit 69 Grad deutlich flacher aus (XC-Version 70,5 Grad) und der Federweg von 130 Millimeter an der Front und 120 Millimeter am Heck bietet mehr Reserven im anspruchsvollen Terrain. Am Flagschiff arbeitet eine Fox 34 mit Boost-Standard, Srams 12-fach Eagle, XT-Bremsen und eine versenkbare Reverb-Sattelstütze. "Wenn jemand ein Trailbike sucht, würde ich ihm von Centurion definitiv ein Numinis Carbon in die Hand drücken", sagt Hannes Genze.
Beide Numinis-Carbon-Varianten rollen auf 29-Zoll-Laufrädern. Die Rahmen bieten Platz für zwei Flaschenhalter, setzen auf flexende Sitzstreben ohne Gelenk am Ausfallende und haben ein einstellbares Hauptlager. Dabei wird das Lagerspiel manuell angepasst, was dem Hinterbau mehr Steifigkeit verleihen soll. Außerdem verzichtet der Hinterbau auf einen Steg zwischen den Sitzstreben. Die nötige Steifigkeit bringen konische Bolzen an der Verbindung zwischen Umlenkhebel und Hinterbau. Gabel und Dämpfer sind vom Lenker aus dreistufig verstellbar. Alle Rahmen sind für die Verwendung einer elektronischen Shimano Di2-Schaltung vorbereitet, haben eine Umwerferaufnahme und kommen mit Ausfallenden im Boost-Standard.
Das Numinis Carbon kommt in zwei Modellvarianten zwischen rund 3500 und 5500 Euro. Das Carbon XC wird es ebenfalls in zwei Ausstattungsvarianten geben, die preislich etwa zwischen 4500 und unter 7000 Euro liegen werden. Damit ist das verbesserte Topmodell günstiger als sein Vorgänger.
Eines wird gleich auf den ersten Metern klar: Auch in der Trail-Version kann das 12,0 kg schwere Numinis seine Race-Gene nicht verstecken. Der Hinterbau ist straff und jede Kurbelumdrehung wird effektiv in Vortrieb umgemünzt. Auf dem Weg zum Traileinstieg verleitet das Bike zum Gas geben und vernichtet bereitwillig auch steilere Höhenmeter. Die Sitzposition ist zentral und angenehm – weder Streckbank noch Quetschkiste. Im offenen Modus wippt der Dämpfer für seine straffe Auslegung erstaunlich deutlich. Aber per Hebeldruck am Lenker hat sich das leichte Schaukeln sofort erledigt: Schon auf mittlerer Plattform-Stufe bleibt das Federbein ruhig. Ganz geschlossen kommt dann echtes Hardtail-Feeling auf. Oben angekommen genügen zwei Knopfdrücke für Sattelstütze und Fahrwerk und das Numinis ist im Abfahrtsmodus. Im gemäßigten Gelände zirkelt es flink um Kurven und zaubert ein Lächeln aufs Gesicht des Fahrers. Sehr ruppiges und schnelles Terrain bringt das Bike dann aber aus der Ruhe – zumindest bietet es hier nicht die Sicherheit eines ausgewachsenen Trailbikes. Das straffe Heck kann mit der potenten Gabel nicht ganz mithalten und der 69er-Lenkwinkel sorgt zwar für Agilität – aber eben nicht für Laufruhe und Reserven im harten Gelände. Sehr positiv fallen die Maxxis Ardent-Reifen auf, die in dem Terrain, für die das Numinis Carbon gebaut ist, kaum an die Grenze zu bringen sind.
Fazit: Ein Gefährt für sportliche Biker, die viel Wert auf Vortrieb legen, aber gleichzeitig im Gelände mehr Spaß haben wollen als mit einer reinrassigen Rennfeile.