Ludwig Döhl
· 27.11.2019
Trailbikes wurden immer abfahrtslastiger, waren schwer, hatten grobe Reifen. Das verdross Tourenbiker. Jetzt wollen uns sportliche Fullys wieder begeistern. Eine Suche nach dem perfekten Touren-Bike.
Auf der Suche nach neuem Material standen sportliche Touren-Fahrer zuletzt vor einem Problem. Trailbikes, die eigentlich passende Mountainbike-Kategorie für geländegängige Kilometerfresser, haben sich bis zur Unkenntlichkeit mit dem All-Mountain-Genre vermengt (den Link zur Übersicht zu allen MTB-Kategorien finden Sie am Ende dieses Artikels). Robuste Ausstattungen, grobstollige Reifen und große Laufräder haben das Trailbike-Gewicht so hochgetrieben, dass in jüngster Vergangenheit sogar unseren gut trainierten Testfahrern die Puste ausging. Alle Trailbike-Testfelder, die wir zuletzt über die Trails und durch das BIKE-Labor gescheucht haben, fielen durch ein massives Gewichtsproblem auf. Für um die 3000 Euro lieferten uns die meisten Hersteller Bikes mit über 14 Kilo. Vor wenigen Jahren unterboten sogar erschwingliche Enduros diese Gewichtsmarke. Das Fazit in den Trailbike-Tests lautete deshalb immer ähnlich: Bergab sind sie nicht zu bremsen, bergauf fahren sie mit angezogener Handbremse. Die Testnoten "super" und "sehr gut" blieben oft verwehrt.
Die immer abfahrtslastigeren Bikes haben nicht nur uns kritische Töne entlockt, sondern anscheinend auch die Geldbeutel der potenziellen Kunden unter Verschluss gehalten. Denn eine kurze Recherche in der Industrie ergab, dass sich die Verkaufszahlen von Fullys rückläufig entwickeln. Kein Wunder, dass besonders Touren-Biker ihre Kaufentscheidung verschieben – wer schleppt auf langen Berg-Touren schon gerne Übergewicht mit sich herum?
Die Verzögerungsstrategie könnte sich jetzt auszahlen, denn viele Hersteller haben die Lücke in ihrer Produktpalette erkannt und bieten deshalb neue Bikes für Alpenüberquerer und sportliche Touren-Fahrer an. Um ein attraktives Gewicht mit guten Fahreigenschaften auf dem Singletrail zu vereinen, pumpen immer mehr Bike-Firmen die leichten Carbon-Rahmen ihrer Marathon-Fullys mit größeren 120-Millimeter-Federgabeln auf. Neben den Vorreitern Rocky Mountain, Cannondale oder Cube versuchen neuerdings auch Orbea, Focus, Felt, Corratec und weitere Hersteller ihre Marathon-Fullys mit dieser Strategie zum Trail-Räuber zu tunen. Um herauszufinden, ob sich das Werks-Tuning lohnt, haben wir zwei dieser aufgebohrten Marathon-Bikes und jeweils ein klassisches Trailbike und ein Racefully zum Test bestellt. Welches Konzept schlägt sich auf sportlichen Touren am besten und erzielt in unserer Punktewertung in der Kategorie Trail die meisten Punkte?
Den kompletten Vergleichstest inkl. aller Daten, Punktetabellen und der Notenübersicht finden Sie in BIKE 9/2019. Als PDF kostet der Vergleichstest 1,99 Euro. Warum nicht kostenlos? Weil Qualitätsjournalismus einen Preis hat. Dafür garantieren wir Unabhängigkeit und Objektivität. Das betrifft ganz besonders die Tests in BIKE. Die lassen wir uns nicht bezahlen, sondern das Gegenteil ist der Fall: Wir lassen sie uns etwas kosten, und zwar Hunderttausende Euro jedes Jahr.
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Für jeden denkbaren Einsatzbereich gibt es spezialisierte Bikes. Über den Federweg lassen sich die meisten Räder in folgende fünf Kategorien unterteilen. Unsere Test-Bikes tanzen zum Teil zwischen den Marathon-Fullys und Trailbikes.
CC – Cross-Country-Hardtails
100 Millimeter Federweg (vorne) Niedriges Gewicht, geringer Wartungsaufwand und gute Preise sind der Grund, warum Hardtails eine große Fan-Gemeinde haben. Kein Bike beschleunigt leichter. Die Kehrseite der Medaille: Hardtails haben wenig Komfort. Der starre Hinterbau fängt Schläge vom Untergrund kaum ab. In ruppigen Abfahrten kommen Hardtails schnell an ihre Grenzen.
MA – Marathon-Fullys
100–110 Millimeter Federweg Marathon-Fullys wurden für die Rennstrecke konstruiert. 100 bis 110 Millimeter Federweg an Gabel und Hinterbau versorgen Racer auf der Langstrecke mit deutlich mehr Komfort als Hardtails. Ausgewählte Modelle taugen für den Touren-Einsatz. Hauptaugenmerk der Kategorie ist das geringe Gewicht und die hohe Effizienz des Fahrwerks.
Neu: Sport-Tourer
110–120 Millimeter Federweg Bikes wie das Rocky Element und das Focus One tummeln sich zwischen der Trailbike- und Marathon-Gattung. Die Rahmen stammen von Racefullys ab, die Federgabeln wurden mit 120 Millimetern extra für dieses Zwischengenre gebaut. Die Reifen haben etwas mehr Profil als bei Marathon-Fullys, strotzen aber nicht vor Grip. Der Komponentenmix hält das Gewicht niedriger als bei klassischen Trailbikes.
TR – Trailbikes
120–140 Millimeter Federweg Trailbikes sollten eigentlich Abfahrtsspaß und gute Klettereigenschaften vereinen. Diese Kategorie fühlt sich mit 120 bis 140 Millimetern Federweg auch im anspruchsvollen Gelände wohl, ohne einem mit übermäßig hohem Gewicht die Fahrt gen Gipfel zu versauen. Die sportlichen Modelle dieser Kategorie lassen sogar den gelegentlichen Marathon-Start zu. Zuletzt litt diese Kategorie jedoch unter Übergewicht.
AM – All Mountains
140–160 Millimeter Federweg All Mountains kommen in jedem Gelände zurecht. Der üppig bemessene Federweg schluckt selbst grobe Schläge und lässt den Fahrer wie auf einer Sänfte über holprige Trails gleiten. Ein All Mountain sollte dabei stets Touren-tauglich bleiben, auch wenn der Fahrer dem hohen Gewicht Tribut zollen muss. Auch diese Kategorie wurde in den letzten Jahren sukzessive schwerer und legte mitunter beim Federweg zu.
EN – Enduros
160–180 Millimeter Federweg Verblockte Trails, steile Anliegerkurven oder Sprünge, ein Enduro wird mit allem fertig. Schwere Reifen, dicke Feder-elemente und abfahrtsorientierte Geometrien erschweren dafür den Anstieg. Wer bereit ist, über 3000 Euro zu investieren, bekommt auch ein verhätnis-mäßig leichtes Enduro, das dann bedingt Touren tauglich ist. Die robusten Bikes stecken einen Besuch im Bikepark ohne Probleme weg.
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